++++ Dieser Artikel stammt von 2018 aus dem Archiv von allgaeu.life ++++
Sonnenschein, strahlend blauer Himmel - und meterhoch Tiefschnee am Nebelhorn: So beginnt das Erfolgsvideo aus Oberstdorf, das Wintersportfans in aller Welt begeistert. Zu sehen ist, wie zwei Pisten-Bullys den Weg hangabwärts durch die weiße Pracht ebnen und dabei riesige Schneemengen bewegen.

Kaum wurde das Video am 13. Dezember um 23.17 Uhr auf der Facebook-Seite Pistenteam Nebelhorn gepostet, verbreitete es sich in unglaublichem Tempo im Netz. Tausende von Usern teilten und kommentierten es überschwänglich: "Absolut genial." "Amazing." "Soooooo cool!"
Gleichzeitig fragten sich viele: Wer sind die Macher des 1:10-minütigen Handy-Clips, der mehr Menschen als so mancher aufwendig produzierte Imagefilm erreichte? allgaeu.life ging steil, um diese Frage zu beantworten. Mit der Nebelhorn-Bahn geht's hinauf auf 1.932 Metern Höhe. An der Bergstation Höfatsblick treffen wir die Helden der Allgäuer "Bully-Parade"!
Sie kommen mit ihren Pistenraupen gerade von der "Walz" und können ihren Internet-Triumph kaum glauben. "Das ist der Wahnsinn. Total verrückt. Damit hätte niemand von uns gerechnet", sagt Alfred Fink. Der 59-Jährige, der seit 40 Jahren Pistenraupen am Nebelhorn fährt, ist der Chef des achtköpfigen Pistenteams.
Vor vier Jahren hatte er die Idee, auf einer eigenen Facebook-Seite Einblicke in die nicht ganz ungefährliche Arbeit der Männer zu geben. Fortan wurden fleißig Bilder und Videos gepostet. Sie gefielen ihren Familien, Freunden und treuen Nebelhorn-Fans, waren jedoch weit davon entfernt ein Massenpublikum zu erreichen. Bis zu besagtem 13. Dezember.
Alfred und sein Kollege Mario Muxel (28) brechen mit zwei Pistenbullys vom Typ 600 Polar (9 m lang, 5,20 m breit, 530 PS) von der Bergstation auf. Sie kämpfen sich mit den je 13 Tonnen schweren Geräten weiter nach oben zum so gennanten Koblat. Auf dem Rückweg wollen sie neben dem noch geschlossenen Vierersessellift einen Weg für die Pistenbullys ebnen. Jedes Jahr steht diese Arbeit zum Saisonbeginn an. Doch heuer liegt überdurchschnittlich viel Schnee. Bis zu drei Meter hoch sind die Wechten.
Routinier Alfred ahnt, dass schöne Bilder entstehen könnten. Er bittet Mitarbeiter Max Redlich (22) die Bully-Abfahrt mal eben mit dem Smartphone aufzunehmen...
So beiläufig ensteht das Video, das sich später bis nach Skandinavien, Spanien oder die USA verbeitet. Am Abend, kurz vor dem Schlafengehen, lädt Pistenteam-Mitglied Christian Kocher (25) das Video auf der gemeinsamen Facebook-Seite hoch. "Ich hab mir nichts besonderes dabei gedacht. Solche Szenen kennt jeder in unserem Team aus seinem Alltag", erzählt er schmunzelnd. "Für uns ist das nicht so spektakulär."
Doch die Netzgemeinde sieht das offenbar anders. Schon am nächsten Morgen hat das Video 119.000 Personen erreicht. "Da musste ich mir buchstäblich zwei Mal die Augen reiben. Das war zehn Mal mehr als unseren bisherigen Videos", erzählt Christian. Weiter Fahrt nimmt das Ganze auf, als FB-Seiten wie Helden der Nacht oder allgaeu.life das Video teilen. "Unglaublich, wie viele Leute da unten im Tal am Computer oder Handy sitzen", sagen Alfred und Christian grinsend.
Ganz anders die Männer vom Pistenteam: Sie haben im Winter alle Hände voll zu tun, arbeiten im Schichtbetrieb und übernachten meistens in der Bergstation. Ihren Job tauschen, wollen sie trotz des vielen Aufwands um keinen Preis der Welt. "Wenn du hier oben in dieser wunderbaren Natur den Winter verbringst, findest du es unten im Tal eher langweilig", sagt Alfred, der im Sommer als Baggerfahrer arbeitet.
So wie ihr Chef ticken sie alle im Pistenteam. Ihr Motto: "Je steiler, desto geiler!" Vor diesem Hintergrund darf man schon mal gespannt sein aufs nächste Video. "Wir haben da schon was vor", verrät Christian. "Lasst Euch überraschen..."