"Grüß Gott Verein" - gut möglich, dass wir davon noch viel hören werden. Momentan hat die Vereinigung 400 Mitglieder im Alter von 18 bis 80 Jahren. Sie kommen nicht nur aus dem Allgäu, sondern beispielsweise auch aus dem Schwarzwald oder dem Südtirol. „Wir wollen die Kultur des Grüßens pflegen und fördern. Grüß Gott ist der älteste christliche Gruß. Für mich steht er auch für Mundart, Tradition und Heimatpflege“, sagt Stiefenhofer. Der Selbstständige aus Eglofs im Westallgäu hat den Reporter zum Vereinsabend im Museum des 1600-Einwohner-Ortes geladen. Nach und nach klopfen seine Mitstreiter an die Tür, und rufen schallend „Grüß Gott“ in den Raum.

Nicht das einzige Erkennungsmerkmal: Die sechs Männer tragen am Schlüsselbund ein Lederband, auf dem der Vereinsname und die jeweilige Mitgliedsnummer eingraviert ist. „Das Band gibt es für zehn Euro. Wer es kauft, ist Mitglied. Einen Jahresbeitrag buchen wir nicht ab. Wir wollen alles so einfach wie möglich“, erklärt Stiefenhofer, der zugleich Vorsitzender des Heimatbund Allgäu ist. In Kürze soll es eine eigene Internetseite geben und einen offiziellen Eintrag ins Vereinsregister. Die Ziele sind ehrgeizig: „Innerhalb von vier Jahren wollen wir 10.000 Mitglieder haben“, sagt Stiefenhofer. Mitmachen könne jeder: „Egal ob schwarz, weiß oder Preiß. Hauptsache er steht hinter der Bewegung.“
Auch die Jungen ziehen mit
Gerade bei Touristen käme die Idee gut an: „Die freuen sich, wenn wir zu unseren Wurzeln stehen und Profil zeigen.“ Wer ein Gespräch mit „Grüß Gott“ anfange, der bleibe im weiteren Verlauf beim Dialekt. „Ich hoffe, gerade jungen Leuten den Rücken zu stärken.“ Bei Lukas Bodenmüller (18) und Luca Deiss (17) ist das bereits gelungen. Die beiden sind nicht nur bei der Freiwilligen Feuerwehr in Eglofs aktiv, sondern auch stolze Mitglieder im "Grüß Gott Verein". „Wir finden es gut, dass die Allgäuer Sprache hochgehalten wird“, sagen sie. „Manche Mitschüler und Lehrer sind ja heutzutage schon überfordert, wenn sie im Dialekt angesprochen werden.“
Mit einem bewussten „Grüß Gott“ wollen die jungen Männer Flagge zeigen – ohne sich dabei über andere zu erheben. „Wir respektieren andere Sprachen. Aber unsere Heimatsprache ist nun mal der Allgäuer Dialekt. Und unsere erste Fremdsprache Hochdeutsch“, sagt Stiefenhofer schmunzelnd. Die Hochburg der Grüß-Gott-Vereinigung liegt in seinem Heimatort Eglofs: „Hier macht fast jeder mit. Ob in der Wirtschaft oder auf der Straße“, sagt Stiefenhofer. Der Trend zur Rückbesinnung treibt mitunter erstaunliche Blüten: So haben die Eglofser einen Tag des „Fillebänkle“ eingeführt. Damit wird im Dialekt ursprünglich die Ruhebank vor einem Hof bezeichnet. „Die werden bei uns dann mit Blumen geschmückt oder mit einer Kiste Bier. Jeder ist bei jedem Willkommen.“
Sogar einen eigenen Feiertag hat der „Grüß Gott Verein“ auserkoren - und zwar den 29. Juni, den Gedenktag der Apostel Peter und Paulus. Die Begründung: „Als Petrus durch die Himmelstür schritt, hat er garantiert ’Grüß Gott’ gesagt...“