Alexander Hagspiel hat erreicht, wovon viele Musiker träumen: Gleich bei seinem ersten großen Auftritt war das Publium außer Rand und Band - und verlangte stürmisch nach einer Zugabe! "Das war ein absoluter Gänsehaut-Moment. Einfach der Hammer. Das werde ich nie vergessen", erinnert er sich an seine erfolgreiche Feuerprobe im vergangenen Herbst.
Beim Oktoberfest in Weiler machte er vor 2000 Besuchern im Bierzelt ein Fass auf und präsentierte seinen Stimmungskracher "Lastwagenfahrer von der Post Brauerei". Die Gruppe "Allgäuwild" holte ihn auf die Bühne und unterstützte den Sänger bei seiner humorigen Hommage an einen tatkräftigen Berufsstand.
Die Band hatte das eingängige Stück vorher schon gehört und bescheinigte ihm Ohrwurmqualität. "Es kommt fast schon an Ralph Siegel hin", witzelte Akkordeonspieler Udo Heinrich. Prompt wurde es zur neuen Hymne der "Wiesn in Weiler". Jung und Alt gingen gleichermaßen ab. Und auch Hagspiels Chef Herbert Zinth jun. war begeistert. Schon bald kannten alle den Refrain im Westallgäuer Dialekt in- und auswendig:
"I bi der Lastwagenfahrer von der Post Brauerei.
Mit mei'm Lastwagen komm i au bei Dir vorbei.
Hab mein Wagen vollgeladen
mit viel Bier und Limonaden.
Weil oins isch mir g'wiss it wurscht
und des isch Euer Durscht"
Hier siehst Du das Lied im You-Tube-Video:

Zig Handymitschnitte von der umjubelten Song-Premiere kursierten in den nächsten Tagen im Westallgäu. Die Qualität war eher mäßig. Doch mit Hilfe einer Agentur, die auf Nachbearbeitung von Videos spezialisiert ist, entstand ein Clip, der optisch und akustisch überzeugt. Im Dezember 2016 lud Alexander Hagspiel ihn auf Youtube. Mittlerweile haben ihn sich über 7000 Nutzer angeschaut. Viele sprechen ihn darauf an, wenn sie ihn sehen. Oder sie fragen ihn nach Text und Noten, die er auf Anfrage weitergibt.
Damit nicht genug: "Das Lied ist inzwischen sogar die Wartenschleifen-Melodie bei der Post Brauerei", sagt Hagspiel augenzwinkernd. Der Familienvater aus Ellhofen kommt für "seine" Brauerei viel rum: Als Bezirksleiter ist er fürs Oberallgäu, Walsertal, Ostallgäu und Vorarlberg zuständig. Und es kommt durchaus vor, dass er selbst Bier- und Limokisten durch die Lande kutschiert. So geschehen im Juni 2016 für die Alphorniade in Balderschwang.

Mit einem 7,5-Tonner voller Kisten tuckerte er durch die herrliche Allgäuer Landschaft - und hatte auf einmal die ersten Strophen für seinen späteren Hit im Ohr. Zuhause spielte er die Melodie am Akkordeon und erhielt sogleich Applaus von seinem elfjährigen Sohn, der an der zweiten Stophe mitdichtete. "Das Lied kommt überhaupt bei Kindern sehr gut an", hat Hagspiel beobachtet.
Für die Jüngsten ist der Lastwagenfahrer offenbar genauso spannend wie der Lokomotivführer, dem im "Lummerland-Lied" der Augsburger Puppenkiste bereits ein Denkmal gesetzt ist. Bierfahrer gelten zu Recht als echte Kerle. An einem guten Tag bewegen sie bis zu sechs Tonnen Gewicht mit Sackkarre, Stapler, aber auch mit viel Muskelkraft.
Für die Post Brauerei in Weiler sind zehn Bierfahrer unterwegs. "Das sind ernorm wichtige Leute im Haus. Niemand hat mehr und direkter mit den Kunden zu tun", erklärt Hagspiel. Der Transport hat in der 367-jährigen Geschichte der Post Brauerei ohnehin eine wichtige Bedeutung. Als noch Postkutschen verkehrten, war sie mit ihrem Stammhaus "Post" auch eine Königlich Bayerische Posthalterei. Noch heute sitzen die Post-Brauerei-Fahrer quasi "hoch auf dem Gelben Wagen": Die Laster sind in gelber Farbe gehalten und fallen sofort auf.

Bekannt wie ein bunter Hund ist auch Alexander Hagspiel: Er ist als Fastenprediger "Bruder Jakob" für das Derblecken beim Starkbierfest in Ellhofen zuständig. Obendrein ist er Schützenmeister in seinem Heimatverein und steht beim Simmerberger Theater auf der Bühne. Neben dem Akkordeon spielt er Gitarre und Dudelsack. Ähnlich unkonventiell ist sein Musikgeschmack: Er reicht von Schlager bis Punk, von Reggea bis Klassik. Eine Idee für einen neuen Hit hat er bereits, deutet Alex Hagspiel im allgaeu.life-Interview an. Doch mehr will er noch nicht verraten.
Zusammen mit vielen Westallgäuer Fans hofft er, dass mit der angehenden "Feschtle-Saison" das Lied vom "Lastwagenfahrer von der Post Brauerei" noch viele Male angestimmt wird. Vielleicht ja auch auf der Festwoche in Kempten. Dort ist die Post Brauerei immerhin mit einem Stand vertreten. Den Hit im Bierzelt anzustimmen, könnte dagegen schwierig werden: Denn dort verkaufen die Rettenberger Braureien Zötler und Engelbräu ihr Bier. Und seinen Hit umtexten, will Alexander Hagspiel nicht. Die Post Brauerei macht für ihn "einfach das beste Bier der Welt!"
Allgäu's Finest mit Alexander Hagspiel:

Die schönsten Plätze im Allgäu? Ellhofen ist für Alex das schönste Dorf im Allgäu. In dem Ortsteil von Weiler-Simmerberg ist er aufgewachsen und lebt dort mit seiner Familie. "Das sind meine Wurzeln. Das ist meine Heimat." Das Herz geht ihm freilich auch auf dem Imberg (1325 Meter hoch) oder dem Hochgrat (1824 Meter hoch) in Oberstaufen auf.
Das beste Allgäuer Bier? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: "Das PostEdel von der Post Brauerei. Feine Würze, goldiger Glanz!" Die Traditionsmarke hat eine Stammwürze von 12,5 Prozent und einen Alkoholgehalt von 5,2 Prozent.
Geheimtipp für Touristen? Eine Auto-Fahrt auf der Deutschen Alpenstraße von Lindau nach Hindelang. "Da ist alles geboten, was das Allgäu ausmacht. Gerade jetzt im Mai: Blühender Löwenzahn und im Hintergrund schneebedeckte Gipfel. Besser geht's nicht."
Wo schmeckt's bsonders guat? Im Bräustüble der Post in Weiler-Simmerberg, findet Alex und empfiehlt auch gleich ein Gericht: "Der Zwiebelrostbraten ist der Hit", schwärmt der Hobbymusiker.