Der Satz des Pythagoras, Algebra und Stochastik: Manch einem mag es immer noch die Schweißperlen auf die Stirn treiben, wenn er an die Mathestunden in der Schule zurückdenkt. Dem ist nicht so bei Maximilian Keßler. „Ich habe viel Freude an dem Fach“, sagt der 17-jährige Marktoberdorfer. Keßler ist nämlich ein Mathe-Ass und gehört zu den Besten: und das nicht nur in seiner Klasse, sondern im ganzen Land. Der Schüler gewann heuer den Bundeswettbewerb Mathematik. Er setzte sich gegen 1.400 andere Teilnehmer durch und rechnete sich souverän an die Spitze des Landes.
Keßler, der derzeit in Barcelona lebt und eine deutschsprachige Schule besucht, nahm bereits zum vierten Mal an dem Wettbewerb teil und trat für das Gymnasium Marktoberdorf an. Der Schüler war dadurch mit den Abläufen des Wettbewerbs bereits vertraut. „Der Sieg kam daher nicht allzu überraschend“, sagt er. Doch freuen tue er sich allemal.
Der Wettbewerb, der von dem Träger Bildung und Begabung (Zentrum für Begabungsförderung) ausgerichtet wurde, bestand aus drei Runden. In den ersten beiden Etappen mussten knifflige Aufgaben gelöst werden, die die Mathematikbegeisterten auch zu Hause bearbeiten durften. Sie mussten Problem- und Aufgabenstellungen in regelmäßigen Abständen lösen und sie dann an die Jury schicken, die diese bewertete und korrigierte.
Kultusminister lobt "herausragenden Begabungen und Fähigkeiten"
Die dritte Runde, das sogenannte Kolloquium, fand in Hofgeismar in Hessen statt. 47 weitere Teilnehmer konnten sich neben Keßler für die Finalrunde qualifizieren. Sie kamen zu Einzelgesprächen mit Fachjuroren zusammen, die die Begabung der Schüler genauer prüften. Anschließend wurden sechs Bundessieger ermittelt, zu denen sich heuer zum ersten Mal auch Maximilian Keßler zählen darf. Eine Gratulation zum Sieg kam unter anderem vonseiten des bayerischen Kultusministers Michael Piazolo, der die „herausragenden Begabungen und Fähigkeiten“ des Schülers lobte.
Seit der Grundschule ist Keßler fasziniert von dem Fach. Mit einem Diplommathematiker als Vater und einer Gymnasiallehrerin als Mutter wurden ihm die Voraussetzungen mit in die Wiege gelegt.
Den Sieg hat Keßler jedoch nicht nur seiner natürlichen Begabung zu verdanken. Er hat viel Zeit und Arbeit in die Vorbereitung investiert. So beteiligte sich der 17-Jährige an dem Förderprogramm „Jugend trainiert Mathematik“ (JuMa). Die Schüler wurden anhand von vier Lektionen auf das Niveau des Bundeswettbewerbs herangeführt. Die einzelnen Kapitel behandelten verschiedene mathematische Themen, enthielten Aufgaben und weiterführende Studienaufträge, die in regelmäßigen Abständen bearbeitet werden mussten.
Sogar europaweit erfolgreich!
Keßler hat nicht nur deutschlandweit Erfolge vorzuweisen. Auch auf internationaler Ebene ist er kein Unbekannter. So holte Keßler bei der Mitteleuropäischen Mathematik-Olympiade (MEMO) Silber für das deutsche Team.
Als Bundessieger wird der 17-Jährige in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen. Er erhält damit ab Beginn seines Studiums ein Stipendium und Unterstützung. Der Schüler hat jetzt schon konkrete Pläne für die Zukunft: „Ich möchte auf jeden Fall Mathematik studieren“, sagt er. Auch eine berufliche Laufbahn in diese Richtung schließt Keßler nicht aus. Doch nun macht der Schüler, der eine Klasse übersprungen hat, erst einmal sein Abitur. Das wird er voraussichtlich mit der Note „sehr gut“ bestehen.
Denn entgegen dem Klischee liegen dem 17-Jährigen nicht nur Formeln, sondern auch Vokabeln. Der Schüler lernt neben Mathe auch Englisch, Französisch und Latein. Und das mit großem Erfolg.