„Blutspenden retten Leben.“ Damit wirbt das Rote Kreuz vor allem in den Sommermonaten um Blutspender. Derzeit sind Blutkonserven besonders knapp, haben die Helfer geklagt. Doch Fremdblut wird dringend gebaucht. Im Klinikverbund Kempten/Oberallgäu geht man mit den Konserven sparsam um. Denn sie sind vor allem für chronisch Kranke, besonders Krebskranke, überlebenswichtig.
Kaum noch Blutkonserven gibt es in den Sommermonaten laut Professor Dr. Birgid Neumeister am Labor im Klinikum. Doch wer eine schwere Unfallverletzung übersteht oder sich einer großen Operation unterzieht, ist oft auf Fremdblut angewiesen. Pro Jahr werden in Kempten etwa 5000 Konserven und in den Kliniken Oberallgäu etwa 2000 benötigt. Allein in Kempten wurden heuer bis Ende August 3066 Beutel mit roten Blutkörperchen (Erythrozyten-Konzentrate) angefordert. Dazu kamen 228 Blutplättchen-Konzentrate und 332 Beutel gefrorenes Frischplasma. Dieses wird gebraucht, um sehr starke Blutungen zum Stillstand zu bringen.
Knapp die Hälfte der Blutkonserven verwenden die Ärzte für chronisch kranke Patienten mit Blutarmut - etwa bedingt durch eine Krebserkrankung. 40 Prozent werden für Operationen benötigt. Bis zu 20 Prozent setzen die Mediziner für unfallverletzte Patienten ein, die in manchen Fällen eine Massentransfusion mit zehn bis 20 Konserven innerhalb kürzester Zeit brauchen.
Fremdblut wird immer dringender gebraucht
Am Klinikum beaufsichtigt das die Arbeitsgruppe „Patient Blood Management“ (PBM). Dr. Daniel Klaissle, Facharzt für Anästhesiologie, achtet darauf, dass die Kriterien eingehalten werden. Dazu gehört auch, das Fremdblut gezielt einzusetzen. Denn das wird - auch wegen der immer älter werdenden Bevölkerung - immer mehr gebraucht. Aber auch durch den medizinischen Fortschritt. Durch häufigere Krebserkrankungen entwickeln viele Patienten bei einer Chemotherapie Blutarmut (Anämie) - in dem Fall sind dann die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die für den Sauerstofftransport im Körper gebraucht werden, vermindert. Der Patient fühlt sich schwach und müde. Aber auch die Blutplättchen (Thrombozyten), die für den geregelten Ablauf der Blutgerinnung und die Blutstillung gebraucht werden, können abfallen und müssen ersetzt werden.
Ein anderer Grund, warum Blutkonserven gebraucht werden: im Klinikverbund werden immer mehr Patienten mit schweren Krankheiten behandelt. Zudem werden durch die Notaufnahmen verstärkt schwer verletzte Patienten eingeliefert. Ein weiterer Grund, warum immer mehr Fremdblut gebraucht wird: das Leistungsspektrum im Klinikum wurde erweitert. Dazu zählen beispielsweise größere Tumoroperationen oder Eingriffe an Bauch, Becken oder Hüfte. Dafür, sowie für die Geburtshilfe, müssen Blutkonserven da sein. Damit immer genügend im Depot sind, wird laut Klaissle das Blutdepot täglich aufgefüllt, im Notfall wird sofort Blut von den Blutspendediensten angefordert.
Es sei immer ein Bestand an Konserven mit der Blutgruppe Null negativ, das sogenannte „Universalblut“, vorhanden, das im Notfall auch ohne Verträglichkeitstest gegeben werden kann, sagt der Mediziner. Dadurch sei die Versorgung der Patienten vorübergehend gewährleistet, um zu überleben.