Worum geht’s?
Ikea kennt jeder! Das schwedische Unternehmen, das seinen Möbeln lustige Namen wie „Billy“, „Poäng“ oder „Gutvik“ gibt, betreibt in Deutschland derzeit 50 Einrichtungshäuser. 20 weitere sollen in den nächsten Jahren hinzukommen, eines davon in Memmingen. Hier soll ein Möbelhaus mit 25.500 Quadratmetern und benachbarte Fachmärkte mit insgesamt 31.500 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen. Dafür will Ikea rund 100 Millionen Euro investieren.
Wo soll gebaut werden?

Der künftige Standort soll am Memminger Autobahnkreuz sein, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Auf- und Abfahrten der A7 und A96. Dort hat Ikea bereits Grundstücke erworben. In den Verträgen gibt aber Rücktrittsklauseln, sollte das Projekt letztlich doch nicht zustande kommen. Aktuell steht dort noch das Gebäude der Rinderbesamungsgenossenschaft, die dann in den Stadtteil Hitzenhofen umsiedeln wird.
Warum will Ikea nach Memmingen?
Überzeugt haben die Schweden vor allem Lage, Infrastruktur und Einzugsgebiet des Standorts Memmingen. Wer aus der Region bislang bei Ikea einkaufen wollte, musste nach Ulm, Augsburg oder München fahren. Memmingen aber liegt günstig am Verkehrskreuz der A7 und A96, das Grundstück ist an die beiden Autobahnen unmittelbar angebunden. Die Vertreter des Konzerns schätzen, dass sie mit dem Einrichtungshaus in Memmingen rund 1,2 Millionen Menschen im Einzugsgebiet erreichen – die Kunden sollen aus dem Allgäu, Oberschwaben, dem Bodenseeraum und bis aus Österreich zum Einkaufen nach Memmingen kommen.
Was spricht dagegen?
Ernst nehmen die Memminger Entscheidungsträger vor allem die Sorgen der Einzelhändler in der Stadt. Zum Vergleich: Derzeit gibt es in Memmingen Verkaufsflächen von insgesamt 176.000 Quadratmetern, davon rund 50.000 in der Innenstadt. Sollte Ikea mit Einrichtungshaus und Fachmarktzentrum auf der „grünen Wiese“ am Autobahnkreuz bauen, würde dort mit insgesamt 56.000 Quadratmetern eine größere Verkaufsfläche entstehen als im Stadtzentrum. Der Handel befürchtet daher ein Ausbluten der Innenstadt.
Eine weitere Sorge ist die Verkehrssituation am Autobahnkreuz. Schon jetzt wird dort zu Stoßzeiten immer wieder die Belastungsgrenze erreicht, der Verkehr stockt. Befürchtungen bezüglich Verkehr und Lärm äußern auch die Anwohner im Memminger Westen, speziell in der Buxheimer Straße.
Wer ist dafür? Wer ist dagegen?

Ein glühender Befürworter von Ikea in Memmingen ist Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger. In den letzten Monaten seiner 36-jährigen Amtszeit leistet er immer wieder Überzeugungsarbeit, ist sich sicher: „Wir haben erstmals seit 50, 60 Jahren die Chance, einen Magneten zu gewinnen, der uns in eine andere Liga bringt.“ Auch seine potenziellen Nachfolger ließen im Wahlkampf verlauten, dass sie dem Projekt positiv gegenüberstehen. Und die Memminger Bürger? Konkrete Erhebungen gibt es nicht, in den letzten Monaten zeichnete sich aber ein wohlwollendes Stimmungsbild in der Stadt ab: Die Memminger befürworten Ikea mehrheitlich.
Dagegen sind in erster Linie viele Einzelhändler in der Stadt - sie fürchten um ihr Überleben. Stein des Anstoßes ist vor allem das geplante Fachmarktzentrum. Manchem Geschäftsinhaber wurde in den vergangenen Jahren untersagt, ein neues Angebot auf der „grünen Wiese“ zu schaffen - eben um die Innenstadt nicht zu schwächen. Ikea soll dies nun plötzlich möglich sein? Die große Herausforderung für die Entscheidungsträger der Stadt wird lauten, das Sortiment der Fachmärkte so zu steuern, dass es nicht in totaler Konkurrenz zu den Angeboten in der Innenstadt steht: Schützenswerte Innenstadtsortimente sind zum Beispiel Sportartikel, Textilwaren oder Schuhe.
Und nun? Wie ist der aktuelle Stand?

Das Problem: Genau solch ein Angebot wIll Ikea mit seinem Fachmarktzentrum schaffen. Die Schweden wollen nach dem Prinzip einer „Shopping-Mall“ einen möglichst umfassenden Mix, der das Einkaufen beim Möbel-Giganten noch attraktiver macht und Kunden aus Nah und Fern lockt. Oberbürgermeister Holzinger zeigt sich zuversichtlich, einen "guten Kompromiss" zu finden. Dazu läuft derzeit das Raumordnungsverfahren, das sich mit solchen Fragen beschäftigt. Verantwortlich ist hierfür ist die Regierung von Schwaben, die prüfen muss, ob das Memminger Ikea-Vorhaben unter landesplanerischen Gesichtspunkten zulässig ist. In diesem Zusammenhang werden beispielsweise die Auswirkung auf bestehende Wirtschaftsstrukturen (z. B. die Innenstadt) oder die Umwelt geprüft. Holzinger schätzt, dass dieses Verfahren noch im Herbst 2016 abgeschlossen wird. Im kommenden Jahr soll dann der Bebauungsplan stehen, ehe eine Entscheidung im Zuge des abschließenden Genehmigungsverfahrens naht. Hier kommt dem Memminger Stadtrat eine entscheidende Rolle zu, der letztlich den Daumen über Ikea hebt oder senkt.
Kommt auf den Punkt! Wann kann ich endlich meinen Esstisch "Björksnäs" in Memmingen kaufen?
Anhand der laufenden Verfahren und kontrovers diskutierten Fragen lässt sich schon erahnen: Es wird noch viel Wasser den Memminger Stadbach hinunterfließen, ehe Ikea in der Maustadt Eröffnung feiern kann. Ende 2019 soll es aber soweit sein - sofern alle Entscheide positiv ausfallen. allgaeu.life hält Dich natürlich auf dem Laufenden...