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Echte Familienrezepte: Weihnachtsbäckerei im Oberallgäu

Backen zum Fest

Echte Familienrezepte: Weihnachtsbäckerei im Oberallgäu

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    Echte Familienrezepte: Weihnachtsbäckerei im Oberallgäu
    Echte Familienrezepte: Weihnachtsbäckerei im Oberallgäu Foto: Hermann Ernst

    Für die kleine Lina aus Kleinweiler-Hofen im Oberallgäu ist die Welt rundum in Ordnung an diesem winterlichen Tag. Draußen fallen Schneeflocken vom Himmel und drinnen in der warmen Stube knistert wärmendes Feuer im Herdofen, während das Radio besinnliche Klänge in Küche und Esszimmer trägt. Es ist Adventszeit, und im Hause der Familie Rimmel aus Kleinweiler-Hofen bedeutet das: in der heimischen Weihnachtsbäckerei fällt der Startschuss.

    Wie viele andere Allgäuer Familien auch, halten die Rimmels seit Jahren an der Tradition des Plätzchenbackens fest. An diesem Nachmittag stehen drei Generationen zusammen an Tisch und Herd, um Spitzbuben, Mandelhörnchen, Nussecken, Gewürzschnitten und Brownies aufs Backblech zu zaubern und sie anschließend in jenen Dosen zu verstauen, die sie zuvor aus dem Keller geholt haben: die siebenjährige Lina, ihre Mutter Inge Rimmel (39) und deren Mutter Brigitte Heckelsmüller (61).

    Die Teig-Rohlinge müssen sorgfältig ausgestochen werden
    Die Teig-Rohlinge müssen sorgfältig ausgestochen werden Foto: Hermann Ernst

    Drei Generationen schieben gemeinsam die Ärmel nach oben. In einer Region wie der des Allgäus ist dieser familiäre Zusammenhalt keine Seltenheit. Auf manchem Hof wohnen drei Generationen sogar unter einem Dach. Bei den Rimmels allerdings kommt die Oma an diesem Nachmittag mit dem Auto aus Buchenberg, einer Gemeinde die nur wenige Kilometer von Kleinweiler-Hofen entfernt ist. Auf das gemeinsame Backen freut sie sich jedes Jahr.

    Auf dieses adventliche Ritual will sie nicht verzichten. Überhaupt: Weihnachten ohne Plätzchen wäre für sie, ihre Tochter und die Enkelin wie ein Fest ohne Geschenke. „Unvorstellbar“, ist sich das Trio einig. Einig ist man sich auch, welche Sorten aufs Blech kommen. Jeder darf seine Lieblingssorten nennen – auch Linas Geschwister Maria, Magnus und Pius sowie ihr Papa Andreas Rimmel.

    Tricks und spezielle Geheimnisse

    Gewiss, jeder hat seine persönlichen Tricks, speziellen Geheimnisse, wie letztlich die Mandelhörnchen, Nussecken oder Gewürzschnitten entstehen. Geheimnisse, ganz klar, die hütet man wie einen wertvollen Schatz. Und doch gelingt es uns an diesem Nachmittag, die ein oder andere wichtige Information aus den Backexperten heraus zu kitzeln.

    Zum Beispiel jene, an welche Rezepte sie sich halten. „Manchen Tipp“, verrät Brigitte Heckelsmüller, „habe ich von meiner Mutter bekommen. Die hat auch immer Laible gebacken.“ Natürlich seien das andere Zeiten gewesen damals, als ihre Mutter am Ofen stand. Harte Zeiten mitunter, in denen vieles rationiert war und man gut einteilen musste, um über die Runden zu kommen.„Heute machen wir viel aufwendigere Plätzchensorten“, sagt sie.

    Aber vermutlich sei die Generation ihrer Eltern eine besonders kreative gewesen. Und die schaffte es auch ohne Marzipan oder Nüsse, schmackhafte Plätzchen zu servieren. Diese Tipps aus der eigenen Familie kombiniert Brigitte Heckelsmüller gerne mit den Backrezepten der heimischen Landfrauen, die diese in Backbüchern festgehalten haben. „Da finden wir immer etwas Passendes und es klappt auch gut“, loben Inge Rimmel und ihre Mutter. „Seit vielen Jahren haben wir diese Backbücher als Vorlage.“

    Für Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben wir drei Rezepte ausgesucht, damit die Adventszeit nicht nur besinnlich, sondern auch schmackhaft wird.

    Ein Genuss für Schleckermäuler

    Beim Backen hilft die ganze Familie mit
    Beim Backen hilft die ganze Familie mit Foto: Hermann Ernst

    Die kleine Lina hat es sich inzwischen auf der Eckbank im Esszimmer gemütlich gemacht. Auf dem Tisch vor ihr steht ein Blech mit vielen Plätzchen, die darauf warten, mit Zuckerguss gekrönt zu werden. Es ist Linas Lieblingsbeschäftigung.

