Liederkranz Marktoberdorf Laut Vorsitzendem Josef Schrägle ist seit der Gründung vor über 125 Jahren in der Satzung festgeschrieben, dass es seiner Gemeinschaft um die Pflege des vierstimmigen Männergesangs geht. Derzeit sind es 33 Sänger. „Wir hatten zwar 16 Jahre eine Chorleiterin, aber Frauen haben noch nie mitgesungen“, sagt er mit einem Schmunzeln.
Die Aberkennung der Gemeinnützigkeit hätte gravierende finanzielle Einschnitte zur Folge. Dann seien Geschäftsleute und Banken wahrscheinlich weniger bereit, etwas zu spenden wie jüngst zum Jubiläum, vermutet Schrägle. Wobei er sich nicht sicher ist, ob den Liederkranz der Vorstoß des Bundesfinanzministers überhaupt trifft. Denn: „Wir haben im Verein aktive und passive Mitglieder und Frauen als fördernde Mitglieder. Sie können jederzeit bei uns eintreten.“ Aber eben nicht zum Mitsingen. Schrägle ist sich sicher: „Da wird der Minister noch auf harte Brocken beißen.“
Pfeifenclub Bidingen Nur Männer dürfen Mitglied sein im Pfeifenclub Bidingen 1991. So steht es laut Vorsitzendem Thomas Pracht in der Satzung. Von einer Neuregelung wäre er aber ohnehin nicht betroffen. Denn der Verein ist nicht als gemeinnützig anerkannt. Das liege daran, dass er keine Jugendarbeit betreibe, sagt Pracht. Zumindest in der Anfangszeit lag dies in der Natur der Sache: Alle drei Gründungsmitglieder waren Pfeifenraucher, und das gab dem Verein schließlich seinen Namen.
Allerdings leistete der Pfeifenclub im Laufe der Jahre schon sehr viel für das Allgemeinwohl. Er organisiert regelmäßig Veranstaltungen und spendet den Erlös für wohltätige Zwecke. Derzeit zählt der Pfeifenclub 38 Mitglieder. Das Pfeifenrauchen allerdings spielt keine Rolle mehr. Er, so Pracht, halte nichts davon, reine Männervereine nicht mehr steuerlich fördern zu wollen. „Es gibt doch schließlich auch reine Frauenvereine“, sagt er.
Liederkranz Obergünzburg Für einen „absoluten Schwachsinn“ hält Helmut Haggenmiller den Vorschlag des Finanzministers Olaf Scholz. Haggenmiller ist seit sechs Jahren Vorsitzender des 1842 gegründeten Männergesangsvereins Liederkranz Obergünzburg. Ein reiner Männerchor sei einfach „etwas Besonderes“ – nicht zuletzt wegen der Klangfarbe des Gesangs.
Von der Gesetzesinitiative und der Aberkennung der Gemeinnützigkeit wären die Obergünzburger Sänger vermutlich nicht betroffen. So hatte der Chor bereits zwei Chorleiterinnen, die auch Mitglied im Verein waren. „Wir nehmen auch Frauen als Vereinsmitglieder auf. Das ist gar kein Problem – nur Mitsingen dürfen sie halt nicht“, sagt Haggenmiller. Dem Liederkranz Obergünzburg gehören 25 Sänger zwischen 57 und 83 Jahren an. Wie andere Vereine hat er Nachwuchssorgen. „Aber Männerchöre haben es im Allgemeinen schwer. Da braucht man uns nicht noch zusätzlich Knüppel zwischen die Beine zu werfen“, sagt Haggenmiller.
Burschenverein Geisenried Dominik Mayr von dem 1928 vom Pfarrer mitgegründeten Burschenverein Geisenried hält Scholz’ Vorstoß für „idiotisch“, zumal er genau gegen Gruppierungen wie die seinige ziele. Der Burschenverein hat laut Mayr in Geisenried aber eine Tradition, die es zu pflegen gilt, zumal er sich um das Brauchtum kümmere. „Wir machen das Maifeuer, stellen den Maibaum im Dorf auf und den Christbaum.“ Der Verein sei aber nun mal ein Verein für Männer.
„Umbenennung wäre absurd“
„Wenn wir Frauen aufnehmen, können wir gleich eine Landjugend draus machen“, sagt Mayr. Eine Umbenennung in Frauen- und Burschenverein sei eh absurd. „Dann können wir gleich aufhören.“ Angesichts der Debatte ist Mayr froh, dass der Verein nicht als gemeinnützig gilt. Die Firmen am Ort unterstützten ihn auch ohne diesen Status. Mayr betont auch, dass sein Verein nichts mit irgendwelchen zum Teil rechtsgerichteten Burschenschaften zu tun hat. „Wir sind aufgeschlossen, nehmen alle Jungs und Männer auf“, sagt er. „Schwarz oder weiß spielt da für uns keine Rolle.“ Nur männlich müssen die Mitglieder sein.