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Eltern zeigen sich skeptisch: Impfschutz für Kinder und HPV-Impfung in Gefahr

Gesundheit

Viele Eltern sind beim Impfen skeptisch

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    Auch Kinder brauchen schon eine Diphtherie-Auffrischung. Die erste ist der Stiko-Empfehlung zufolge im Alter von fünf bis sechs Jahren dran.
    Auch Kinder brauchen schon eine Diphtherie-Auffrischung. Die erste ist der Stiko-Empfehlung zufolge im Alter von fünf bis sechs Jahren dran. Foto: Christin Klose, dpa

    Geht es ums Impfen ihrer Kinder, sind Eltern wesentlich skeptischer geworden. Das sagt die Sprecherin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Bayern, die Münchner Kinderärztin Dr. Dilek Önaldi-Gildein. „Seit den Diskussionen um die Corona-Impfstoffe merken wir diese Verunsicherung. Der Aufklärungsbedarf ist wesentlich höher. Hier ist viel Vertrauen verloren gegangen.“

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    Dass die Deutschen immer weniger Vertrauen in Impfungen haben, belegt auch eine Erhebung des Portals Statista. Demnach trifft das derzeit auf 25 Prozent der Erwachsenen zu, 2022 lag dieser Anteil noch bei 19 Prozent. Das Robert Koch-Institut (RKI) schrieb im April, dass Impfangebote für Erwachsene häufig nicht in Anspruch genommen werden. So seien etwa gegen Grippe nur etwas mehr als ein Drittel der Menschen ab 60 und der Erwachsenen mit einer Grunderkrankung geimpft.

    Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach will im Herbst einen „Masterplan Prävention“ vorstellen, indem es auch um die Stärkung der Impfberatung gehen soll. Die CSU-Ministerin betont: „Impfungen schützen zuverlässig vor schweren Infektionskrankheiten und deren Folgen. Aus diesem Grund setzen wir uns kontinuierlich für eine Verbesserung der Impfquoten in Bayern ein.“

    Bei den Kindern zeigte sich zuletzt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) „extrem besorgt“ über die zunehmende Impfskepsis sowie „Fehl- und Desinformation zu Impfungen“. In der Europäischen Region der WHO ist demnach der Impfschutz von Kindern gegen Masern, Keuchhusten und andere Krankheiten 2024 hinter dem Stand vor der Pandemie zurück geblieben. Dies erhöhe die Zahl der gefährdeten Kinder und das Risiko von Krankheitsausbrüchen.

    Impfschutz wird oft begonnen, aber nicht abgeschlossen

    In Deutschland liegen die Impfquoten bei Kindern nach Angaben des RKI zwar auf hohem Niveau. Die Grundimmunisierung werde aber oft zu spät oder gar nicht abgeschlossen. So waren, entgegen der Empfehlung, nur 21 Prozent der Kinder zum ersten Geburtstag vollständig gegen Kinderlähmung geimpft. Mit zwei Jahren hatten nur 77 Prozent einen vollständigen Schutz. Nur 77 Prozent waren in diesem Alter zweifach gegen Mumps, Masern und Röteln geimpft, obwohl dies im Alter von 15 Monaten vorgesehen ist. Und: Weniger als die Hälfte der Jugendlichen hat eine HPV-Impfung. Humane Papillomviren (HPV) zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erregern. Eine HPV-Infektion kann langfristig Krebs verursachen, darunter Gebärmutterhalskrebs. In Bayern waren 2023 49 Prozent der 15-jährigen Mädchen vollständig gegen HPV geimpft. Die Quote liege damit „weit hinter den Zielwerten“, heißt es aus dem bayerischen Gesundheitsministerium.

    Letzteres ist für Kinderärztin Önaldi-Gildein bitter: „HPV wird überwiegend mit sexueller Übertragung assoziiert. Die Tatsache, dass Humane Papilloma Viren Krebs auslösen können, gerät dabei bisweilen in den Hintergrund.“ Die HPV-Impfung sollte bereits im 9. Lebensjahr erfolgen, „Eltern empfinden das daher teilweise als zu früh“. Sie erlebe es immer öfter, dass Eltern irgendwelchen Informationen aus dem Internet sowie Freunden und Bekannten mehr vertrauten als Ärzten. Auch die Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), das Atemwegserkrankungen verursacht, werde teilweise abgelehnt. „Dabei beobachten wir immer wieder, dass infizierte Kinder ohne RSV-Impfung in die Klinik müssen und Sauerstoff benötigen.“ Die RSV-Impfung sei hoch wirksam und gut verträglich. „Jetzt im Oktober können alle Kinder, die ab April geboren wurden, geimpft werden.“

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