    „Den Zuckerguss lasse ich gerne mal über den Rand hinaus laufen“, sagt sie, zwinkert mit den Augen und lächelt. Klarer Fall von kindlicher Raffinesse. Die Erklärung kann und will sie sich nicht verkneifen im Gespräch mit dem Reporter. „Dann muss ich ihn nämlich aufschlecken.“ Ohne schlechtes Gewissen, denn exakt müssen die Plätzchen im Hause Rimmel in Kleinweiler-Hofen schon verziert sein.

    Immerhin kommt in ein paar Stunden der Herr des Hauses von der Arbeit und wird genau inspizieren, was das Trio an diesem Nachmittag vollbracht hat. „Mein Mann liebt Marzipan“, sagt Inge Rimmel, „Mandelhörnchen und Brownies sind deshalb seine Favoriten.“ Da greife er dann auch gerne und intensiv zu. Später, wenn er die Jacke an den Kleiderständer gehängt hat und lächelnd auf die gefüllten Dosen mit den Plätzchen blickt, wird er freilich, mit Blick auf den Bauch, gestehen: „Nach Weihnachten muss ich aber die Finger davon lassen.“

    Und noch jemand freut sich am Abend, wenn die beiden Frauen und die kleine Lina ihr Backwerk beendet haben: jene Urlauberfamilie, die sich in der Ferienwohnung der Familie Rimmel eingerichtet hat. Sie kommt seit Jahren ins Allgäu. Sie liebt diese Region, ihre Ruhe und die zahlreichen Freizeitmöglichkeiten. Und sie liebt die Plätzchen ihrer Vermieter. Denn die süße Verpflegung gehört zum Standard: „Natürlich stellen wir unseren Gästen eine Dose mit verschiedenen Sorten auf den Tisch“, sagt Inge Rimmel. Schließlich sollen auch die Urlaubsgäste eine besinnliche und schmackhafte Adventszeit in dieser Region genießen.

    Mandelhörnchen
    Zutaten:
    200 Gramm Marzipanrohmasse
    zwei Eiweiß
    100 Gramm Zucker
    ein Päckchen Vanillezucker
    50 Gramm Mehl
    50 Gramm gehobelte Mandeln
    Anleitung:
    Marzipan-Rohmasse und Eiweiß mit elektrischem Handrührgerät zu einer geschmeidigen Masse verrühren und nach und nach Zucker, Vanillezucker und Mehl unterrühren. Dann den Teig in einen Spritzbeutel mit glatter Hülle füllen, auf ein gefettetes und mit Mehl bestäubtes Blech kleine Bogen spritzen, mit Eigelb bestreichen und mit Mandeln bestreuen. Bei 175 Grad etwa acht bis zehn Minuten backen. Die Enden der erkalteten Hörnchen mit Kuchenglasur bestreichen.

    Die Teiglinge für die Spitzbuben müssen lichtgelb gebacken werden
    Die Teiglinge für die Spitzbuben müssen lichtgelb gebacken werden Foto: Hermann Ernst

    Spitzbuben

    Zutaten:
    420 Gramm Mehl
    210 Gramm Zucker
    250 Gramm Butter
    Zwei kleine Eier
    125 Gramm ungeschälte Haselnüsse
    Zum Füllen:
    selbst gemachte Marmelade
    (Johannisbeer-Gelee)
    Puderzucker
    Anleitung:
    Den gebröselten Mürbeteig mit ungeschälten, sehr fein geriebenen Haselnüssen mindestens eine Stunde kaltstellen. Zweimesserrückenstark und portionsweise auswalken (am besten zwischen zwei Folien) und kleine, runde Plätzchen ausstechen. Nochmals kalt stellen. Dann bei mittlerer Hitze (190 bis 200 Grad) lichtgelb backen. Wenn sie noch heiß sind, je zwei Plätzchen mit Marmelade zusammensetzen und kalt stellen. Zum Schluss kommt ein Schuss Puderzucker oben drauf.
    Urgroßmutters Nußecken
    Teig:
    65 Gramm Butter mit
    65 Gramm Zucker, ein Esslöffel Vanillezucker und
    einem Ei schaumig rühren.
    150 Gramm Mehl, gesiebt mit
    einem halben Teelöffel Backpulver vermischt, unterrühren.
    Den Teig auf ein gefettetes Backblech geben.
    Füllung:
    Ein Glas Aprikosenkonfitüre darauf streichen. 100 Gramm Butter, 100 Gramm Zucker und einen Esslöffel Vanillezucker kurz aufkochen. 200 Gramm gehobelte Haselnüsse dazugeben. Diese Masse auf die Aprikosenkonfitüre streichen und etwa 20 Minuten bei 180 Grad backen. Wenn sie noch heiß ist, in Ecken schneiden. Die beiden spitzen Ecken in Schokoladenglasur eintauchen und auf der Backunterlage trocknen lassen.

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