Der Anfang war nicht besonders ermutigend. Seine Gesprächspartner hätten ihn „recht grimmig“ angeschaut, erzählt Markus Kennerknecht vom ersten Treffen mit den Memminger SPD-Größen. Doch dann ist man sich schnell nähergekommen, und bald war klar: Kennerknecht soll für die Sozialdemokraten in den Wahlkampf ziehen als Nachfolger des dienstältesten deutschen Oberbürgermeisters Ivo Holzinger. Das war eine gute Entscheidung, wie sich am Sonntagabend gezeigt hat: Der 46-jährige Bauingenieur wurde zum neuen Memminger Rathauschef gewählt. In der Stichwahl setzte er sich gegen den CSU-Konkurrenten Robert Aures durch.
Bereits im März war der Leiter des Immenstädter Bauamts in den Wahlkampf gestartet. Die vor ihm liegenden Strapazen bereiteten ihm keine Kopfschmerzen: „Ich habe eine gute Grundkondition.“ Das zeigte sich Monate später beim Memminger Altstadtlauf. Da kam der gebürtige Kemptener fast drei Minuten vor seinem Mitbewerber Aures ins Ziel. Seine Ausdauer holt sich der zweifache Familienvater beim Radeln. Oft ist er von der Oberallgäuer Gemeinde Durach, wo er derzeit noch lebt, nach Immenstadt ins Büro gestrampelt. Das sind 22 Kilometer. „Ich treibe Sport, damit ich Kalorien wieder abbaue“, erzählt Kennerknecht. „Denn ich koche und esse wahnsinnig gerne.“ Eine besondere Schwäche hat der Sozialdemokrat für Schokolade, am liebsten „Dunkel-Vollnuss“.
Besonnen und ein guter Moderator
In Immenstadt erwarb sich Kennerknecht den Ruf, Aufgaben besonnen anzugehen und ein guter Moderator zu sein. „Ich kann Verwaltung“, warb er im Wahlkampf für sich. Kennerknecht sammelte auch Erfahrungen in der freien Wirtschaft und arbeitete als Projektmanager in London und Basel. Sein politisches Vorleben beschränkt sich allerdings auf eine Kandidatur für den Oberallgäuer Kreistag im Jahr 2014. Da stand er jedoch auf der Liste der Grünen.

Den Weg nach Memmingen und zu den Sozialdemokraten ebnete ihm ein ehemaliger SPD-Landrat. Kennerknecht besuchte ein politisches Seminar von Friedrich Zeller, des früheren Kreischefs von Weilheim-Schongau. Da muss er einen guten Eindruck hinterlassen haben, denn der gebürtiger Memminger Zeller legte den Parteifreunden in seiner Heimat Kennerknecht ans Herz.
Am 21. November wird der neue Oberbürgermeister vereidigt und damit offiziell der Nachfolger Holzingers, der 36 Jahre lang im Rathaus regierte. Kennerknecht wird es zumindest in der ersten Zeit nicht verhindern können, dass ihn die Memminger mit seinem populären Parteifreund vergleichen. In einem Punkt unterscheiden sich die beiden auf alle Fälle: Nach allem, was man weiß, ist der 68-jährige Holzinger nicht tätowiert. Kennerknecht dagegen trägt Tattoos an beiden Oberarmen.