Dieser Artikel stammt aus dem Archiv von allgaeu.life. Er erschien zuerst im Juli 2019.
Seine Kühe werden weder gemolken noch geschlachtet: Hans-Peter Zeh hat den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb vor fünf Jahren in einen Gnadenhof umgewandelt. Seine 32 Rinder sollen einen würdigen Lebensabend verbringen. Eine Nutzung der Rinder ist für Hans-Peter aus ethischen Gründen nicht mehr denkbar. "Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, dass meine Tiere geschlachtet werden", erzählt der Vegetarier. Zwischzenzeitlich stand sein Projekt vor dem Aus. Die Kosten für den Unterhalt der Rinder und für die landwirtschaftlichen Geräte wuchsen ihm über den Kopf.
Mit einem emotionalen Post auf Facebook, über den allgaeu.life berichtete, wendete sich das Blatt auf ungeahnte Weise. Tausende von Nutzern zeigten sich solidarisch - und zückten teils auch die Gelbörse. 15.000 Euro an Spendengeld kam seither zusammen. Zudem bildete sich ein Helferkreis, der Hans-Peter unterstützt. Zum Beispiel beim Anlegen eines Teiches oder bei seinem Facebook-Auftritt. "Schön wär's, wenn noch der eine oder andere Kerle für schwere Arbeiten dazukommen würde", sagt Hans-Peter schmunzelnd. "Bislang sind's vor allem die Damen der Schöpfung, die mir helfen."
Auch das Fernsehen entdeckte den Gnadenhof: VOX drehte für das Magazin "hundkatzemaus" bei Hans-Peter. Gleich zwei Beiträge über ihn sollen in den nächsten Wochen gesendet werden.
Es taten sich also etliche neue Türen auf. Vor allem auch: Stalltüren! Für insgesamt neun Rinder wurde auf zwei anderen Gnadenhöfen Platz gefunden. "Es fällt mir sehr schwer, sie abzugeben. Aber für mich ist das eine große Entlastung. Ich muss speziell im Winter nicht mehr so viel Futter dazukaufen und ich habe mehr Platz im Stall. Außerdem weiß ich, dass es den Tieren dort gut geht. Das ist das Wichtigste für mich", sagt Hans-Peter.
Trotz der derzeitigen medialen Popularität des Gnadenhofes bleibt Hans-Peter mit beiden Beinen auf dem Stallboden. "Meine Sorge ist, dass der Hype wieder verfliegt." Dabei ist er auf dauerhafte Unterstützung angewiesen. Wenn die neun Rinder ein neues Zuhause finden, verbleiben immer noch 23 hungrige Kuh-Mäuler im Alter von 5 bis 16 Jahren auf dem Gnadenhof. Wenn man bedenkt, dass viele Kühe ein Alter von 20 Jahren oder mehr erreichen, bleibt also noch viel Arbeit für Hans-Peter.
Neben der Zimmervermietung auf dem Anwesen in der Nähe des Niedersonthofer Sees hofft Hans-Peter auf eine weitere Einnahmequelle: Er will als Referent über seine Erfahrung mit Tieren und der Landwirtschaft berichten. Nichtzuletzt der Tierskandal in Bad Grönenbach habe gezeigt, wie wichtig ein Umdenken sei.
Wenn er demnächst zum ersten Mal Besuch von einer Schulklasse bekommt, will Hans-Peter Zeh über sein Leben im Einklang mit der Natur und seinen Kühen berichten.