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Du kommst aus Memmingen? Diese 11 Dinge kennst Du...

Zu den Heimatfesten

Du kommst aus Memmingen? Diese 11 Dinge kennst Du...

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    Du kommst aus Memmingen? Diese 11 Dinge kennst Du...
    Du kommst aus Memmingen? Diese 11 Dinge kennst Du... Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    1. Schmotz, Schmotz, Dreck auf Dreck, Schellakönig, wüaschta Sau

    Vorsicht Falle! Wer von einem Memminger etwas über das in der Stadt „heilige“ Heimatfest erfahren will, sollte drei Fragen vermeiden: 1.) Springst du auch in den Bach? 2.) Hast du auch so einen Kescher? 3.) Wieso feiert ihr überhaupt das Fischerfest? Denn: 1.) Die Memminger springen nicht, sie jucken in ihren Stadtbach, die Memminger Ach. 2.) Sie benutzen zum Fischen der Forellen keine Kescher, sondern „Bära“ (lang und hochdeutsch: „Fischerbären“) – um damit 3.) am jährlich stattfindenden FischerTAG möglichst die schwerste Forelle, die sogenannte Königsforelle, zu fangen.

    Seinen Ursprung hat der Fischertag im Mittelalter. Damals diente die Ach als Be- und Entwässerungssystem der Stadt. Einmal pro Jahr musste das Wasser abgelassen werden, um das Bachbett von Dreck und Unrat zu säubern. Zuvor durften die Gesellen der Handwerkszünfte den Bach leerfischen. Aus dieser Tradition entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Fischertag, der heute jährlich in der letzten Woche vor den Sommerferien stattfindet. Mit dem Böllerschuss am Samstagmorgen um 8 Uhr jucken über 1.100 Memminger Männer und Buben ins kalte Nass. Wer die schwerste Forelle im Bären zappeln hat, wird Fischerkönig – die höchste Ehre, die einem Memminger zuteilwerden kann. Frauen dürfen traditionell nicht in den Bach, ihnen bleibt die Rolle als Kübelesträger, die die gefangenen Forellen in Empfang nehmen.

    Unumstritten ist der Memminger Fischertag nicht: Tierschutzorganisationen wie PETA klagen das in ihren Augen sinnlose Töten von Forellen zu Wettbewerbszwecken an. Der veranstaltende Fischertagsverein verweist dagegen auf die jahrhundertelange Tradition und den verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren, zu dem die Fischer durch Kurse und Kontrollen am Bach angehalten werden.

    Memmingen ist eine eishockeybegeisterte Stadt. Die Indians haben mehr Zuschauer als mancher Zweitligist.
    Memmingen ist eine eishockeybegeisterte Stadt. Die Indians haben mehr Zuschauer als mancher Zweitligist. Foto: Roland Schraut

    2. „Fan“-tastische Sportbegeisterung

    Memmingen vermarktet sich als Sportstadt – und das nicht ohne Grund. Fußballverein FC Memmingen ist der ranghöchste Allgäuer Fußballclub, geht in der viertklassigen Regionalliga Bayern auf Torejagd und hatte erst in der vergangenen Woche gegen den TSV 1860 München ein ausverkauftes Haus. Speziell ist auch die Stimmung bei Heimspielen des Eishockeyclubs ECDC Memmingen. Die Indians - in diesem Jahr in die Oberliga aufgestiegen - sind ein wahrer Zuschauermagnet: Durchschnittlich 1.671 Fans verfolgten in der vergangenen Saison die Heimspiele am Hühnerberg – das ist ein besserer Schnitt, als ihn mancher Zweitligist vorweisen kann. Bekannt sind die Memminger Eishockeyfans auch für ihre außergewöhnlichen und fantasievollen Choreografien.

