Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

G'rammelt voll

Sascha Grammel in der Big Box

G'rammelt voll

    • |
    • |
    Herrlich schräg: Sascha Grammel, Frederic und Fridolin in der Kemptener Big Box.
    Herrlich schräg: Sascha Grammel, Frederic und Fridolin in der Kemptener Big Box. Foto: Christian Gögler

    „Komm, wir machen ein Foto mit dem Geier“, tönt es im Foyer der Big Box in Kempten. Geschickt neben dem üppig bestückten Verkaufsstand platziert, lädt der lebensgroße Adler-Fasan Frederic Freiherr von Furchensumpf zum Fotoshooting. Schnell bilden sich Schlangen vor der Starfigur des Bauchredners Sascha Grammel, der wenig später die 3.000 Besucher im ausverkauften Haus mit einem Panoptikum aus schrägen bis knuffigen Charakteren der Erwachsenenwelt entreißt.

    Mitgebracht hat der populäre Puppenspieler alte Bekannte wie die sprechende Socke mit Namen „Außer Rüdiger“ und Prof. Dr. Peter Hacke, der sich „mit dem Finger ins Auge stechen kann ohne dass es weh tut“. Sein drittes Programm „Ich find’s lustig“ bevölkern neu Frederics Bruder Fridolin und ein ominöser Käse der Wahrheit. „Bin ich dicker geworden?“, fragt schüchtern Schildkröte Josie, als sie sich aus ihrem Panzer quält. Herzallerliebst wird in die rosa Welt ihres ersten Geburtstags zurückgeblendet.

    Eine Reise zurück in die Kindheit

    Inmitten seiner Fabelwesen huscht Grammel umher. Sein Publikum, in dem übrigens nur vereinzelt Kinder zu entdecken sind, will er auf eine Reise zurück in die Kindheit nehmen. Er lässt es eintauchen in eine Zeit, in der man öfter gelacht und sich weniger Gedanken gemacht hat, was kommen könnte. Erstaunlich, wie flink und souverän der blonde Strahlemann sein Handwerk ausübt, wie er zwischen den Kreaturen und sich selbst hin und her schaltet und – Stichwort Multitasking – nicht nur deren Körper und Requisiten wie ein Fieberthermometer, sondern auch die Arme der Puppen mit Stäben bewegt.

    Der freche Adler-Fasan Frederic Freiherr von Furchensumpf ist ein Lach-Garant.
    Der freche Adler-Fasan Frederic Freiherr von Furchensumpf ist ein Lach-Garant. Foto: Christian Gögler

    Manchmal schimmert Grammels Ironie durch, zu der ihn besonders der freche Frederic provoziert. Aber nicht nur der zerrupfte Adelige zeigt ein widerspenstiges Eigenleben. Fisch Mieze spricht und bewegt sich auf seinem Kratzbaum per Fernbedienung weiter, nachdem Grammel längst hinter der Bühne verschwunden ist. Solche spontan witzigen Szenen bleiben jedoch die Ausnahme. Die alte Kunst des Bauchredens peppt Grammel durch riesenhafte Kulissen auf – bonbonbunte Hausfronten mit einem Süßigkeitenladen und einem Reisebüro – und probiert wieder und wieder genüsslich den Klang der Türglocken aus. Solche Späße ziehen sich mitunter in die Länge. Zahlreiche sparsame, schmerzfreie Kalauer kommentiert Grammel gern mit dem Programmtitel: „Ich find’s lustig“.

    Die eingespielten Filme zu den Puppen gliedern zwar den Ablauf, nötig wären sie nicht. Stattdessen hätten die aufwendig gestalteten, herrlich abgedrehten Figuren entwickelt und mit deutlich mehr Leben gefüllt werden können. Mehr Inhalt, mehr textliche Spritzigkeit, weniger Pomp. Den „Geier“ am Verkaufsstand kratzt das freilich nicht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden