"Wir werden schrittweise und ganz vorsichtig öffnen", betonte Söder zu Beginn der Pressekonferenz in München. "Und später als andere". Aber: Die Erfolge seien eindeutig sichtbar, das Virus sei unter Kontrolle, was ein vorsichtiges Öffnen jetzt möglich mache. "Der bayerische Weg war richtig", denn die Zahl der Infizierten gehe zurück.
Der Freistaat setzt auf ein langfristiges Konzept für alle Bereiche, um Perspektiven zu setzen - von Schule und Kitas über Gastronomie und Hotels bis hin zu Pflegeheimen. "Mehr Freitheit und mehr Verantwortung für den einzelnen", das sei der Fahrplan, betonte Söder. Folgendes ändert sich:
Ausgangsbeschränkung wird ab 6. Mai zur Kontaktbeschränkung: Familien dürfen besucht werden
Bayern hebt die wochenlangen coronabedingten Ausgangsbeschränkungen auf - gewisse Kontaktbeschränkungen und ein Verbot von Menschenansammlungen im öffentlichen Raum bleiben aber bestehen. Ab Mittwoch ist es erlaubt, eine Person außerhalb des eigenen Hausstands und auch enge Familienangehörige zu treffen oder auch zu besuchen (nicht mehr nur Treffen im Freien zum Sport). "Familien werden gestärkt", betonte Söder. Verwandte in gerader Linie dürfen ab Mittwoch besucht werden.
Bayern lockert Besuchsverbot in Kliniken und Pflegeheimen zum Wochenende
Bayern lockert außerdem das strikte coronabedingte Besuchsverbot in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Ab dem Wochenende sind wieder Besuche von einer festen Kontaktperson erlaubt - unter strikten Hygiene- und Schutzmaßnahmen (wenn möglich im Freien, zu festen Zeiten, mit maximaler Besuchszahl, usw.). Ein Wiedersehen mit den Verwandten soll laut Söder ermöglicht werden. Deswegen wird - "rechtzeitig zum Muttertag" - ein Besuch unter Voraussetzungen wieder möglich sein.
Spielplätze ab Mittwoch geöffnet
Ab Mittwoch werden alle Spielplätze geöffnet sein. Damit setzt der Freistaat eine Bund-Länder-Vereinbarung aus der vergangenen Woche um.
Änderungen für Krippen und Kindergärten: Bis Pfingsten 50 Prozent der Kinder zurück
Bayern will die Hälfte aller Krippen- und Kindergartenkinder bis Pfingsten wieder in die Kitas bringen. Das sagte Markus Söder nach der Kabinettssitzung in München. Ab kommenden Montag dürfen zudem bestimmte Kinderbetreuungseinrichtungen wieder öffnen, unter anderem Waldkindergärten und Tagespflegeeinrichtungen mit bis zu fünf Kindern.
Außerdem dürfen sich private Betreuungsgruppen bilden - drei Familien dürfen sich zusammen schließen, dass Kinder zusammen spielen dürfen und gemeinsam betreut werden.
Vorschulkinder sollen ab 25. Mai wieder den Kindergarten besuchen können. Sie seien schon ein Stück weit älter und könnten die Hygienemaßnahmen besser verstehen, teilte Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) nach der Kabinettssitzung mit. Der Kindergarten habe bei ihnen auch einen Bildungsauftrag. Außerdem wolle man den Buben und Mädchen Gelegenheit geben, sich vor ihrem Schulbeginn im Herbst vom Kindergartenleben zu verabschieden.
Schulen öffnen schrittweise: Alle Klassen nach Pfingsten
Die Schulen in Bayern sollen ab dem kommenden Montag schrittweise für immer mehr Jahrgänge wieder öffnen - aber nur sehr langsam: Erst nach den Pfingstferien Mitte Juni soll es wieder Präsenzunterricht für alle Schüler und alle Altersklassen geben.
Am 11. Mai geht es zunächst mit den Jahrgängen weiter, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen, sowie mit den Viertklässlern der Grundschulen. Am 18. Mai sollen die 1. Klassen folgen, die 5. Klassen der Mittelschulen sowie die 5. und 6. Klassen der Realschulen und Gymnasien. Alle weiteren kommen dann erst nach den Pfingstferien.