    3. Ivo, der Dino

    Ende 2016 ging eine Ära zu Ende: Dr. Ivo Holzinger, mit 36 Jahren im Amt der dienstälteste Oberbürgermeister Deutschlands, verabschiedete sich in den Ruhestand. Das SPD-Stadtoberhaupt schwang seit 1980 das Zepter, gewann in dieser Zeit sechs OB-Wahlen, ohne einmal in die Stichwahl zu müssen. Während seiner Amtszeit entwickelte sich Memmingen zu einer der wirtschaftsstärksten Städte im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben. Nachfolger wurde zunächst Markus Kennerknecht (SPD), der nach nur vier Wochen im Amt auf tragische Weise verstarb. Seit März regiert nun mit Manfred Schilder erstmals seit über 50 Jahren wieder ein CSU-Mann in Memmingen.

    "Gegen Fußvolk richt eure Spieß!" Die Pikeniere des Fischertagsvereins sind die größte Gruppe bei den Wallensteinspielen in Memmingen
    "Gegen Fußvolk richt eure Spieß!" Die Pikeniere des Fischertagsvereins sind die größte Gruppe bei den Wallensteinspielen in Memmingen Foto: Roland Schraut (Archiv)

    4. Flackernde Feuer, wallende Bärte und der Hauch der Geschichte

    Alle vier Jahre trägt sich im Frühjahr ein besonderes Schauspiel zu: Spätestens ab März/April sprießen die Bärte der Memminger Männer, die Haare werden länger. Untrügliche Zeichen, dass ein Wallensteinsommer vor der Tür steht. Mit einer historischen Woche erinnert man in der Maustadt an den Sommer des Jahres 1630, als Feldherr Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein mit seinen Truppen mehrere Monate in Memmingen verweilte. Zu dieser Zeit sei in der Stadt „Glück und Heil“ gewesen, schreibt der zeitgenössische Chronist Sebastian Dochtermann.

    Mit Lagerleben, Reiter- und Gauklerspielen, Gefechtsdarstellung, Theater und historischem Markt halten die Memminger die Erinnerung an ihre Stadtgeschichte lebendig. Höhepunkt ist der Einzug Wallensteins an den beiden Sonntagen der Festwoche, zu dem zehntausende Besucher in die Stadt pilgern. Mit rund 4.500 Mitwirkenden sind die Wallenstein-Spiele eines der größten Historienfeste in Europa.

    Die Madlener-Zeichnung "Der Berggeist" diente Tolkien als Vorlage für seinen Zauberer Gandalf.
    Die Madlener-Zeichnung "Der Berggeist" diente Tolkien als Vorlage für seinen Zauberer Gandalf.

    5. Der Gandalf aus Amendingen

    Mit „Der Hobbit“ und der „Herr der Ringe“-Trilogie hat der englische Schriftsteller J. R. R. Tolkien Klassiker der Fantasy-Literatur geschaffen, die spätestens seit den Verfilmungen von Regisseur Peter Jackson jedes Kind kennt. Was jedoch nur die wenigsten wissen: Eine der wichtigsten Figuren darin „stammt“ aus Memmingen – genauer gesagt aus dem Stadtteil Amendingen. Dort wurde Maler Josef Madlener geboren, der in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts mit einer Zeichnung namens „Der Berggeist“ die Vorlage für Tolkiens Zauberer Gandalf schuf. Das Gemälde zeigt eine Figur mit weißem Spitzbart, grünem Filzhut und rotem Mantel – der Gnom sitzt auf einem Stein im Wald, vor ihm steht ein zutraulicher Rehbock, der seinen Kopf in die Hände des „Berggeists“ drückt. In Tolkiens Nachlass fand sich eine Postkarte der „Berggeist“-Zeichnung in einem Briefumschlag, auf dem handschriftlich notiert stand: „Origin of Gandalf“ – der Ursprung Gandalfs!

