Lachen ist gesund. Sport ist gesund. Ist beides zusammen dann doppelt gesund? „Zumindest macht es doppelt so viel Spaß“, antwortet Gerlinde Schöffel und bricht in ihr lautes, ansteckendes Lachen aus. Die Memmingerin muss es wissen. Sie ist zertifizierte Lachyoga-Trainerin und gibt regelmäßig Kurse und Seminare im Allgäu. Und dabei darf nicht nur – nein, hier muss gelacht werden. Lachenergie tanken, nennt Gerlinde Schöffel das.
An diesem Nachmittag hat Schöffel Interessierte in den Engelhaldepark nach Kempten eingeladen. Sechs Frauen und ein wackerer Mann sind gekommen und werden von der Trainerin wie alte Bekannte begrüßt. Man kennt sich – bis auf eine Ausnahme war jeder Teilnehmer schon mal da, neue Gesichter sind eher selten. „Viele trauen sich nicht, können sich nicht überwinden oder wissen gar nicht, was Lachyoga ist“, seufzt die Memmingerin.
Da ist Aufklärung angesagt: Lachyoga wurde vom indischen Arzt Dr. Madan Kataria erfunden. Die Teilnehmer starten mit einem aufgesetzten, künstlichen Lachen, das durch spielerische Übungen und die Gruppendynamik in echtes Lachen und kindliche Verspieltheit übergehen soll. Schwierige Verrenkungen werden dabei nicht gefordert, die Einheiten bestehen aus Atem-, Klatsch- oder pantomimischen Übungen, die zum Lachen anregen. „Der Begriff Yoga ist etwas irreführend, ich nenne meine Kurse lieber ‘Lachgymnastik‘ oder ‘Lachen ist gesund‘“, erklärt Gerlinde Schöffel.
Spaziergänger und Neugierige bleiben stehen
Spielerisch und kindlich sind auch die Übungen, die sie mit ihrer Gruppe im Kemptener Park durchführt. Doch egal ob Trainerin oder Teilnehmer, alle haben eine Mordsgaudi dabei. In der Gruppe geht das anfänglich künstliche Lachen rasch in wahre (Lebens-)freude über. Es wird gedehnt und gestreckt, abgeklatscht und gerufen – bald schon bleiben ringsum Spaziergänger und Neugierige stehen und beobachten die lustige Truppe rund um Schöffel. „Wir machen Lachyoga. Noch zwanzig Minuten, los, machen sie mit“, ruft sie auffordernd den Passanten zu – ohne Erfolg.
Auch hier merkt man die anfängliche Hemmschwelle, die das auf den ersten Blick befremdliche Treiben bei vielen auslöst. Die Reaktionen der Passanten reichen von einem Lächeln bis hin zum verwunderten Kopfschütteln. Was die Zuseher nicht wissen: Bei vielen Teilnehmern hat das „Lachenergie tanken“ einen ernsten Hintergrund. So wie bei Helga Rost aus Memmingen, die seit Jahren regelmäßig die Seminare und Stunden von Gerlinde Schöffel besucht. „Vor einigen Jahren ist mein Mann gestorben. Das hat mir komplett den Boden unter den Füßen weggezogen, ich bin in ein tiefes Loch gefallen.“ Auf der Suche nach Hilfe stieß sie auf Schöffel – zu ihrem großen Glück, wie sie heute sagt. „Ich wüsste nicht, wie es mir heute ohne sie ginge. Ich musste das Lachen erst wieder lernen.“
Massenhaft Glückshormone
Genau das sei der wahre Sinn ihres Angebots, sagt die Übungsleiterin. „Beobachten sie sich doch mal in ihrem Alltag: Wie oft lachen sie wirklich noch befreit auf? Vieles nehmen wir einfach hin, quittieren es bestenfalls mit einem müden Lächeln.“ Dabei könne die gesundmachende Wirkung des Lachens gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. „Es wirkt wie eine Sauerstoffdusche für unseren Körper, regt Herz und Kreislauf an und durchblutet von Kopf bis Fuß. Außerdem werden massenhaft Glückshormone ausgeschüttet – und dabei ist es völlig egal, ob wir wirklich oder künstlich lachen. Unser Gehirn macht da keinen Unterschied.“ Den „Geist austricksen“, nennt Gerlinde Schöffel das.
Ihr selbst sei das gelungen. „Ich war in den 90er Jahren ziemlich krank. Auf der Suche nach einer alternativen Heilmethode stieß ich in Lindau auf einen Lachkurs, der mir geholfen hat“, erzählt sie. 2004 gründete sie schließlich ihre erste Lachgruppe in Memmingen und hat sich seitdem zur Aufgabe gemacht, das Lachen in die Welt zu tragen. Einen Überblick über ihre Angebote und weitere Kurstermine gibt es auf der Homepage www.ichlachmichfit.de