Schüler müssen an Bayerns Schulen künftig Masken tragen - allerdings nicht im Unterricht. Es solle "keine Maskenpflicht im Unterricht" geben, die Schüler sollten aber "an der Schule" - also beispielsweise auf dem Schulhof oder auf den Gängen - Masken tragen, sagte Söder. Der Ministerpräsident betonte, dass die Ferienzeiten bleiben.
Alle Geschäfte dürfen ab 11. Mai wieder öffnen
Ab kommenden Montag dürfen außerdem alle Geschäfte wieder öffnen, also auch alle größeren. Die bisherige Beschränkung auf eine Verkaufsfläche von maximal 800 Quadratmetern entfällt, wie Söder mitteilte. Die Maskenpflicht bleibe aber. Diese gelte ebenso für Kaufhäuser und Shoppingzentren. Ab nächster Woche dürfen auch Nagel- und Kosmetikstudien wieder öffnen.
Lockerungen für Kultur, Freizeit und Sport ab kommender Woche
Ab 11. Mai dürfen Museen, Zoos, Bibliotheken, Galerien, Ausstellungen und Gedenkstätten in Bayern wieder öffnen. Außerdem erlaubt Bayern bestimmte Sportarten ("kontaktloser Einzelsport"): Dazu zählen etwa Tennis, Leichtathletik, Golf und Segeln. "Über Theater wird vorerst noch keine Entscheidung getroffen", sagt Söder. Auch für Freibäder gibt es noch keine Entscheidungen vor Juni. Darüber müsse man später reden, sage Söder. Wann Fitnessstudios wieder öffnen, ist auch noch unklar.
Gastronomie: Schrittweise Öffnung von Gaststätten und Hotels ab 18. Mai
Die Gastronomie wird in Stufen gelockert:
- Außenbereiche von Gaststätten dürfen ab 18. Mai mit klaren Vorgaben bis 20 Uhr öffnen - also beispielsweise Biergärten.
- Ab 25. Mai dürfen Speiselokale im Innenbereich mit strengen Hygienekonzepten öffnen - in Gaststätten gilt weiter das Abstandsgebot, es soll in Lokalen besonderen Zonen für Familien geben, Besteck, Gläser und Teller müssen besonders desinfiziert werden, das Personal im Service und in der Küche muss Masken tragen. Lokale dürfen bis maximal 22 Uhr öffnen.
- Ab 30. Mai, zu Pfingsten, werde Hotelbetrieb mit Hygienemaßnahmen zugelassen - vorerst ohne Sauna, Wellness, o.ä. Ebenso dürfen Campingplätze und Ferienwohnungen wieder öffnen.
Einen Pfingsturlaub könne man also in Bayern machen, sagte Söder. Aber natürlich nur unter bestimmten Bedingungen.
Reaktionen von Allgäuer Tourismus-Branche auf Lockerungen
„Das sind gute Beschlüsse – im Rahmen des Möglichen. Als Touristiker kann ich gut damit leben“, sagte Klaus Holetschek in einer ersten Reaktion. Es sei „extrem wichtig“ für die Branche, dass es nun eine konkrete Perspektive für den Neustart gebe, betonte der Vorsitzende des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben: „Jetzt kann man wieder Zukunft gestalten." Das Allgäu habe „so viele tolle Gastgeber“, sagte Holetschek, der als Bau-Staatssekretär dem bayerischen Kabinett angehört. „Sie werden wieder mit viel Kreativität ihre Gäste bestens bedienen.“ Ein konkretes Konzept für die Umsetzung der Lockerungen müsse man noch erarbeiten: „Da werden wir mit Augenmaß vorgehen und natürlich den Gesundheitsschutz beachten.“
Söder betonte am Ende der Pressekonferenz, dass man von der Corona-Krise auch positive Aspekte mitnehmen kann. Digitales Lernen sowie Homeoffice seien auch Vorteile, die man weiter nutzen sollte.
Seit dem 21. März hatte es zur Reduzierung der Ansteckungsgefahr mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 Ausgangsbeschränkungen gegeben, diese waren zwischenzeitlich immer wieder verlängert und der Infektionslage entsprechend angepasst worden.
Das bayerische Konzept sei mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) abgestimmt. Söder betonte mit Blick auf die Konferenz von Bund und Ländern am Mittwoch, dass der bayerische "Pfad der Vernunft" auch für andere Länder eine Blaupause sein könne, die wie Bayern nicht überstürzt handeln wollten.
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