    6. Hin und weg: 10 Jahre Deutschlands höchstgelegener Verkehrsflughafen

    Übers Wochenende zum Shoppen nach London? Oder auf ein Guinness in die Temple Bar nach Dublin? Vom Allgäu Airport in Memmingerberg aus ist dies möglich. 2003 zog die Luftwaffe ihr Jagdbombergeschwader 34 „Allgäu“ vom Fliegerhorst Memmingerberg ab. Gesellschafter aus der heimischen Wirtschaft meldeten sich mit dem ambitionierten Plan, einen Regional-Flughafen auf dem 144 Hektar großen Gelände zu betreiben. Im Herbst 2006 starteten die ersten Charterflüge, im Sommer 2007 nahm TUIfly Passagierflüge ab Memmingen ins Programm. 2009 konnte die Fluggesellschaften Ryanair und Wizz Air als Partner gewonnen werden, die heute den Großteil der Flüge bestreiten. Mit innerdeutschen Verbindungen will es nicht so recht klappen – dafür hat sich der Allgäu Airport als wichtige Drehscheibe für Osteuropa gemausert. Neben den Metropolen Moskau, Kiew, Sofia oder Belgrad geht es dort auch in weniger bekannte Orte wie Kutaissi (Georgien) oder Targu Mures (Rumänien). Über 1,1 Millionen Passagiere fliegen heuer von oder nach Memmingen.

    7. Das Bauernparlament und die Geburtsstunde der Freiheit

    Das Jahr 1525. Überall in der Region kommt es zu Unruhen und Aufständen. Die heimischen Bauern leiden unter wirtschaftlicher Not und sozialem Elend. Zur Aufrechterhaltung der Feudalgesellschaft müssen sie immer mehr Abgaben leisten und geraten in immer stärkere Hörigkeit und Leibeigenschaft. Rechte gegenüber Grund-, Leib- und Gerichtsherren haben sie kaum. Oberschwaben und das Allgäu werden zu einem Zentrum der Aufstände. In der Kramerzunftstube am Memminger Weinmarkt treffen sich am 6. März 1525 etwa 50 Vertreter der oberschwäbischen Bauerngruppen. Am Ende ihrer Beratungen verfassen sie ihre Forderungen für ein freies und selbstbestimmtes Leben in Form der zwölf Bauernartikel. Sie gelten als die erste Niederschrift von Grund- und Menschenrechten in Europa. Die Treffen gehen als erste verfassungsgebende Versammlung auf deutschem Boden in die Geschichte ein, weshalb man vom Memminger „Bauernparlament“ spricht. Seit dem Jahr 2005 vergibt die Stadt im Vier-Jahres-Rhythmus den "Memminger Freiheitspreis 1525" für Verdienste um Freiheit, Recht und Gerechtigkeit. 2013 ging die Auszeichnung an die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai, die 2014 auch den Friedensnobelpreis gewann. Zuletzt wurde 2016 der katholische Bischof Dr. Erwin Kräutler geehrt.

    WM-Held Mario Götze wurde in Memmingen geboren.
    WM-Held Mario Götze wurde in Memmingen geboren. Foto: Andreas Gebert, dpa

    8. Der vierte Stern – made in Memmingen

    "Der kommt an! Mach ihn! Maaach ihn! Er macht ihn! Mario Götze! Das ist doch Wahnsinn!“ – Jeder Fußballfan hat noch die Worte von ARD-Kommentator Tom Bartels aus der 113. Minute des WM-Finales 2014 zwischen Deutschland und Argentinien im Ohr. Das goldene Tor, Deutschlands vierter Weltmeister-Titel – made in Memmingen! Hier wurde Finaltorschütze Mario Götze am 3. Juni 1992 geboren. Mit drei Jahren begann Klein-Mario mit dem Fußballspielen beim SC Ronsberg im Ostallgäu, ehe seine Familie wegen des Berufs des Vaters nach Dortmund zog. Der Rest ist Geschichte. Übrigens: Am 15.7.2014, nur wenige Minuten nach Götzes Siegtreffer gegen Argentinien, wurde im Memminger Klinikum ein WM-Baby geboren. Seine Eltern nannten den Kleinen… na klar, Mario!

