Früher hatte Wolfgang Wörle einen großen Landwirtschaftsbetrieb. Die Bewirtschaftung hörte der gelernte Bauer aber auf und arbeitete seitdem als LKW-Fahrer. „Ganz aufgegeben hat er die Landwirtschaft aber nie. Wir haben immer nach einer Nische gesucht, die wir auf unserem Hof umsetzen können“, erzählt Tochter Franziska Wörle.
Auf den Aronia-Saft kam ihre Mutter 2012. Franziskas Vater konnte zu diesem Zeitpunkt wegen einer Diabeteserkrankung keine Fruchtsäfte mehr trinken. Aronia ist gut bei Diabetes, weil für den Abbau des Fruchtzuckers kein Insulin benötigt wird. Deshalb stellte die hierzulande weitgehend unbekannte Beere eine perfekte Alternative dar. Schnell machte man sich in der Familie über Aronia schlau. Bislang gab es niemandem im Allgäu, der den Anbau der Apfelbeeren betrieb - obwohl das Allgäuer Klima eigentlich optimal dafür erschien.
Aroniabeere:
Geschmack:
fein-herb säuerlich, unsere Reporterin erinnert der Geschmack an Johannisbeeren
Ernte:
von August bis September
Ursprung:
Nordamerika
Sehr vitaminreich
So war die Nische gefunden: 2013 fingen die Wörles an, ihre Felder wieder zu bewirtschaften - mit kleinen Aroniapflanzen. Bis die Pflänzchen zu Sträuchern wurden, von denen abgeerntet werden konnte, dauerte es bis 2016. Doch die erste Ernte reichte gerade mal für Plastiksäcke mit drei Litern Fassungsvermögen. „Das war schade, weil wir natürlich auch nachhaltig produzieren wollen“, sagt Franziska.
Vor zwei Jahren gaben die Felder dann die Menge her, um den Vitaminbooster auch in Glasflaschen abfüllen. „2017 war der Saft ziemlich süß, 2018 schmeckte er eher wieder herber. Das hängt vom Wetter ab“, erklärt Franziska.

Was gibt's auf dem Aronia-Hof?
2018 hatte die Familie auch Probleme mit der Trockenheit. Doch die Aroniapflanzen schützen sich selbst und lassen einige der Beeren vertrocknen, damit die anderen Beeren saftig werden.
Bei so viel Widerstandsfähigkeit konnte schließlich auch das Sortiment von Allgäu-Aronia erweitert werden. Inzwischen gibt es außer Saft auch Aronia-Gelee (als Brotaufstrich) und Aronia-Likör auf dem Hof. Als nächstes will die Familie auch Aronia-Tee anbieten, derzeit wird noch an der richtigen Mischung gewerkelt. Und auch mit getrockneten Aroniabeeren experimentiert man bei Familie Wörle - allerdings muss hier noch die Haltbarkeit sichergestellt werden. Dafür gibt es vom Aronia-Hof aber schon jetzt eigenen Buchweizen als weiteres Standbein.
Die Ernte der Aroniabeeren ist wegen der großen Menge inzwischen nicht mehr von Hand möglich. Die Maschine musste sich die Familie aus Osteuropa besorgen. Dort sind die Beeren bekannter und die entsprechenden Geräte gibt es dort schon. "Die Maschine wird normalerweise zu Ernte von Johannisbeeren eingesetzt. Sie wurde für uns umgebaut und leistet uns gute Dienste", sagt Franziska. Dennoch schafft es die Maschine nicht, alle Beeren zu sammeln. "Wir wissen also gar nicht genau, wie viel Aronia wir gesamt auf den Feldern haben."
Wegen des Namens 'Aronia' wurden wir schon gefragt, ob wir ein Zirkus sind.Franziska Wörle
Doch wie kommt die Vitaminbombe aus Honsolgen überhaupt bei den Allgäuern an? In einer Zeit, in der viel von Superfood die Rede ist, ist der Bekanntheitsgrad der Aroniabeeren hierzulande noch ausbaufähig. "Manche haben uns gefragt, ob wir ein Zirkus sind", sagt Franziska schmunzelnd. Deshalb beschäftigt sie sich gerade intensiv mit der Vermarktung ihrer Aronia-Produkte.
Inzwischen bekommt man den Saft im Allgäu in verschiedenen kleinen Läden, wie dem Füllwerk Türkheim, Pur Natur in Kempten und dem Dorfladen Waal. Und natürlich auf dem Hof selber, "aber wir können keine genauen Öffnungszeiten angeben, weil wir alle sehr unterschiedlich zu Hause sind. Wer Interesse hat, kann aber einfach mal anrufen oder vorbeikommen“, sagt Franziska, die in München Fahrzeugtechnik studiert.
Und was ist für 2019 sonst noch geplant?
Als nächstes hat sie sich vorgenommen, den Bio-Aronia-Saft in größere Läden zu bringen und eine Website von Allgäu Aronia zu gestalten. Mit der Ernte und dem Verkauf auf dem Hof will Familie Wörle natürlich weitermachen. Weitere Produkte und neue Etiketten sind schon in Planung. „Cool wäre es, auch wieder auf einige Messen zu gehen und dort unsere Produkte bekannter zu machen“, erklärt sie. Sicher ist: Franziska freut sich auf das kommende Aronia-Jahr ...