„Es war ein magischer Abend“, erzählt die Memmingerin Luna von Eisenhart Rothe. „Wir saßen lauschig zusammen auf Ibiza, tranken Gin Tonic und redeten darüber, was wir an dieser Insel so toll finden.“ Besonders die Natur Ibizas beeindruckte Luna, Alexander und ihren gemeinsamen Freund Wolfgang nachhaltig. „Wir haben gesagt: Es gibt so viele tolle Orangen- und Zitronenplantagen hier, und so tollen Wacholder. Aber niemand macht etwas damit.“ Und so ist an diesem Abend die – im wahrsten Sinne des Wortes – Schnapsidee entstanden, eigenen Gin herzustellen.

Luna ist gelernte Dekorateurin und in Memmingen aufgewachsen. Ihrer Heimat hat sie aber mittlerweile den Rücken gekehrt. Seit ihrem ersten Urlaub auf Ibiza im Jahr 1990 war für sie klar: „Eines Tages werde ich dort leben.“ Diesen Traum hat sie sich mit ihrem Mann Alexander 2006 erfüllt.
Der Gin, den die Freunde gemeinsam kreieren wollten, sollte den Geschmack der Baleareninsel einfangen. „Denn wir sind so glücklich, auf Ibiza leben zu dürfen. Mit unserem Gin möchten wir etwas zurückgeben“, sagt die 49-Jährige. Und so wurde ein kleiner Alambic, also ein Destillier-Gefäß, der für die drei ursprünglich nur eine dekorative Funktion hatte, direkt ausprobiert. „Wir sind dann in der Natur rumgekrabbelt und haben alles Mögliche gepflückt, das mit in unseren Gin sollte.“
„Alchemistische Versuche“
Wie man einen Wacholderbrand herstellt, wusste am Anfang jedoch keiner von ihnen so genau. „Wir machten viele alchemistische Versuche in Wolfgangs Küche“, erinnert sich Luna lachend. Doch der spezielle Mittelmeer-Wacholder entpuppte sich beim Destillieren schnell als schwierige Grundlage: „Bei den ersten Versuchen sind Dinge herausgekommen, da hättest du nicht deine Füße drin baden wollen.“ Daher verwendeten sie nicht mehr nur ausschließlich den sehr intensiven phönizischen Wacholder, sondern mischten noch gemeinen Wacholder darunter.
Und siehe da: „Eines Abends standen wir dann vor unserer kleinen Destille und staunten.“ Der Gin schmeckte – und das Rezept war fast fertig. Aber nur fast. „Uns war klar: In unseren Gin muss noch ibizenkische Meeresluft.“ Das schaffen die Freunde, indem Salz aus ibizenkischen Salinen mitdestilliert wird. Darüber hinaus enthält der Wacholderbrand noch weitere, für Ibiza typische Zutaten: Kaktusfeigen, frische Zitronenschalen und „Pimientos de Padron“, also kleine Bratpaprikas.

Letztere geben dem Gin ein ganz besonderes Aroma: „Ungefähr jede zehnte Paprika ist höllenscharf. Die anderen sind mild.“
Wer sich seinen Gin Tonic also, wie Luna es empfiehlt, mit einer halbierten Pimiento garniert, spielt gewissermaßen russisches Roulette. Oder wie Luna sagt: „Ibizenkisches Roulette.“ Die wichtigste Zutat von allen sei aber ganz klar „Amor“ – Liebe.
Echte Handarbeit
Und der Ibiza-Gin, den die Freunde nach den Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen „LAW“ tauften, kommt bei den Menschen an: Der kleine Alambic, mit dem sie damals ihre ersten Gehversuche wagten, musste längst größeren Exemplaren weichen. Nichtsdestotrotz steckt hinter dem Wacholderbrand noch echte Handarbeit. Die Zitronen ernten und schälen die Freunde selbst. Auch die Kaktusfeigen pflücken sie in Handarbeit – obwohl das wegen der vielen Stacheln manchmal weniger Spaß macht. Aber es lohnt sich, sagt Luna. Denn auch die Ibizenker selbst schätzten mittlerweile das Getränk. „Ein Einheimischer hat mal zu mir gesagt: Euer Gin riecht wie der Campo im Frühling.“ Der „Campo“ ist die ländliche Gegend auf Ibiza. Das sei das größte Kompliment überhaupt gewesen, sagt Luna.

„Wie Utopia“
Möchte Luna irgendwann in die Maustadt, wo ihre Eltern wohnen, zurückkehren? „Ich bin wirklich gerne in Memmingen“, sagt sie. „Die Leute sind so nett. Und ich schwelge immer sehr gerne in Kindheits- und Jugenderinnerungen, wenn ich hier bin. Aber nach Ibiza zu gehen, war das Beste, was ich jemals gemacht habe.“ Ibiza sei ein bisschen wie Utopia, sagt sie. „Menschen aus aller Welt leben dort zusammen. Es herrscht gelebte Toleranz. Keiner wird in irgendwelche Schubladen gesteckt. Die Insel ist einfach unheimlich inspirierend.“
In Deutschland wird der LAW Gin bisher nur in ausgewählten Lokalen und Geschäften verkauft beziehungsweise ausgeschenkt. Eines davon ist die Flughafen-Lounge am Allgäu Airport in Memmingerberg. Ansonsten ist das hochprozentige Getränk auch übers Internet bestellbar.