Nach der Schließung eines Cateringunternehmens im Landkreis Starnberg wegen eines Corona-Ausbruchs haben die Gesundheitsbehörden weitere Tests auf den Weg gebracht und Flüchtlingsunterkünfte unter Quarantäne gestellt. Gesucht werden nun die Kontaktpersonen der Infizierten. "Das Wichtigste ist jetzt, Infektionsketten zu unterbrechen", sagte eine Sprecherin des Landratsamtes Starnberg am Dienstag. Beteiligt seien die Gesundheitsbehörden von einem halben Dutzend umliegender Landkreise, wo Beschäftigte des Unternehmens leben.
Mindestens 44 Menschen infiziert
Mindestens 44 Menschen hatten sich bei dem Caterer mit dem Virus infiziert. Neben einer Flüchtlingsunterkunft in Hechendorf, in der zehn der Infizierten lebten, wurden mittlerweile auch zwei Unterkünfte in Seefeld und Herrsching unter Quarantäne gestellt - von dort stammt je einer der Infizierten. Die Bewohner werden derzeit getestet. Beim Gesundheitsministerium hieß es: "Wir stehen in engem Kontakt mit den örtlichen Behörden."
Die Zahl der Infizierten im Landkreis Starnberg liege trotz des Ausbruchs unter der wichtigen Marke von 50 pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, sagte die Sprecherin des Landratsamtes. Bei einem Überschreiten dieser Zahl müssen die Behörden weitergehende Maßnahmen einleiten. "Wir tun alles, damit das Geschehen sich nicht weiter ausbreitet", sagte die Sprecherin. "Es sind noch eingrenzbare Herde. Aber wir müssen wachsam sein."
Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) unterstrich, dass die Auslieferung der Speisen über eine Spedition erfolgte und bei der Übergabe beide Seiten Mund-Nasen-Schutz trugen. Zudem würden nur Container in und aus dem Lkw verschoben. "Hierbei entstehen keine engen Kontakte." Die Ermittlungen der Behörden vor Ort dauerten an. "Alleine aber die geringere Größe des Betriebes und die Anzahl der Mitarbeiter lassen vermuten, dass die Anzahl der betroffenen Personen nicht die Dimensionen von Tönnies erreicht."
Das Cateringunternehmen hat sich bisher nicht zu den Fällen geäußert. Auf seiner Homepage gibt es aber an, schon vor dem ersten Corona-Fall in Deutschland einen Krisenstab eingerichtet zu haben, um für den Fall einer Corona-Infektion und mögliche Schließungen vorbereitet zu sein. Die Mitarbeiter würden regelmäßig zu den aktuellsten Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen geschult.
Firma belieferte auch Klinikum
Der Standort in Gilching nahe Starnberg belieferte auch das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München mit wochentäglich 4800 Patienten- und 1600 Mitarbeiteressen. Dort sei die Versorgung aber gesichert, sagte eine LMU-Sprecherin. "Aktuell liefert der Lieferant direkt Speisen an das Klinikum - unter Umgehung der Gilchinger Betriebsstätte", teilte das Klinikum mit.
Eine Übertragung des Virus über die Fertigessen ist den Behörden zufolge sehr unwahrscheinlich. "Bisher gibt es keine Hinweise zu Infektionsketten von SARS-CoV-2 über den Verzehr von Lebensmitteln, inklusive tiefgekühlter Lebensmittel", schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung auf seiner Seite. Die bisher bekannten Coronaviren SARS und MERS könnten bei minus 20 Grad bis zu zwei Jahre im gefrorenen Status infektiös bleiben. Die allgemeinen Hygieneregeln bei der Zubereitung von Lebensmitteln sollten beachtet werden. Da die Viren hitzeempfindlich seien, könne das Risiko durch das Erhitzen von Lebensmitteln weiter verringert werden, hieß es beim LGL.
Alle Mitarbeiter in Quarantäne
Den meisten der 44 Infizierten geht es laut Landratsamt Starnberg gut, nur einige hätten leichte Symptome. Die Mehrzahl der gut 100 Mitarbeiter des Caterers seien schon getestet worden. Nur einige, die am Sonntag nicht erreicht werden konnten, müssten noch Test unterzogen werden. Alle Mitarbeiter seien unter Quarantäne gestellt.
Die Infektionen waren entdeckt worden, nachdem am vergangenen Donnerstag einer der Bewohner aus der Gemeinschaftsunterkunft Hechendorf wegen leichter Symptome zum Arzt gegangen war. Insgesamt wurden laut Landratsamt mittlerweile 18 von 33 Bewohnern positiv getestet. Die Infizierten wurden in eine Isoliereinrichtung in Wackersberg (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) verlegt.
Im Landkreis Starnberg waren im Februar die bundesweit ersten Corona-Fälle aufgetreten. Eine chinesische Mitarbeiterin hatte das Virus bei dem Autozulieferer Webasto eingeschleppt. Die Infektionsketten konnten damals erfolgreich unterbrochen werden - der Betrieb blieb für zwei Wochen geschlossen, alle Kontaktpersonen mussten in Quarantäne.