Seit zehn Jahren treffen sich im ehemaligen Kornspeicher eines Bauernhofes in Schlegelsberg bei Erkheim (Unterallgäu) Flipperbegeisterte, um das Allgäuer Käs-Turnier zu spielen. Die Stationen bestehen aus alten Kneippensportgeräten: Kickertisch, Darts, Videospielautomaten und natürlich Flipper, die die Mitglieder der Flipperliga Allgäu extra für diesen Tag auf Hochglanz gebracht haben.
Wolfgang Fäustle, Turnierleiter und Gründer der Liga, erklärt die Regeln: "Viele denken, Flippern sei ein Glückspiel. Das stimmt aber nur bedingt. Beim Flippern geht es darum, mit der 27 Millimeter großen Stahlkugel verschieden Ziele zu treffen, um Punkte zu sammeln."

Das Turnier geht über mehrere Stunden, die knapp 30 Mitspieler sind zwischen zehn und 60 Jahre alt, kommen aus ganz Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Dieses Jahr geht der Wanderpokal nach Baden-Württemberg. Aber auch sonst bekommt beim Käs-Turnier jeder einen Preis: ein großes Stück Allgäuer Romadur. Der Erlös der Veranstaltung geht an das Kinderhospiz St. Nikolaus in Bad Grönenbach. 4000 Euro sind seit 2009 zusammengekommen.
Aber wie kommt man eigentlich dazu, Flipperautomaten zu sammeln? "Wahrscheinlich wegen der Erinnerung an früher, als solche Geräte noch in vielen Kneippen und Dorfwirtschaften standen. Heutzutage findet man das nur noch sehr selten", sagt Fäustle. "Für die Automatenaufsteller sind Flipper viel zu störungsanfällig und daher nicht rentabel. Bei den Geräten geht oft etwas kaputt. Dass alle Flipper das ganze Turnier durchhalten, gab´s noch nie." Aber immer mal wieder findet sich in Kellern und Hinterzimmern ein alter, kaputter Flipper, den es wieder herzurichten gilt.
Die Flipperliga Allgäu trifft sich aber nicht nur beim jährlichen Käs-Turnier, sondern auch einmal im Monat zu einem Spieltag. Im Wechsel lädt jedes der zehn Mitglied zum Heimspiel ein. Sie alle sind Sammler, haben jeweils mindestens drei Geräte zu Hause. Am Ende wird dann der Allgäuer Meister gekürt. Diese Saison war Simon Henle aus Burgau bei Günzburg der beste Spieler. Es geht aber auch darum, sich fachlich auszutauschen, sich bei Reparaturen zu helfen oder sich gegenseitig mit den selten gewordenen Ersatzteilen zu versorgen. Mit der kommenden Saison kann die Liga ihr zehnjähriges Bestehen feiern.
Weitere Infos:
oder per E-Mail an: Flipperliga-Allgaeu@gmx.de
Bundesweit geht es mit dem Flippern übrigens wieder aufwärts. Das zeigte die 20. deutsche Meisterschaft am Wochenende in München. Mehr als 100 Automaten stellte der deutsche Flipperverband, die „German Pinball Association“ (GPA), zur Verfügung. Der Verband hat laut Mitgründer Martin Wiest heute knapp 800 Mitglieder. Das sind drei Mal so viele wie 2013.
Womöglich sei es das Physische, dass die Menschen wieder zum Flippern bringt. „Heute gibt es vor allem virtuell Unterhaltungsmöglichkeiten ohne Ende“, sagt Wiest und schiebt nach: „Aber den Flipper kann ich bewegen, den kann ich spüren und anfassen. Es ist das Gesamterlebnis, was das Flippern so besonders macht“, sagte er der Augsburger Allgemeinen Zeitung.