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Die Gänsemutter lebt nicht mehr

Zum Tod von Angelika Hofer

Die Gänsemutter lebt nicht mehr

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    So wurde Angelika Hofer bekannt: 1987 veröffentlichte sie "Ein Gänsesommer", ihre Arbeit wurde später für eine TV-Serie sogar verfilmt.
    So wurde Angelika Hofer bekannt: 1987 veröffentlichte sie "Ein Gänsesommer", ihre Arbeit wurde später für eine TV-Serie sogar verfilmt. Foto: privat

    Aus ihrer schweren Krebserkrankung, die sechseinhalb Jahre zuvor diagnostiziert worden war, hatte sie kein Geheimnis gemacht. Sie hatte mit ihren Büchern, im Radio und Fernsehen, bei Vorträgen und Ausstellungen oft die Öffentlichkeit gesucht, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen, und um Verständnis für Tiere und Natur zu wecken.

    Sogar ihren Beinamen hatte sie sich mit ihrem 1989 erschienen „Tagebuch einer Gänsemutter“ selbst gegeben, das als Fernsehserie verfilmt wurde. Ebenso wie ihr Erstlingswerk „Ein Gänsesommer“, das 1987 erschien und auch auf Französisch, Italienisch und Japanisch übersetzt wurde, liegt es bis heute für Interessierte im Service Center der Allgäuer Zeitung in Füssen bereit. Sie schildert darin, wie sie als Ersatzmutter Graugansküken am und auf dem Hopfensee aufzog.

    Nach ihrer Krebserkrankung entdeckte Angelika Hofer ihre kreative Seite. Das Filzen und Gestalten mit Filz wurden ihre Hobbys.
    Nach ihrer Krebserkrankung entdeckte Angelika Hofer ihre kreative Seite. Das Filzen und Gestalten mit Filz wurden ihre Hobbys. Foto: Jeanette Löschberger

    Früh de Liebe zu Wiesen und Wäldern entdeckt

    Die Nähe zur Natur war der in Garmisch-Partenkirchen geborenen Tochter eines Eiskunstlaufpaars nicht gerade in die Wiege gelegt. Doch schon früh waren Wiesen und Wälder ihre liebsten Spielplätze. Die Sommerferien 1975 verbrachte sie im Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen, um dort ihre Abiturarbeit im Leistungskurs Biologie zu schreiben. Dort begegnete sie zum ersten Mal Konrad Lorenz, auf dessen Forschung mit Graugänsen sie aufbauen sollte. Sie studierte Biologie in Regensburg und München und gewann 1976 mit einer Facharbeit den Hörlein-Preis des Verbandes Deutscher Biologen.

    In München lernte Angelika Hofer ihren späteren Mann, den Tierfotografen Günter Ziesler kennen, mit dem sie oft in die Wildnis reiste, um Tiere zu beobachten. So lebte sie 1994 mehrere Wochen unter Schimpansen in Tansania, um deren Verhalten zu studieren. Auch darüber berichtete sie in einem Buch sowie in Vorträgen. Mit Ausstellungen wie „Regenwälder – oder die sinnlose Zerstörung eines kostbaren Lebensraumes“ oder „Pantanal – ein Paradies in Gefahr“, die sie 2007 gemeinsam mit dem Global Nature Fund konzipierte, warb sie um den Erhalt wichtiger Lebensräume.

    Eine Blockhütte ohne TV, Mikrowelle oder Internet

    Den „Gänsesommer“ hatte sie in ihrer Wahlheimat Füssen verbracht, wo sie eine Blockhütte im Wasenmoos ohne Fernseher, Mikrowelle oder Internetanschluss als Domizil für viele Jahre wählte. Dass sie mit ihren Büchern den Namen der Stadt bundesweit bekanntmachte, dankte ihr diese mit dem Kunst- und Kulturpreis. Ende der 1980er Jahre zählte sie gemeinsam mit dem Künstler Percy Rings zu den ersten Preisträgern der damals neu geschaffenen Auszeichnung. Eines ihrer wenigen Bücher, bei denen nicht Tiere die Hauptrolle spielen, war die 2003 unter dem Titel „Königswinkel – Wo Träume wahr werden“ erschienene Liebeserklärung an ihre Wahlheimat.

    Obwohl sie sich auch anderen Tieren widmete und zuletzt künstlerische Arbeiten aus Filz und mit Steinen bei Ausstellungen präsentierte, ließen die Gänse Hofer allen Vorsätzen zum Trotz nie mehr los. So standen die Wasservögel auch bei ihrer letzten Ausstellung im Mittelpunkt, die sie im vergangenen Herbst in Buchenberg-Kreuzthal zeigte.

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