Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Die Angst des Jodlerkönigs vor dem Stimmbruch

Philipp Berktold (15)

Die Angst des Jodlerkönigs vor dem Stimmbruch

    • |
    • |
    Der Grünten ist der Hausberg von Philipp Berktold. In seinen Jodlern besingt er das Allgäu auf anrührende Art und Weise.
    Der Grünten ist der Hausberg von Philipp Berktold. In seinen Jodlern besingt er das Allgäu auf anrührende Art und Weise. Foto: Tobias Schuhwerk

    +++++ Dieser Artikel stammt von 2017 aus dem Archiv von allgaeu.life +++++

    Von dieser Wirkung träumen viele Musiker ihr Leben lang: Wenn Schüler Philipp jodelt, stehen Erwachsenen Tränen der Rührung in den Augen. Oder sie lachen erfreut und klopfen ihm anerkennend auf die Schultern. "Viele finden es einfach gut, dass ich als Junger die Tradition hochhalte", erzählt das Naturtalent. Die Allgäuer Volksmusik hat er schon als Kleinkind aufgesogen wie Muttermilch. Sein Vater war Hüttenwirt im Prinz-Luitpold-Haus des Deutschen Alpenvereins. "Wenn ich da zu Besuch war, wurde meistens auch musiziert. Mit drei Jahren habe ich meine ersten Jodler versucht", erzählt der Blondschopf, der über eine erstaunliche Begabung verfügt.

    Philipp Berktold kann sich ein Leben ohne das Jodeln und seine Steirische kaum vorstellen.
    Philipp Berktold kann sich ein Leben ohne das Jodeln und seine Steirische kaum vorstellen. Foto: Tobias Schuhwerk

    So wurde er bereits beim großen Volksmusik-Wettbewerb in Innsbruck ausgezeichnet, trat im ORF auf und jodelte für den Bayerischen Rundfunk. Teils spielte er jedes Wochenende vor Publikum auf. Damit nicht genug: Die Oberallgäuer Vorzeigejodlerin Hedwig Roth hat ihm sogar ein eigenes Lied geschrieben: "De Berktoldar" ist auf der 2016 erschienen CD "Jodlergesang" zu hören, an der mehrere Formationen mitgewirkt haben.

    Was sie an dem Buben aus der Nachbarschaft faszinierte, verriet sie damals dem Allgäuer Anzeigeblatt: "Das ist sehr besonders, wenn ein Kind zwischen Kopf- und Bruststimme wechseln kann." Doch genau diese Besonderheit ist bedroht: Seit etwa einem Jahr kann Philipp seine Kopfstimme, mit der in den hohen Lagen gejodelt wird, nicht mehr voll ausschöpfen. Grund ist der Stimmbruch. "Manche Stücke kann ich momentan leider nicht singen", sagt der Mittelschüler, der sich eine Pause verordnet hat.

    "Aufritte mache ich derzeit keine. Und auch daheim singe ich meist nur ein paar Minuten. Ich schone die Stimme lieber", sagt der Jodlerkönig zähneknirschend. Das Singen fehlt ihm. "Da vergisst man alles um sich herum. Deshalb hat es so einen hohen Stellenwert für mich", sagt er. Zum Glück kann er sich dennoch musikalisch "austoben". Denn der Volksmusik-Fan spielt die Steierische Harmonika und schreibt eigene Lieder. Beim Interview mit allgaeu.life machte er sogar eine Ausnahme und spielte trotz selbst verordneter Zwangspause eines seiner G'stanzl auf. Es heißt "Auf der Wies'" und gibt einen Einblick in sein Talent.

    "Ich hoffe, dass der Stimmbruch in den nächsten Monaten nicht schlimmer wird, sondern dass ich bald wieder richtig jodeln kann", sagt Philipp und spricht damit seinen Fans aus dem Herzen. Seinen Berufswunsch macht er indes nicht von der Musik abhängig: "Ich will etwas handwerkliches lernen, Zimmerer zum Beispiel."

    Gut möglich, dass auf Allgäuer Dachstühlen schon bald himmlischer Gesang ertönt. Vorausgesetzt der verfluchte Stimmbruch nimmt endlich ein Ende.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden