Wer kann sich noch an das umjubelte Konzert der „Wise Guys“ vor zwölf Jahren im Kemptener Stadttheater erinnern? Die damals in südlichen Regionen unbekannte Band spielte mit neuartigem A-cappella-Pop-Sound vor brechend vollem Haus. Seither traten die Schlaumeier aus Köln turnusgemäß meist im Dezember in der Big Box an. Das wird sich nun ändern. Nun ging das letzte, mit 3.100 Besuchern restlos ausverkaufe Konzert der Wise Guys über die Bühne der Allgäuer Halle. Ein wenig sentimental durfte es werden, und wie gewohnt sehr lustig, pfiffig und heiter.
Erstaunlich, wie die Fünf ohne Instrumente diesen satten, volltönenden und kompakten Sound hinbekommen – mit vokalen Fanfaren wie Trompeten oder aus Keyboards, den Melodiestimmen und dem neuen Bass Björn Sterzenbach, der oft den Rhythmus vorgibt. Bei Sterzenbach sieht man erst mal Rot: rote Schuhe, roter Anzug samt rotem Einstecktuch und rote Socken (was nichts mit seiner politischen Einstellung zu tun haben muss). „Kleine Männer“ ist sein Stück, bei dem er sich selbst auf den Arm nimmt.

Rappen, dass man Angst bekommt
Dass die witzigen, gut verdaulichen Texte sogar kompatibel mit dem Kirchentag sind, führten die Wise Guys dort mehrfach vor. Den Auftritt in Kempten spicken die Guys mit Mini-Überraschungen wie einer interaktiven Abstimmung (der Song „Facebook“ gewinnt), einem ausgewürfelten Lied („Ein dickes Ding“) und später im Foyer mit einem kleinen Ständchen für alle Geburtstagskinder. Alles brav also. Beim Wise-Guys-Ableger „Aggro Hürth“ hingegen rappen Marc Sahr und Nils Sterzenbach so böse, dass man richtig Angst bekommen könnte – nett parodiert natürlich.
Die alten Kracher „Jetzt ist Sommer“, „Radio“ und „Wo der Pfeffer wächst“ lassen die Fans sofort in die Senkrechte schießen. Eine Rückblende auf 25 Jahre Wise Guys mit dem speziell zum Abschied komponierten „Wir werden euch vermissen“ bringt Erinnerungen und wohl dosiert auch ein klein wenig sentimentale Stimmung in die heiteren Stunden. Mit der Loslösung zweier Ur-Mitglieder wird die Gruppe ab Sommer 2017 Geschichte sein.
Marc Sahr verkündet im Internet: „Ich werde viel Zeit mit den Menschen verbringen, auf die ich in den letzten Jahren so häufig verzichten musste: meine Kinder und meine Frau“. Und Edzard Hüneke möchte fortan allein mit Gitarre, Cajon und Loop-Gerät durch die Lande ziehen. Die drei restlichen Vokalartisten, ergänzt durch zwei Neuzugänge, bauen ein neues Quintett auf. Unter dem Namen „Alte Bekannte“ werden sie sicher auch in unseren Breiten aufschlagen.