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Beliebtes Pilgerziel im Oberallgäu: Eine Kirche mit Geschichte

Wallfahrt in Maria Rain

Beliebtes Pilgerziel im Oberallgäu: Eine Kirche mit Geschichte

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    Ganz in der Nähe von Nesselwang findest Du den Pilgerort Maria Rain.
    Ganz in der Nähe von Nesselwang findest Du den Pilgerort Maria Rain. Foto: Ralf Lienert

    Maria Rain ist als der älteste Marienwallfahrtsort im Allgäu weithin bekannt. Schon 1086 soll sich hier „viel frommes Volk“ zusammengefunden haben, um einen Ulmenstamm mit Marienbildnis anzubeten, erzählt Georg Lechleiter – der Diakon ist Kenner der Geschichte der Pfarrkirche Heilig Kreuz.

    1936 und damit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Pfarrer Karl Kotter 1936 am 13. jeden Monats einen Wallfahrtstag in Maria Rain eingeführt – zum Gedenken an die Erscheinung der Muttergottes im portugiesischen Fatima am 13. Mai 1917.

    Am südlichen Eingang der Kirche begrüßt dich 'Maria' persönlich.
    Am südlichen Eingang der Kirche begrüßt dich 'Maria' persönlich. Foto: Sabine Verspohl-Nitsche/pdke

    Seither besuchen etwa 500 Pilger monatlich die Fatima-Wallfahrtstage in Maria Rain. Selbst wenn, so wie am heutigen Montag, der 13. auf einen Werktag fällt.

    „Pfarrer Kotter hat den Tag eingeführt in einer Zeit, in der sich der Nationalsozialismus ausbreitete und kirchliche Vereine verboten wurden“, erzählt Diakon Lechleiter. Gläubige seien in diesen schweren Jahren nach Maria Rain gekommen und hätten ihre Sorgen und Bitten mitgebracht.

    Im Krieg, der ein paar Jahre später ausbrach, sei der Ort oft der einzige gewesen, an dem Menschen beten konnten und Trost im Glauben gefunden hätten. Der Krieg habe auch im Allgäu vielen Müttern ihre Söhne und Männer genommen. „Es gab in der Landwirtschaft keine Krankenkasse, keine Rentenversicherung“, erinnert der gelernte Landwirt Lechleiter. In der Zeit „gab es viel zu beten“.

    Während des Ersten Weltkriegs sei die Muttergottes drei Hirtenkindern in Fatima erschienen. Sie habe sie angewiesen, den Rosenkranz für den Weltfrieden zu beten. Im Zweiten Weltkrieg habe dieses Gebet wieder neues Gewicht bekommen, ist Lechleiter überzeugt.

    Man habe sich an die Fatima-Erscheinung erinnert und noch mehr gebetet: „Was hätte man sonst tun können?“ Die Bedeutung Maria Rains als Fatima-Wallfahrtsort sei vermutlich so zu begründen.

    Am 13. Mai 1917 wurden drei Hirtenkinder, die Geschwister Francisco und Jacinta Marto sowie deren Cousine Lúcia dos Santos, von der ihnen erschienen Gottesmutter Maria angewiesen, den Rosenkranz für den Weltfrieden zu beten. In der folgenden Zeit soll Maria jeweils am 13. Tag des Monats erschienen sein und den „Sehern“ drei Geheimnisse offenbart haben – alle bezogen sich auf die Kirche und die Zukunft Europas.

    Dies waren laut der Überlieferung die Vorhersage eines weiteren Krieges, die Vorahnung der Bekehrung des kommunistischen Russlands und die Wahrsagung von einem weiß gekleideten Bischof, der, von Kugeln getroffen, zusammenbricht.

    Am 13. Mai 1981 also 64 Jahre später verübte Ali Agca am Jahrestag der Erscheinungen ein Attentat auf Papst Johannes Paul II. Dieser Anschlag wird mit der Prophezeiung in Verbindung gebracht. Die Erscheinungen endeten am 13. Oktober 1917 mit einem atemberaubenden Sonnenphänomen, das Zehntausende Schaulustige verfolgten. Der kleine Ort Fatima, 130 Kilometer nördlich von Lissabon, zählt längst zu den berühmtesten Wallfahrtsorten weltweit.

    Die Pilger kommen hierher, um vor der Muttergottesstatue zu beten und Buße zu tun. Auch Papst Johannes Paul II. besuchte den Ort ein Jahr nach den Schüssen auf ihn.

    Zulauf weiter ungebrochen

    Der Zulauf während der Fatimatage sei weiterhin ungebrochen. „Das ist ein Tag, an dem die Menschen ganz bewusst ihren Alltag unterbrechen. Sie nehmen daraus Kraft für ihre Aufgaben mit und Hilfe für ihre Seele“, hat der Diakon beobachtet.

    Er begleitet als Seelsorger die Wallfahrten in der Pfarrkirche Heilig Kreuz und unterstützt dabei Pfarrer Roland Högner, Leiter der Pfarreiengemeinschaft Oy-Mittelberg/Wertach. Nach dem Rosenkranzgebet und der Pilgermesse werde der Einzelsegen gespendet.

    „Dabei entsteht eine Beziehung zu den Gläubigen,“ sagt Lechleiter. Denn viele Pilger machten sich immer wieder auf den Weg hierher, und er erkenne sie bei der Segnung häufig wieder. So wie er eine Frauengruppe aus Görisried kenne, die seit Jahren jeden Monat zu Fuß nach Maria Rain kommt.

    Die Geschichte der Wallfahrtskirche, die heute durch die Baustile Spätgotik, Renaissance, Barock und Rokoko geprägt ist, ist auf Wandgemälden im südlichen Eingang dargestellt. Hier ist auch die Anbetung des Marienbildnisses im Ulmenstamm zu sehen.

    Im Jahr 1414 ist die erste Holzkirche entstanden, 1497 wurde eine größere, steinerne Kirche gebaut. 1439 kam der erste Kaplan nach Maria Rain, der der Pfarrei Mittelberg unterstand. Später erhielt der Benefiziat die selbstständigen Wallfahrtsrechte für Maria Rain, die Pfarrrechte hatte weiterhin der Pfarrer von Mittelberg, erzählt Lechleiter.

    Die Kirche verfügt über acht Beichtstühle. „Das ist kein Zufall.“ Denn alle Sorgen, Schwächen und alle Schuld würden mit hierher gebracht und durch die Beichte abgenommen. Die Kirche habe außerdem sieben Altäre – als Zeichen für die sieben Hauptkirchen Roms.

    Bei der letztmaligen Renovierung 1978 wurden an der Stelle, an der sich heute der verzierte, dreigliedrige Hochaltar befindet, Reste des verwitterten Ulmenstammes gefunden – als Zeuge für den Ursprung der Entstehung des Wallfahrtsortes.

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