Fotos von Zebrastreifen, die scheinbar über der Straße schweben, begegnen einem online als Kunstprojekt immer wieder. Demnächst wird ein solches oder ähnliches 3-D-Motiv auch im Oberallgäu auf die Straße gemalt: in Balderschwang. Wildpoldsried könnte womöglich folgen und mit der Salzstraße an dem Versuch von Landratsamt und Hochschule Biberach teilnehmen.
Wenn man auf einen solchen 3-D-Zebrastreifen zufährt, scheint es, als fahre man gegen ein Hindernis, sagt Christoph Wipper, Leiter des Oberallgäuer Tiefbauamts. Die Wirkung ist so heftig, dass Wipper fürchtet, Autofahrer könnten vor Schreck so sehr in die Eisen steigen, dass es zu Auffahrunfällen kommt.
Genaue Messungen während des Versuchszeitraums
Andere 3-D-Motive allerdings – mit ähnlicher, wenn auch schwächerer Wirkung – könne er sich dagegen vorstellen. Das könnten beispielsweise solche sein, die wie Würfel wirken, womöglich auch bunt. Aber eben mit weniger drastischer 3-D-Wirkung. Den Versuch begleiten Ingenieurstudenten der Hochschule Biberach. Sie messen, wie schnell Autos vor und während des Versuchs durch den Ort fahren. „Wir lassen das wissenschaftlich begleiten und pinseln nicht bloß irgendwas auf die Straße“, sagt Wipper.
Ziel ist nämlich, den Durchgangsverkehr auszubremsen. Häufig würden Ortsdurchfahrten dafür gepflastert. „Aber das kostet einen Haufen Geld. Wir versuchen jetzt mal etwas Neues.“
Auch Wildpoldsried mit Interesse an 3-D-Zebrastreifen
Noch sind einige Fragen offen. Etwa: Wie wird das 3-D-Motiv aussehen? Wie viele werden es? Und soll es aus beiden Fahrtrichtungen dreidimensional wirken? In den Sommerferien sollen die Motive auf die Hauptstraße in Balderschwang aufgebracht werden, dann wird gemessen.
Sobald im Herbst die Ergebnisse aus Balderschwang vorliegen, wird entschieden, ob der Versuch verlängert und womöglich auf Wildpoldsried ausgeweitet wird. Allerdings erst, wenn der Umbau an der betreffenden Salzstraße samt angrenzendem Supermarkt-Gelände abgeschlossen ist.
Wir lassen das wissenschaftlich begleiten und pinseln nicht bloß irgendwas auf die Straße.Christoph Wipper vom Tiefbauamt
Für beide Gemeinden ist das Projekt ein Lichtblick, sagt Wipper. Sie kämpfen seit Langem mit zu schnellem Durchgangsverkehr. In Balderschwang wurde die Straße verschränkt und Tempo 30 eingeführt – ohne Wirkung, sagt Wipper. Wildpoldsried will einen Zebrastreifen für die zahlreichen Senioren und Kinder in dem Bereich. Allerdings erfüllt der Verkehr dort nicht die rechtlichen Voraussetzungen, wie die Verkehrsbelastung. Die 3-D-Elemente dagegen unterliegen als Versuch anderen Kriterien. „Und wir kriegen eine kostenlose Verkehrszählung“, sagt Wildpoldsrieds Bürgermeister Arno Zengerle.
Die Zahlen könnten helfen, nach Abschluss des Versuchs doch noch einen Zebrastreifen zu erhalten – wenn sie so ausfallen, wie die Wildpoldsrieder vermuten, fügte Zengerle an.
Der Wildpoldsrieder Gemeinderat jedenfalls stimmte während seiner jüngsten Sitzung einhellig für den Versuch mit den dreidimensionalen Zeichnungen. „Wir müssen alles versuchen, um eine Lösung für den Verkehr an dieser Stelle zu finden und um aus der Verantwortung zu sein, falls doch mal etwas passiert“, appellierte Reinhard Denlöffel (Fraktion CSU/Freie Bürger). Auch Ratsmitglied Stefan Dietmayer (Freie Wähler) war „dafür, dass wir da was machen“. Für den Fall, dass keine dauerhafte Lösung gefunden wird, kündigte er an: „Dann stelle ich dort eben irgendwann einfach zwei Anhänger ab.“