Sie waren auf ihrem Weg nach Kaufbeuren bereits kurz hinter dem Luganer See, als die Spieler einer Hobby-Eishockey-Mannschaft aus Mailand der Anruf aus dem Allgäu erreichte: Organisator Michael Schmidt sagte ein für Samstag geplantes Spiel gegen die Polizei-Mannschaft „Buron Eagles“ schweren Herzens wieder ab.
Das Ostallgäuer Gesundheitsamt hatte zu diesem Schritt geraten. Wenn sich die Lage beruhigt, soll das Spiel nachgeholt werden. Wohl oder übel mussten die Italiener also wieder umkehren. Das Virus zieht seine Kreise.
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Immer wieder machen Gerüchte die Runde, es gebe Verdachtsfälle oder gar bestätigte Fälle. Kaum eine Stadt oder ein Landkreis bleiben davon verschont. Auch im Internet häufen sich derlei Meldungen und werden fleißig geteilt. Bis Freitag ließ sich keines der Gerüchte verifizieren. In Einzelfällen wurden zwar Proben genommen, das seien aber reine Vorsichtsmaßnahmen gewesen, sagt beispielsweise eine Sprecherin des Landkreises Oberallgäu. Erst am Wochenende wird dann ein erst Fall in Pfronten bekannt.
Hamsterkäufe auch im Allgäu?
Viele Bürger haben Fragen zu dem Virus oder machen sich Sorgen wegen eigener Symptome. Unter anderem das Landratsamt Ostallgäu hat daher extra eine Hotline eingerichtet. Sich schützen und dementsprechende Vorkehrungen zu treffen scheint vielen Allgäuern ein Anliegen zu sein. Die Nachfrage nach Tüchern und Desinfektionsspray steigt. Das beobachten sowohl Drogerie- als auch Supermärkte in der Region. Dies sei auch bei den Lieferanten spürbar, sagt Michael Stöckle aus der V-Markt Geschäftsleitung. „Wir beobachten außerdem eine leicht erhöhte Nachfrage nach Trockenprodukten wie Reis oder Nudeln.“ Es gebe aber keinen Grund zur Sorge, die Lager seien voll.
„Ja, es wir mehr eingekauft also sonst – aber noch nicht übertrieben“, heißt es auch aus der Lebensmittelabteilung bei Real in Memmingen. Vor allem Konserven und Fertiggerichte würden vermehrt aufs Kassenband gelegt. Damit die Kunden weiter unbesorgt einkaufen können, will V-Markt handeln. In den nächsten Tagen sollen an den Eingängen der Märkte Hygiene-Stationen aufgebaut werden. „Diese sollen dann auch dauerhaft bestehen bleiben“, sagt Stöckle.
Zu den Vorkehrungen, die viele derzeit treffen, gehören auch Mundschutze. Wie berichtet, sind diese mancherorts schon Mangelware – was die Preise in die Höhe treibt. „Ich wollte in den vergangenen Tagen nachbestellen, da habe ich gesehen, dass sich der Preis verfünffacht hat. Die werden nun völlig überteuert verkauft“, sagt Martin Fumian von der Schloss-Apotheke in Marktoberdorf.
Wegen des Corona-Virus sehen einige Urlauber auch ihre Ferien in Gefahr. Berchtold-Reisen in Kempten hat Anfang der Woche beispielsweise alle geplanten Tagesfahrten nach Mailand bis auf Weiteres abgesagt. Bei dem Busreisen-Anbieter „Komm mit“ aus Sonthofen (Oberallgäu) rufen täglich bis zu 100 Kunden an um sich zu informieren, sagt Mitarbeiter Matthias Lampe.
Zahlreiche Anrufe erreichen auch Center Parcs in Leutkirch (alles zum Thema Center Parcs Park Allgäu hier). Die Besucher des Feriendorfes wollen unter anderem wissen, ob es Einschränkungen gibt. Das sei derzeit nicht der Fall, sagt General Manager Philip Seimer. „Wir können gegen das Virus keine Mauern bauen, aber unsere Mitarbeiter sind informiert.“ Beispielsweise sei klar, wie die Meldeketten im Ernstfall aussehen und welche Behörden informiert werden müssen.