Als einziger Allgäuer hat Daniel Klinke (19) aus Pforzen an der Entstehung des Fragekatalogs für die Bayern-Wahl mitgearbeitet. Ein spannendes Erlebnis, das er jederzeit wiederholen würde - auch ohne totaler "Politik-Freak" zu sein. Zur Bundestagswahl 2017 hat Daniel Klinke aus Pforzen den „Wahl-O-Mat“ zum ersten Mal benutzt.
Dabei handelt es sich um eine Internet-Umfrage der Bundeszentrale für politische Bildung, die sich insbesondere an junge Wähler richtet: Das Programm wertet Antworten der Nutzer zu politischen Fragen aus, vergleicht sie mit den Wahlprogrammen der Parteien und zeigt dann, wo die höchste Übereinstimmung erreicht wurde. „Das hat mir damals auf jeden Fall geholfen“, verrät der 19-Jährige.
Bayern-Wahlen 2018: Wahlomat hilft Wählern bei Wahlentscheidung
Deswegen zögerte Klinke nicht, als ihn eine Bekannte, die beim bayerischen Jugendring arbeitet, fragte, ob er nicht am nächsten „Wahl-O-Mat“ zur bayerischen Landtagswahl im Oktober mitwirken wolle. „Es hat sich spannend angehört. Ich habe dann noch eine Bewerbung abgeschickt und bin dann tatsächlich genommen worden“, erzählt er. Damit durfte er als einziger junger Erwachsener aus dem Allgäu als Jugendredakteur mitarbeiten. Am Donnerstag ging die neue Version des Programms online.
Nach seinem Abitur 2017 am Kaufbeurer Jakob-Brucker-Gymnasium, absolvierte er zuletzt einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) in der Clara-Fey-Tagesstätte der Katholischen Jugendfürsorge in Schongau. Dieser habe wohl auch den Ausschlag gegeben, dass Klinkes Bewerbung angenommen wurde: „Es wird versucht, bei den Teilnehmern einen Querschnitt durch die Gesellschaft zu erreichen – Geschlecht, Alter, Tätigkeit, Herkunft. Und ich war der einzige Bewerber, der gerade im BFD war.“
Wahlomat soll besonders junge Wähler ansprechen
Die meisten der insgesamt 25 Redakteure seien Studenten gewesen. Lehrlinge hatten sich kaum beworben, nur ein Auszubildender war dabei, als sie ein Wochenende in Pappenheim (Mittelfranken) arbeiteten. Zwei Wochen zuvor hatte Klinke Unterlagen bekommen, in denen die Standpunkte aller Parteien erklärt wurden. „Anfangs habe ich mich gefragt, ob man total viel wissen oder ein ziemlicher Politik-Freak sein muss, um mitzumachen. Aber mit diesen Skripten war ich gut vorbereitet“, erinnert er sich. In Franken habe dann eine lockere Atmosphäre geherrscht: „Ich fand das klasse. Da waren viele junge Leute, ich bin mit allen leicht ins Gespräch gekommen. Es war entspannt, einfach cool.“
Hier geht's zum "Wahl-O-Mat" für die Landtagswahl 2018: https://www.wahl-o-mat.de/bayern2018/
Nach einem Workshop, in dem die Redakteure lernten, worauf es beim Formulieren der Thesen ankommt, wurden die Teilnehmer in kleine Gruppen von meist fünf Personen aufgeteilt, die sich dann mit unterschiedlichen Sachbereichen beschäftigten. Zur Unterstützung wurden jeweils Experten wie etwa Politikwissenschaftler zugewiesen. „Wir dürften uns aussuchen, wofür wir uns am meisten interessieren – ich war beim Schwerpunkt Familie und Bildung“, erzählt Klinke.
CSU, SPD, Grüne, FDP, Freie Wähler, AfD, ÖDP - nahezu alle Parteien beim Wahlomat mit ihrem Programm vertreten
Insgesamt erarbeiteten die Gruppen in Pappenheim wesentlich mehr Fragen als nötig, wie der Ostallgäuer erklärt: „Es waren insgesamt zwischen 140 und 160. Wir haben 80 davon ausgewählt, indem jeder von uns Punkte an die Fragen verteilen durfte, die ihm besonders wichtig waren.“ Die Übrigen wurden an die Parteien verschickt. Als die Antworten vorlagen, prüften die Experten alles noch einmal. Anschließend wählten einige der Redakteure in Bonn die finalen 38 Fragen aus. „Dort wurde darauf geachtet, dass aus allen Bereichen etwas dabei ist, dass die größten Unterschiede zwischen den Parteien widergespiegelt werden und dass es Antworten mit klaren Aussagen gibt“, sagt Klinke.
Der Wahl-O-Mat soll keine Richtlinie sein, was man dann wählen muss – er soll die Leute dazu anregen, sich mit der Wahl und den Parteien zu beschäftigen.Daniel Klinke (19)
Klinke stellt klar: „Der Wahl-O-Mat soll keine Richtlinie sein, was man dann wählen muss – er soll die Leute dazu anregen, sich mit der Wahl und den Parteien zu beschäftigen.“ Bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr sei es bei ihm so abgelaufen: „Ich bin politisch interessiert, deswegen waren die Ergebnisse nicht überraschend. Aber ich habe nicht die Partei mit der höchsten Übereinstimmung gewählt.“
Das Ergebnis kann sich laut dem angehenden Studenten (Wirtschaftswissenschaften in Ulm ab dem Wintersemester) auch heuer sehen lassen: „In den meisten Bereichen werden die Fragen, die ich mir persönlich gestellt habe, gut repräsentiert. Es sind Themen, die junge Leute beschäftigen.“ Auch deswegen ist Klinke sicher: „Man kann mitmachen, bis man 26 ist – ich würde es auf jeden Fall wieder tun. Es hat Spaß gemacht.“ Den „Wahl-O-Mat“ will er auch vor der Landtagswahl nutzen. „Ich muss doch schauen, ob er wirklich funktioniert“, sagt er augenzwinkernd.