Ein Küsschen vom Schaf
Am liebsten hätte Hanna die kuschlige Wolke ja mit nach Hause genommen. Das ging natürlich nicht. Aber zumindest kürte das Mädchen aus Obergünzburg Wolke zu ihrem Lieblingsschaf. Es setzte sich in ihrer Beliebtheitsskala knapp gegen Schocki und Ute durch. Denn Wolke wollte Hanna sogar küssen, wie die Neunjährige erzählt. Es ist dem Schaf allerdings nicht gelungen.
Schäfer Roland Hämmerle hat die drei lammfrommen Tiere zum Spaziergang mitgebracht. Die Tour bietet die Interessengemeinschaft der Gästeführer seit heuer regelmäßig an. Der Rundgang führt die Gruppe von der Alten Marktoberdorfer Straße bis zur Loretokapelle und zurück. Dazwischen gibt es jede Menge zu erzählen.
Diese Rasse ist zum einen sehr robust und zum anderen steht sie auf der roten Liste. Wir wollten auch einen Beitrag zum Erhalt des Krainer Steinschafs leisten.Roland Hämmerle
Krainer Steinschafe stehen auf der roten Liste
Vor etwa elf Jahren hat Roland Hämmerle (55) die Schafhaltung zu seinem Hobby gemacht. Gemeinsam mit einem Bekannten erwarb er damals Krainer Steinschafe. "Diese Rasse ist zum einen sehr robust und zum anderen steht sie auf der roten Liste. Wir wollten auch einen Beitrag zum Erhalt des Krainer Steinschafs leisten", sagt der Schäfer.
Von den Schafen leben kann er nicht
Irgendwann trennten sich die Wege der Freunde und Hämmerle hat inzwischen allein 23 dieser Tiere. Weder von der Wolle noch von der Milch könnte er leben, wie er den Tourengästen erklärt. Er weidet die Schafe also das Jahr über an vier verschiedenen Plätzen aus reinem Spaß daran. Sein Geld verdient er mit Hausmeisterarbeiten und als Bauarbeiter.
Allzu viele Schafhalter gebe es im Allgäu nicht, sagt Hämmerle auf dem Weg zur Loretokapelle. Auch früher seien Schafe in unserer Region eher nur nebenbei gehalten worden. Oft waren die Kinder auf den kleinen Höfen dafür zuständig.
Schon die Kleinen haben mit angepackt
"Schon Zwölfjährige mussten die Schafe scheren", hat er aus einer Chronik erfahren. Da staunen Eltern und Kinder gleichermaßen. Zumal Hämmerle gerade erzählt hatte, wie mühsam das Scheren ist.
Die siebenjährige Hanna ist mit ihrer Mutter aus Obergünzburg zu der Führung gekommen. Daheim habe sie Kühe, Hasen und einen Hund, erzählt sie. Schafe hat sie nicht. Aber schnell freundet sie sich mit den Tieren mit dem gelockten Fell an, führt eines davon an der langen Leine.
Diese Führungen kommen insgesamt recht gut an.Roland Hämmerle
Auch Dominik (8) hat eine Leine in der Hand. Das Schaf trottet ihm voraus. Wenn am Wegrand ein besonderes Kraut wächst, bleibt es schon mal stehen und frisst. Und lässt sich dann nur mit einem leckeren Brotstück dazu bewegen, weiterzuspazieren.
Dominik ist mit seinen Eltern und dem kleineren Bruder für zwei Wochen im Ostallgäu im Urlaub. Seine Mutter, Melanie Groß, erzählt, dass sie aus der Pfalz kommen. "Wir machen jeden Tag Programm mit den Kindern und gehen dann an einen See zum Baden."
Die Führung ist meist ein voller Erfolg
Wie Hanna ist auch Dominik begeistert von Tieren. "Am liebsten mag ich ja Pferde", sagt er. Aber die Führung mit den Schafen gefalle ihm auch sehr gut. Zunächst ist es für die Kinder ungewohnt, ein Schaf an der Leine zu führen. Aber je länger der Spaziergang dauert, desto lockerer können sie damit umgehen. "Diese Führungen kommen insgesamt recht gut an", sagt Hämmerle.
Doch was passiert eigentlich mit der Wolle?
Melanie Groß will von dem Schäfer wissen, was eigentlich mit der Wolle passiert. Die Preise für Wolle seien derzeit sehr niedrig, sagt Hämmerle. Für die Wolle seiner Schafe könnte er für ein Kilo vielleicht fünf Cent bekommen. Für die sehr feine Merinowolle gäbe es mehr, etwa 1,50 Euro. Wolle vom Steinschaf werde zum Beispiel als Dämmmaterial benutzt oder auch als Dünger.
An der Loretokapelle angekommen, sucht die Gruppe erst einmal den Schatten, den die große Linde dort spendet. Kinder und Erwachsene nehmen einen Schluck Wasser zu sich, die Schafe bekommen ein Stück trockenes Brot als Leckerli.
Gute Laune trotz schlechtem Ausblick
Die Kapelle ist geschlossen. Und der Bergblick, der auf der Anhöhe normalerweise ein echtes Schmankerl der Tour ist, bleibt an diesem Tag verwehrt.Der guten Laune tut dies keinen Abbruch. "Kinder lieben Tiere", sagt Beate Klecatzky, als die Gruppe schon wieder auf dem Rückweg zu den Autos ist.
Die Marktoberdorferin ist mit Fabian und seinem kleinen Bruder, der noch im Kinderwagen sitzt, gekommen. Am Ende mochte Fabian alle drei Schafe gleich gern. Ihm hat es gefallen, sie füttern und führen zu dürfen.
Die nächste Führung findet am Freitag, 25. August, um 13.30 Uhr statt. Der Treffpunkt wird bei der Anmeldung (Telefon 08342/2931) bekannt gegeben.