Normalerweise kocht Bernhard Munding aus Frechenrieden (Unterallgäu) mit seiner Firma "Catering-Kunst" für Firmenfeste, Jubiläen und Hochzeiten. Ein Menü für 300 Personen zu zaubern, ist der 40-Jährige daher gewohnt. Doch eine Extraportion Adrenalin gibt es bei seinem nächsten Auftrag trotzdem. Denn Munding ist bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang (Südkorea) mit dabei, um die österreichische Sportlermannschaft und das Team zu verköstigen.
Das ist Bernhard Munding
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Seine Kochausbildung absolvierte Munding im Kneipp Kurhotel in Bad Wörishofen. In der Hotelfachschule Heidelberg machte er seinen Meister mit Auszeichnung. Schon in jungen Jahren wurde er als Mitglied der deutschen Jugendnationalmannschaft der Köche dreimal mit dem Titel „Weltmeister der Köche“ ausgezeichnet.
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In seiner Kochkarriere hat Munding schon bei Spitzenköchen wie Kolja Kleeberg in Berlin, Joachim Wissler im 3-Sterne-Restaurant „Vendôme“ in Bergisch Gladbach sowie zuletzt als Executive Chef auf Johann Lafers Stromburg gearbeitet.
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2016 machte er sich mit seinem Unternehmen „Catering-Kunst“ selbstständig. Seine Kunden kommen aus einem Umkreis von 200 Kilometern - von Stuttgart, München bis Liechtenstein.
18 Köche werden dafür sorgen, dass es den Teilnehmern an nichts fehlt. Munding bildet zusammen mit Roland König vom Seidl-Catering aus Vorarlberg die Doppelspitze in der Küche im Austria-Haus. Munding hatte bereits früher einige Jahre mit dem österreichischen Caterer zusammengearbeitet - so kam der Kontakt zustande. Die Firma Seidl war bereits in Rio und Sotschi dabei und übernimmt nun zum dritten Mal das Catering für die Österreicher. Extra Sportler-Nahrung kommt aber nicht auf den Tisch. "Es gibt alpenländische Küche. Kaiserschmarrn, Tafelspitz und Wiener Schnitzel", nennt Munding ein paar Beispiele. Etwa 600 Mahlzeiten wird das Küchenteam im Schnitt täglich zubereiten - vom Frühstück über das Mittagessen, die Jause bis zum Abendessen. Verpflegung gibt es von neun bis 24 Uhr.
Daumen drücken auch für Deutschland
Das österreichische Team umfasst 120 Sportler und 180 Betreuer - Service und Personal miteingerechnet. Aber natürlich muss das Küchenteam auch bereitstehen, wenn es kurzfristig eine Goldmedaillenfeier mit 50 Leuten gibt - denn die Nachbar-Nation versteht es, zu feiern. Munding drückt aber auch den deutschen Athleten die Daumen - vor allem das Skispringen verfolgt er gern. "Da wird es unter den Kollegen sicher ein paar Frotzeleien in der Küche geben", sagt er schmunzelnd.
Bereits heute fliegt Munding nach Südkorea. Denn die Küche braucht etwas Vorlauf. Die Mitarbeiterverpflegung steht ab dem ersten Tag auf dem Programm. "Ohne Mampf kein Kampf." Die Einstellung des Kochs: "Nur wenn es dem Personal gut geht, können die auch einen ordentlichen Service machen." Munding ist aber auch streng. "Als Chef muss man das Team zusammenhalten. Manche brauchen die zarte Hand, andere den Holzhammer. In der Küche ist man auch Psychologe." Munding ist jedenfalls ein "Freund klarer Ansagen". Doch er weiß auch: "Ohne Mitarbeiter bin ich nichts."
Als Chef muss man das Team zusammenhalten. Manche brauchen die zarte Hand, andere den Holzhammer. In der Küche ist man auch Psychologe.Bernhard Munding
Gekocht wird bei Olympia frisch. Fleisch, Marmeladen, Wurst, Honig und Speck werden importiert, Gurken, Kartoffeln und Milchprodukte vor Ort gekauft, erklärt Munding. Die Vorbereitungen laufen schon seit Sommer vergangenen Jahres.
Er schmort gerne
In seinem eigenen Catering-Unternehmen setzt der Koch auf traditionelle Gerichte modern interpretiert. "Ich schmore sehr gern. Das ist die Königsdisziplin." Dazu serviert er Soßen, die über Stunden und Tage gekocht werden und Feldfrüchte wie Schwarzwurzel, Topinambur, Kartoffel oder Kürbis. "Die vergessenen Wurzeln und Knollen sind mein Steckenpferd." In dieser schnelllebigen Zeit vermissen die Leute bodenständige Gerichte, sagt Munding.
Der 40-jährige Vater von Zwillingen wollte schon immer Koch werden. "Das ist meine Erfüllung." Und gleichzeitig sei der Job "Fluch und Segen", weil er sich täglich beweisen müsse, um die Kunden zufriedenzustellen. Die Kochleidenschaft hat Munding von seinen Eltern geerbt. Seine Mutter Christina führt den Landgasthof Adler in Frechenrieden, der bereits seit 1880 in Familienbesitz ist. Auch Munding hilft in der Küche mit. Aber: "Mama ist die Chefin und die Seele des Hauses." Im kommenden Monat wird Munding wenig Freizeit haben. Doch auf diese Extremerfahrung ist er gespannt. "Ich habe einen gesunden Respekt vor der Aufgabe. Aber das nötige Selbstvertrauen."