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Ex-Bodyguard Michael Stahl: "Ich schäme mich für keine Träne"

Vortrag in Lauben

Ex-Bodyguard Michael Stahl: "Ich schäme mich für keine Träne"

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    Ex-Bodybuilder Michael Stahl plauderte aus dem Nähkästchen.
    Ex-Bodybuilder Michael Stahl plauderte aus dem Nähkästchen. Foto: Horst Hacker

    Was gegen Gewalt und Mobbing hilft? Manch einer würde auf Grund eigener Erfahrungen diese scheinbar simple Frage entsprechend einfach beantworten: ein Faustschlag auf die Nase, gehörig Eins in die Fresse oder ein kräftiger Tritt. Für Michael Stahl (47) aus Bopfingen, Trainer für Selbstverteidigung und Berater für Gewaltprävention, und Ex-Bodyguard von Prominenten wie Nena, sind das alles keine Lösungen. Er habe noch nie einen Menschen geschlagen.

    Veranstalter war Christen im Beruf, Chapter-Vorsitzender Franz Schweiger.
    Veranstalter war Christen im Beruf, Chapter-Vorsitzender Franz Schweiger. Foto: Horst Hacker

    Stahl sprach auf Einladung der Kemptener Vereinigung „Christen im Beruf“ im Laubener „Birkenmoos“ zu der Frage, was hilft gegen Gewalt und Mobbing. Etwa 180 Besucher hörten sich – zur Freude des Vorsitzenden Franz Schweiger – den Vortrag an. In den Anekdoten und Anekdötchen aus seinem Leben zog sich bei Michael Stahl wie ein roter Faden die Behauptung durch: „Ich habe noch nie einen anderen Menschen geschlagen“. Die vermeintlich Starken, die an anderen Gewalt ausüben, seien in Wahrheit „ganz schwache Menschen“. Sie würden gewaltsam handeln, weil sie selbst gewaltsame Behandlung erfahren hätten – was ihnen sehr wehgetan hätte. „Wie können wir von unseren Söhnen erwarten, dass sie Tränen vergießen und damit Gefühle zeigen“, fragte Stahl, „wenn wir uns selbst unserer Tränen schämen?“ Tränen drückten Gefühle aus, dadurch auch echte Menschlichkeit.

    Um zu demonstrieren, wie man mit Niederlagen und Pleiten nicht umgehen soll, führte der Referent das Beispiel des früheren HSV-Trainers Bruno Labbadia an. Man holte ihn an die Elbe, um den Traditionsverein vor dem Abstieg zu retten. Deshalb wurde er als „Hamburger des Jahres“ geehrt. Ein halbes Jahr später habe man ihn, ohne ihm nur einmal ins Gesicht zu schauen, kurzerhand gefeuert – per App.

    Eindruck hinterließ der Gast aber, als er vom Unfall seiner Frau und seiner kleinen Tochter erzählte. Ein „vaterloser Jugendlicher“ war dem Auto mit 150 Sachen draufgebrummt. „Er raste, um sich Anerkennung zu holen.“ Mutter und Tochter hätten Wochen gebraucht, um sich ins Leben zurück zu kämpfen. Nach dem Unfall ging Stahl zu dem unverletzten Verursacher. Dieser sagte: „Sie können tun mit mir, was sie wollen“. Stahl sagte: „Ich vergebe Dir.“ Der Ex-Bodyguard will weitergeben: Jeder Mensch müsse Liebe erfahren, brauche Wertschätzung. Daraus erwachsen Selbstwertgefühl und Stärke.

    Der Veranstalter, „Christen im Beruf“ ist die deutsche Umsetzung der 1953 von Demos Shakarian in den USA gegründeten Vereinigung „Full Gospel Business Men’s Fellowship International“. Ziel ist, aufzuzeigen, wie lebendiger Glaube Hoffnung und Lebensqualität bewirken kann.

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