    Das Memminger Hallenbad: Prädikat "Old School".
    Das Memminger Hallenbad: Prädikat "Old School". Foto: Simone Schaupp

    9. Die Memminger Bäder und der raue Charme der 70er

    Die Therme in Bad Wörishofen, das Moorbad in Lindenberg, die Seebäder an Boden- oder Alpsee – im Allgäu gibt es tolle Orte, um Baden zu gehen. Memmingen gehört nicht dazu. Freundlich formuliert gehen sowohl das städtische Frei- als auch das Hallenbad als „zweckmäßig“ durch. Realistisch betrachtet sind beide aber aus der Zeit gefallen und bieten besonders Familien keinen Mehrwert. Rutschen, Saunen oder Erlebnisbecken – Fehlanzeige! Stattdessen versprüht speziell das fast 60 Jahre alte Hallenbad den Charme einer alten DDR-Schwimmhalle.

    Schon Anfang des Jahrtausends gab es im Stadtrat eine Debatte um einen kombinierten Bäderneubau, 2007 wurde sogar ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Passiert ist seitdem nichts – und wird in absehbarer Zukunft wohl auch nicht. Andere Projekte wurden vorgezogen, stattdessen werden nun „notwendige Sanierungen“ an den bestehenden Einrichtungen vollzogen. Und die Memminger? Die haben sich an die unendliche Geschichte mit ihren Bädern gewöhnt und fahren zum Planschen eben öfter mal in die Ferne.

    10. In der Maustadt gibt’s keinen Mond

    Augsburg ist die Fuggerstadt, Kaufbeuren die Buronstadt und Memmingen heißt landläufig die Maustadt. Und so leuchtet in einer klaren Nacht über der 43.000-Einwohner-Stadt auch nicht der Mond, sondern der Memminger Mau. Der ist das Wahrzeichen und das Nationalheiligtum der Memminger und kommt auch in einer der bekanntesten Sagen der Stadt vor: Schwer angetrunken schleppten sich eines Nachts zwei Ratsherrn aus der Weinstube Goldener Löwen nach Hause, als sie in einem Wasserzuber die Spiegelung des Vollmonds (Mau) entdeckten. Da kam einer auf die Idee, den Mau herauszufischen, um immer über sein Licht verfügen zu können. Doch selbst der Polizei und dem herbeigeeilten Stadtfischer mit seinen Netzen gelang es nicht, den widerspenstigen Mau zu fangen… Welche Bedeutung der Mau in Memmingen hat, zeigt auch eine Anekdote aus dem Jahr 1969. Nach der ersten Mondlandung schickte der damalige Oberbürgermeister Dr. Johannes Bauer einen Brief an die NASA, in dem er zum Erfolg der Mission gratulierte und scherzhaft anmerkte, dass die Astronauten auf Memminger „Territorium“ spazieren gingen. Monate später gab es sogar eine Antwort der NASA – unter anderem mit einem handsignierten Foto der Astronauten um Neil Armstrong.

    Ein wahrer Besuchermagnet ist der größte Innenstadt-Jahrmarkt Süddeutschlands jedes Jahr im Oktober.
    Ein wahrer Besuchermagnet ist der größte Innenstadt-Jahrmarkt Süddeutschlands jedes Jahr im Oktober. Foto: Roland Schraut

    11. Memminger Jahrmarkt: Oktober-Fest nach dem Oktoberfest

    Der Duft von gebrannten Mandeln, Musik- und Lichtergewirr von den Fahrgeschäften und das ein oder andere Stamperl fürs Wamperl: Jedes Jahr im Oktober ist neun Tage lang Jahrmarktszeit in Memmingen. Das Besondere: Anders als in vielen Städten findet der Memminger Rummel nicht auf der grünen Wiese oder einem Festplatz statt, sondern mitten auf den Straßen der Innenstadt. Gemeinsam mit dem Krämermarkt, der in der Jahrmarktswoche von Dienstag bis Donnerstag stattfindet, ist er der größte Innenstadt-Jahrmarkt Süddeutschlands. Erstmalig erwähnt wurde der Memminger Jahrmarkt im Jahr 1541. Heute strömen jährlich über 150.000 Besucher durch die mit Ständen und Fahrgeschäften gesäumten Straßen.

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