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Dieser Allgäuer ist Radio gaga

Kuriose Sammelleidenschaft

Dieser Allgäuer ist Radio gaga

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    Dieter Wiedemann (58) aus Kempten sammelt alte Radios. 80 historische Stücke ab den 1930er Jahren hat er in seinem Keller.
    Dieter Wiedemann (58) aus Kempten sammelt alte Radios. 80 historische Stücke ab den 1930er Jahren hat er in seinem Keller. Foto: Ralf Lienert

    Dieter Wiedemann steht in seinem Keller und streicht mit einem feinen Staubtuch über ein großes Radio der Firma Saba. Tagelang hat er an dem Gehäuse gearbeitet, die Messingteile poliert, die Goldstreifen neu aufgebracht und das fein gemaserte Holz mehrfach lackiert. Jetzt schaltet er sein Röhrenradio ein und lauscht fasziniert der Musik, die in seinen Keller dringt. Da glüht ihm regelrecht das Herz.

    Der Kemptener ist Radiosammler und in seinen Regalen erzählen die großen Kisten von einer längst vergangene Zeit. Einige Stücke haben den Zweiten Weltkrieg überlebt, die meisten wurden in der Zeit des Wirtschaftswunders produziert.

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    Dieter Wiedemann (58) aus Kempten sammelt alte Radios. 80 historische Stücke ab den 1930er jahren hat er liebevoll restauriert und in seinem Keller sortiert. Modelle aus Deutschland, Österreich, DDR, Osteuropa und Dänemark
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    Dazu gehört auch ein „Heroton 662 W“ von den Funktechnischen Werken Füssen, Möst und Henning KG. Dort wurde das Radio mit sechs Röhren um 1950 produziert. „Das Radio hatte Langwelle, Mittelwelle und diverse Kurzwellenbänder“, sagt Wiedemann. UKW war nur vorbereitet, weil damals noch nicht gebräuchlich. Das Tischgerät kostete damals 335 DM, eine gewaltige Summe kurz nach Einführung der D-Mark. Die Firma übernahm 1951 die Apparatebau Backnang und stelle ein Jahr später die Produktion ein.

    Nach der Schule wollte Wiedemann eigentlich Radiotechniker lernen: „Damals musste man noch Antennen auf dem Dachmontieren und ich war mit 1,66 Metern zu klein.“

    Also wurde er Kfz-Mechaniker, doch die Liebe zum Radio ließ ihn nicht los. Im Keller richtete er sich eine Werkstatt ein und besuchte Flohmärkte. Dort erstand er ein Minerva-Radio Tempo U 38 von 1938: „Das war total heruntergekommen und kostete 20 Euro.“ Inzwischen ist es eines seiner Schmuckstücke. Gleich daneben stehen Radios von Grundig und Saba, von Schaub und Lorenz, von Emud und Philipps, Telefunken und Neckermann.

    „Auf das Metz-Radio bin ich stolz, weil das ganz selten ist“, sagt der Familienvater. Er hat Radios von Zenith in den USA, aus Dänemark oder von Sonneberg aus der ehemalgien DDR restauriert: „Zuerst werden die Röhren geprüft, dann kommen die Kondensatoren dran.“ Die sind meist mit Teer gefüllt und drohen auszulaufen. Ersatzteile bestellt Wiedemann übers Internet und eingebaut. Dann wird das Gehäuse noch gebeizt und lackiert.

    Letztlich kann er nur noch wenige Sender empfangen, denn am 31. Dezember 2015 wurde mit dem Mittelwellensender von Deutschlandradio die letzte deutschsprachigen Station in diesem Frequenzbereich stillgelegt. Jetzt bleiben ihm Sender aus Italien und Frankreich.

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