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Fronleichnam und Co: Ein Überfluss an Feiertagen gefährdet Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit!

Kommentar

Wozu Fronleichnam? Der deutsche Feiertagsüberfluss muss verkürzt werden

Christian Grimm
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    Deutsche Lieblingsbeschäftigung im Feiertagsfrühling: Die Wanderung. Schön für jeden, aber gesamtgesellschaftlich zu teuer.
    Deutsche Lieblingsbeschäftigung im Feiertagsfrühling: Die Wanderung. Schön für jeden, aber gesamtgesellschaftlich zu teuer. Foto: Thomas Warnack, dpa

    Mit Fronleichnam endet die große deutsche Feiertagssause des Frühjahrs. Zwischen Ostern und Mitte Juni wird hierzulande nur wenig gearbeitet. Osterfeiertage, 1. Mai, Christi Himmelfahrt, Pfingsten – und in den katholischen Regionen Fronleichnam – sind von Gesetz wegen frei.

    Um diese Feiertage herum bieten sich viele günstige Gelegenheiten, um Brückentage einzuziehen und sich in den Kurzurlaub zu verabschieden. Einige Kollegen sind über gut zwei Monate kaum zu sehen. Wer für amerikanische oder britische Unternehmen arbeitet, weiß um das neidvolle Erstaunen in England und Amerika ob der vielen arbeitsfreien Tage. Ausgenommen von diesem schönen Privileg sind diejenigen, die es ohnehin immer erwischt. Polizei, Rettungsdienste, Krankenhäuser, die Gastronomie und die Bauern.

    Streit um Arbeitskultur: „Deutschland ist ein Museum“

    Doch die Leichtigkeit des Seins, an die sich eine große Zahl der Beschäftigten hierzulande so gewöhnt hat, ist nicht mehr haltbar. In puncto Arbeitszeit muss sich an der „Einigkeit und Recht auf Freizeit-Republik“ einiges ändern. „Wenn ich in China bin, in Amerika oder Asien bin und sehe, wie diese Wirtschaftsnationen in die Hände spucken, dann wird mir manchmal um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes angst und bange“, sagte Telekom-Chef Tim Höttges im Herbst vergangenen Jahres. Er kennt die internationale Arbeitswelt und weiß, dass Deutschland bei der Wettbewerbsfähigkeit schlecht abschneidet. Der ehemalige Design-Chef von Volkswagen, der heute in China arbeitet, drückt es so aus: „Deutschland ist ein Museum.“

    Doch warum geht heute nicht mehr auf, was früher aufging? Weil Russland die Bundesrepublik nicht mehr mit billiger Energie versorgt. Weil sich der deutsche Staat durch Bürokratie selbst stranguliert. Weil andere Nationen technologisch extrem aufgeholt haben. Vorsprung durch Technik kommt heute aus Asien. In der Gesamtschau der Faktoren stimmt die Rechnung nicht mehr für den Standort D. Die Investitionen ausländischer Unternehmen sind seit sieben Jahren rückläufig. Und wenn die Chefs deutscher Firmen über Investitionen nachdenken, dann kommt ihnen heute als erstes Osteuropa, Asien oder Amerika in den Sinn. Selbst die IG Metall hat das erkannt und verzichtet mittlerweile auf ihre Märchenland-Forderung nach einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich.

    Dreikönig, Fronleichnam, Tag der Einheit – das Streichpotenzial ist groß

    Deshalb ist das Ansinnen der neuen schwarz-roten Bundesregierung richtig, statt täglicher Höchstarbeitszeiten eine Vorgabe für die gesamte Arbeitswoche zu machen. Die Länder könnten nachziehen und zwei Feiertage streichen. Der 6. Januar mit Dreikönig böte sich an, Fronleichnam, der Tag der Einheit, der Reformationstag oder Allerheiligen. Der Glaube ist nicht an einen gesetzlichen Feiertag gebunden, die deutsche Einheit schon gar nicht.

    Bund und Länder dürfen aber dabei nicht dabei stehenbleiben. Erfreulich ist, dass in Deutschland überdurchschnittliche viele Frauen arbeiten. Viele würden gern mehr Stunden machen, aber es fehlt an Plätzen in Kindergärten und im Schulhort. Das Problem der Teilzeitfalle wird seit Jahrzehnten gewälzt, gelöst ist es immer noch nicht. Schließlich trauen sich Union und SPD nicht an das heikle Thema Rentenreform heran. Die Deutschen werden älter, immer weniger Junge müssen die Rente der Ruheständler verdienen. Diese demographische Dialektik ist zwar allgemeiner Wissensstand, dennoch plant die Koalition, die Rentenkasse durch eine höhere Mütterrente zusätzlich zu strapazieren. An Vorschlägen zur Stabilisierung des Systems mangelt es nicht. Der eingängigste: Steigt die Lebenserwartung um ein Jahr, verschiebt sich der Rentenbeginn um einige Monate nach hinten.

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