Leipheims Bürgermeister Christian Konrad (CSU) wirft dem Feuerwehrkommandanten Martin Schmitz in einer Abmahnung vor, wegen dessen Einsatzes im Flutgebiet im Ahrtal im Sommer unentschuldigt gefehlt zu haben. In dem dienstlichen Verweis wird dem Kommandanten ebenso vorgeworfen, nach dem 18. März 2020 kein Fahrtenbuch für den Kommandowagen geführt zu haben und, was nach Konrads Ansicht eigentlich "ein Grund für eine fristlose Kündigung gewesen" wäre: Als Sachbearbeiter der Feuerwehr habe Schmitz eine Rechnung für weitere Schlafsäcke, "die nicht für den Einsatz in Ahrweiler erforderlich waren", vorsätzlich falsch abgezeichnet. Der Kommandant wehrt sich gegen die Vorwürfe. Und der Bürgermeister hat jetzt einen Brief aus dem Ahrtal bekommen, in dem er sich einiges "anhören" muss.
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Stephan Esser aus der Geschäftsleitung des Winzer-Vereins Ahrweiler hat das Schreiben in Kopie auch an unsere Redaktion geschickt. Unterzeichnet ist es mit "Die Betroffenen (von der Flut und über Ihr Vorgehen) vom Winzer-Verein Ahrweiler und viele ehrenamtliche Helfer". Darin heißt es, mit "völligem Unverständnis" hätten sie von der Abmahnung und dem dienstlichen Verweis gehört. Schmitz und seine Kameraden hätten wenige Tage nach der "unfassbaren Katastrophe" tatkräftig geholfen. Es habe an allem gemangelt. Ohne "das mutige und entschlossene Handeln" der ehrenamtlichen und professionellen Helfer hätte die Hilfe nicht funktioniert. Sie hätten nicht gewusst, ob sie sich selbst in Gefahr begeben, wie und wo sie zur Ruhe kommen können, um das Erlebte zu verarbeiten.
Flutopfer aus dem Ahrtal fordern Konrad auf, sein Verhalten zu überdenken
Aus der Situation heraus hätten die Helfer handeln müssen. Mitunter hätten Formalien die Einsatzkräfte behindert. Ohne die Hilfe "hätte manch einer heute das Ahrtal bereits für immer verlassen". Der Verein lädt den Bürgermeister ein, sich vor Ort ein Bild zu machen. "Sie sollten zwingend Ihr Verhalten und das damit verbundene Zeichen für die Öffentlichkeit in dieser Angelegenheitüberdenken. Der Schaden, den Sie damit anrichten, führt am Ende dazu, dass keiner mehr kommt, um uns zu helfen. Die Menschen werden zunehmend der Politik und der nicht nachvollziehbaren Entscheidungen überdrüssig. Das Vertrauen, das die Politik braucht, schwindet und spielt extremen Gruppen in die Hände."
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Aus Sicht der Betroffenen, die weit über 100 Menschenleben und millionenschwere Schäden zu beklagen hätten, die ihre Heimat verloren, handele es sich hier um "mangelnde Weitsicht und formales Beamtentum", was die Leistungen der Helfer nachhaltig beschädige. Diese Botschaft spreche sich herum und sende "katastrophale Signale". Es wird die Frage gestellt: "Formalismus vor Dankbarkeit?" Konrad wird "nachdrücklich" darum gebeten, sich genau zu überlegen, ob dies das richtige Verhalten einer Verwaltung sei, "für Ihre Angestellten, die anderen Menschen uneigennützig in größter Not zur Seite gestanden haben". (AZ)