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Heftiger Streit um Windräder im Ostallgäu

Windkraft sorgt für Ärger

Heftiger Streit um Windräder im Ostallgäu

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    Auf Sattlers Buckel bei Apfeltrang sollen Windkraftanlagen (wie hier beim Frankenhofer Forst) errichtet werden. Das Vorhaben ist im Raum Ostallgäu-Kaufbeuren sehr umstritten.
    Auf Sattlers Buckel bei Apfeltrang sollen Windkraftanlagen (wie hier beim Frankenhofer Forst) errichtet werden. Das Vorhaben ist im Raum Ostallgäu-Kaufbeuren sehr umstritten. Foto: Harald Langer

    Die Firma Modwind Energiesysteme weist die Vorwürfe im Zusammenhang mit den geplanten Windkraftanlagen oberhalb von Apfeltrang zurück. Unter anderem hatte der Kaufbeurer Regisseur und Vogelschützer Leo Hiemer dem Unternehmen vorgeworfen, dass es den geschützten Schwarzstorch mit Drohnenflügen bewusst aus dem betroffenen Gebiet vertrieben habe und somit 2016 keine Brut stattgefunden habe.

    Keine rechtlichen Bedenken gegen die Windräder

    Bernd Wohlfarth, Aufsichtsrat bei Modwind, sagt dazu: „Diese Vorwürfe sind komplett haltlos. Es gab dort keine Drohnenflüge.“ Er bezeichnet die massive Kritik an den geplanten Windkraftanlagen als „Verschwörungstheorien“. Das von Modwind und vom Landratsamt Ostallgäu in Auftrag gegebene Fachgutachten zeige, dass es keine rechtlichen Bedenken aus Naturschutzgründen gebe. Außerdem seien bei den letzten Kartierungen für die Windkraftanlagen Ehrenamtliche des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) dabei gewesen.

    Diese Vorwürfe sind komplett haltlos. Es gab dort keine Drohnenflüge.Bernd Wohlfahrt, Modwind

    Brigitte Kraft vom LBV bestätigt das zwar, sagt aber auch, dass der Landesbund für Vogelschutz mit der Genehmigung nicht einverstanden ist: „Wir sehen das Ganze nach wie vor kritisch.“ Für sie wird der nötige Abstand zwischen dem Horst des dort lebenden Schwarzstorchpaares und der Anlage nicht eingehalten. Die Artenschutzbelange sind deshalb laut Kraft nicht ausreichend berücksichtigt.

    Einsicht in das artenschutzrechtliche Gutachten habe der LBV beim Landratsamt im Dezember beantragt, aber wegen des damals noch laufenden Genehmigungsverfahren nicht erhalten. Kraft sagt, dass der LBV derzeit juristische Schritte gegen die Genehmigung prüfe. Gudrun Hummel, Leiterin der Abteilung für Umwelt und Bauen beim Landratsamt, überrascht das nicht: „Damit rechne ich schon lange.“

    Betreiber muss Auflagen erfüllen
    Aufgrund des Brutabbruchs im vergangenen Jahr kann Modwind laut dem zuständigen Fachgutachter Stefan Böhm vom Planungsbüro Sieber in Lindau die Windkraftanlagen nur aufstellen, wenn gewisse Auflagen erfüllt werden. So müssen die Betreiber Beobachtungsmaßnahmen für das Schwarzstorchaufkommen („Monitoring“) zahlen.

    Außerdem müssen die Windräder zu bestimmten Zeiten abgeschaltet werden, bis geklärt ist, wie sich die Flugrouten der Schwarzstörche entwickeln: „Vor dem Brutabbruch waren die Flugkorridore aber kaum in dem Gebiet der geplanten Anlagen“, sagt Böhm. Dieser Punkt sei jetzt allerdings wieder offener, da sich die Routen durch eine neue Brut ändern können.

    Durch die Windkraftanlagen befürchten Langläufer aus der Region, dass die Loipen an der Wenglinger Steige wegen der Nähe zu den Anlagen nicht mehr gespurt werden können. Der Skiclub Kaufbeuren möchte wegen möglichen Eiswurfs von den Rotoren die Haftung für die Loipen nicht mehr übernehmen.

    Windkraft-Investor Wohlfarth glaubt hingegen nicht, dass die Anlagen das Aus für die Loipen an der Wenglinger Steige bedeuten: „Das lässt sich mit minimalem Aufwand lösen.“ Er sieht die Möglichkeit, die Loipen zu verschieben, ein Sicherheits-Radius von 70 Metern zu den Anlagen sei ausreichend. Tina Kutter vom Skiclub Kaufbeuren hingegen spricht von einem Mindestabstand von 300 Metern: „Bei Eiswurf reichen die 70 Meter nicht.“ Sie sagt, dass bis jetzt noch niemand von Modwind Kontakt mit dem Skiclub aufgenommen habe.

    Die Stadt Kaufbeuren prüft derzeit, inwieweit die Kommunalversicherung für die Loipen im Zusammenhang mit den geplanten Anlagen haftet. Wolfgang Höbel vom Schul- und Sportamt Kaufbeuren sieht hier ein Problem: „Es geht besonders um die strafrechtliche Verantwortung, wenn etwas passiert.“ Dass durch Eiswurf an den Rotoren jemand zu schaden komme, sei zwar höchst unwahrscheinlich. Trotzdem müsse ein Restrisiko gründlich abgewogen werden.

    Es geht um die strafrechtliche Verantwortung, wenn etwas passiert.Wolfgang Höbel, Stadt Kaufbeuren

    Modwind plant nun, die genehmigten Windräder bis Ende des Jahres aufzustellen. Wohlfarth sagt, dass das Projekt jetzt in die nächste, entscheidende Phase geht: „Jeder Bürger kann sich bei uns melden und investieren.“ Er wünscht sich, dass sich besonders die Einwohner von Ruderatshofen und Apfeltrang beteiligen. Laut Wohlfarth können mit den Anlagen bis zu 8000 Haushalte versorgt werden.

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