Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Gefahr in Kinderhänden: Das Smartphone

Sexting & Mobbing

Gefahr in Kinderhänden: Das Smartphone

    • |
    • |
    Über das Handy haben viele Mädchen und Buben freien Zugang zu Bildern und Videos, die nicht für sie bestimmt sind. Auch Mobbing erfolgt in ganz anderen Dimensionen.
    Über das Handy haben viele Mädchen und Buben freien Zugang zu Bildern und Videos, die nicht für sie bestimmt sind. Auch Mobbing erfolgt in ganz anderen Dimensionen. Foto: Dominik Berchtold

    Etwa alle zwei Monate haben Marius Fromme und Melanie Hintze einen Fall wie den obigen auf dem Tisch. Die beiden Polizisten sind bei der Polizeiinspektion Kempten zuständig für Präventionsarbeit. Sie wissen um die Gefahren von Smartphones in Kinderhänden – und was Eltern tun können, um ihren Nachwuchs zu schützen. Eine Möglichkeit: ein Handynutzungsvertrag, wie ihn zum Beispiel Eltern am Kemptener Hildegardis-Gymnasium erhalten haben.

    "Viele Eltern leben im Tal der Ahnungslosen, was neue Medien angeht“, sagt Fromme. Die Kinder hätten das technische Know-How. Der kompetente Umgang mit den neuen Medien fehle aber manchmal. „Eltern müssen das ernst nehmen.“ Und vor allem: Eltern müssten sich kümmern. Denn im Internet lauern eine Menge Gefahren – und per Smartphone haben viele Mädchen und Buben ungehindert Zugang: zu Gewalt- oder Pornovideos etwa.

    Viele Eltern leben im Tal der Ahnungslosen, was neue Medien angeht.Polizist Marius Fromme

    Die Kemptener Polizisten Melanie Hintze und Marius Fromme haben einen

    „Handynutzungsvertrag“

    erarbeitet. Diesen schließen

    Eltern mit ihren Kindern ab

    . Einige der Punkte:

    - Benutze dein Handy niemals für Aktionen, die anderen schaden.

    - Schreibe niemandem etwas über dieses Telefon, das du ihm nicht auch persönlich ins Gesicht sagen würdest.

    - Du wirst dir auf diesem Gerät keine Dinge (Fotos/Videos) ansehen, die du uns nicht zeigen würdest.

    - Versende niemals Nacktaufnahmen oder andere peinliche Aufnahmen von dir oder anderen. Es ist riskant und kann sogar dein Leben zerstören.

    - Bevor du Personen fotografierst oder filmst, fragst du sie vorher um Erlaubnis. Wenn du Aufnahmen von anderen mit dem Handy weiterschicken oder ins Internet stellen möchtest, brauchst du dazu ebenfalls deren Erlaubnis. Sind diese Personen noch nicht 16 Jahre alt, musst du sogar deren Eltern fragen.

    - Lass das Handy nicht dein Leben beherrschen. Nutze es bewusst.

    - Schreibe niemals Textnachrichten im Gehen, vor allem nicht, wenn du eine Straße überquerst.

    Immer wieder haben die Polizisten aber auch mit Fällen zu tun, in denen Kinder freizügige Bilder von sich weiterschicken oder auf Internetportalen hochladen. „Das Internet vergisst nicht – und es teilt“, warnt Fromme. Dann wären da noch Gewalt- oder IS-Rekrutierungsvideos, die sich die Kinder und Jugendlichen zum Beispiel über Whats-App weiterschicken. Und nicht zuletzt: Cybermobbing.

    Da hilft kein Schulwechsel mehr

    Über den kostenloser Instant-Messaging-Dienst Snapchat können Fotos verschickt werden. Er wird bei Kids immer beliebter.
    Über den kostenloser Instant-Messaging-Dienst Snapchat können Fotos verschickt werden. Er wird bei Kids immer beliebter. Foto: Patrick Seeger/dpa

    „Die Opfer können sich kaum wehren“, sagt Fromme. Natürlich sei Mobbing kein neues Phänomen. Doch während früher oft ein Schulwechsel geholfen habe, seien die Schüler heute so vernetzt, dass es an anderer Stelle gleich weitergeht. Mobbing übers Smartphone sei ein Problem, „das immer wieder auftaucht“, bestätigt Horst Weiß, stellvertretender Schulleiter am Gertrud-von-le-Fort-Gymnasium Oberstdorf. „Leider.“ Allerdings: „Das passiert in der Regel in der Freizeit.“ Schließlich verbietet das bayerische Unterrichts- und Erziehungsgesetz, dass Handys ohne ausdrückliche Erlaubnis eines Lehrers während der Schulzeit eingeschaltet sind. Die Schule sei quasi nur der soziale Rahmen, über den sich die Kinder kennenlernen, sagt auch Markus Wenninger, Leiter des Hildegardis-Gymnasiums in Kempten. Die Schüler eröffnen Whats-App-Gruppen, über die sie sich außerhalb der Schulzeit Bilder und Nachrichten verschicken.

    Wie viele Fälle von Cybermobbing es gibt, sei nicht zu beziffern, sagt Axel Fuchs, Leiter der Polizeiinspektion Immenstadt. „Wir vermuten ein nicht unwesentliches Dunkelfeld.“ Bei der Polizei landen letztlich meist nur die Fälle, bei denen es zu einer Anzeige kommt.

    Ein aktuelles Beispiel in Sachen Missbrauch von Smartphone, an das Fuchs spontan denken muss, geht allerdings in eine andere Richtung. Als vor kurzem die „Horrorclowns“ in Immenstadt ihr Unwesen getrieben haben, hätten Lehrer und Sozialarbeiter davon berichtet, dass Gewaltvideos über Whats-App die Runde gemacht und Angst und Schrecken verbreitet haben.

    Verantwortung bei den Eltern

    Sowohl Polizisten als auch Lehrer betonen: Es ist wichtig, dass sich Eltern damit beschäftigen, wie ihre Kinder das Smartphone nutzen. Dass sie ihre Kinder aufklären. Während eines Infoabends am Hildegardis-Gymnasium jüngst, haben Eltern einen „Handynutzungsvertrag“ erhalten, den Hintze und Fromme ausgearbeitet haben (siehe Infokasten). Dieser soll mit dem Kind regeln, wie es sein Smartphone nutzt. Die Polizisten sehen den Vertrag auch als Angebot einer Gesprächsgrundlage zwischen Eltern und Schülern.

    Und was können Eltern sonst tun? Mit ihren Töchtern und Söhnen reden, sagt Fromme. Sich dafür interessieren, was diese mit ihrem Handy tun. Auf dem Smartphone des Kindes eine Jugendschutz-App installieren. Und, betont der Polizist: „Vorbild sein!“

    Eltern können sich zum Thema Internetsicherheit informieren unter:
    www.klicksafe.de
    www.handysektor.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden