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Hubschrauber-Unglück in Oberstdorf: Polizei nennt Ursache, Pilot erleidet Brüche

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Hubschrauber-Unglück in Oberstdorf: Polizei nennt Ursache, Pilot erleidet Brüche

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    Ein Hubschrauber ist am Donnerstagvormittag an der Skisprungschanze in Oberstdorf abgestürzt. Ein Arbeiter hatte ein Sicherungsseil an einem Eisenmast gelöst, der Helikopter geriet dadurch ins Trudeln. Der 66-jährige Pilot wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.
    Ein Hubschrauber ist am Donnerstagvormittag an der Skisprungschanze in Oberstdorf abgestürzt. Ein Arbeiter hatte ein Sicherungsseil an einem Eisenmast gelöst, der Helikopter geriet dadurch ins Trudeln. Der 66-jährige Pilot wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Foto: Ralf Lienert

    Ein Absperrband flattert rund um die Unglücksstelle am Schanzenturm der Arena im Wind. Mitarbeitern der Flugfirma steht der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Aber auch ein Stück Erleichterung, dass der Absturz letztlich vergleichsweise glimpflich ausging: Ihr Kollege, ein erfahrener 66-jähriger Pilot, wurde nicht lebensgefährlich verletzt – er ist mit Knochenbrüchen im Krankenhaus. Der Sachschaden ist freilich gewaltig.

    Noch ist nicht klar, wie stark der Schrägaufzug beschädigt ist, der ansonsten Sportler und Besucher vom Fuß der Skisprungarena nach oben bringt. Das Geländer hängt dort teilweise demoliert herunter. Der Hubschrauber war unmittelbar neben dem Schrägaufzug aufgeschlagen, geschätzt 20 Meter unterhalb des Turms der Großschanze. Bei der abgestürzten Maschine handelt es sich um eine „AS 350 Écureuil“ (französisch für Eichhörnchen) von Eurocopter (heute Airbus).

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    Foto: Stefan Beckmann

    Das Unglück ereignete sich am Donnerstag gegen 9 Uhr beim Abbau schwerer Eisenmasten. Nach den derzeitigen Ermittlungen war der Hubschrauber dabei, einen Mast neben dem Schanzentisch aus der Verankerung zu lösen. Dafür musste der Helikopter den schräg am Hang mit drei Sicherungsseilen befestigten Mast in die Senkrechte aufstellen, sodass sich die Sicherungsseile zwischen Mast und Boden lösen konnten. „Nicht absprachegemäß durchtrennte ein Arbeiter am Boden eines der Sicherungsseile selbstständig“, heißt es im Polizeibericht. Dadurch geriet der Hubschrauber ins Trudeln und stürzte aus 40 bis 50 Metern Höhe zu Boden.

    Nicht absprachegemäß durchtrennte ein Arbeiter am Boden eines der Sicherungsseile selbstständig.Aus dem Polizeibericht

    Bei Lastenflügen von Hubschraubern ist das angehängte Gewicht nicht die einzige Herausforderung. Tückisch ist gerade an Berghängen auch der Wind. Das zeigt sich am Vormittag des Unfalls. Anwohner weisen auf die Fahnen am Schanzenhang hin: Unten wehen sie in dem Moment nach Osten und gleichzeitig weiter oben nach Süden. Das drehe sich immer wieder, sagt ein Oberstdorfer. Dazu kämen Böen. Der Anwohner weiß um die Tücken von Lastenflügen, kennt den verunglückten Piloten von früheren gemeinsamen Einsätzen. Er sagt, es handle sich um einen der besten Piloten der Firma.

    Flammen schnell gelöscht

    Den Absturz selbst hatte der Oberstdorfer, der mit Blick auf die Schanzen wohnt, nicht bemerkt. Erst als er die Martinshörner hörte, sah er raus und erblickte dann auch den von der Absturzstelle aufsteigenden Qualm. Zum Glück stand der abgestürzte Hubschrauber nicht im Vollbrand. Die Flammen, die herausschlugen, konnten die Helfer mit Feuerlöschern ersticken. Der Pilot war zu dem Zeitpunkt bereits im Freien.

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    Weiter sicherte die Feuerwehr Oberstdorf die Maschine sowie den quer liegenden Eisenträger gegen ein Abrutschen und sorgte dafür, dass aus dem Hubschrauber keine Betriebsstoffe auslaufen. Zur Verstärkung alarmierte Kräfte – Feuerwehr und Technisches Hilfswerk aus Sonthofen – konnten noch während der Anfahrt abdrehen.

    Hubschrauberflüge gehören an der Schanzenanlage am Fuße des Schattenbergs im Zuge der laufenden Bauarbeiten zum gewohnten Bild. Der Flug, bei dem es am Donnerstag zu dem Unfall kam, zählte dabei aber gar nicht zu den eigentlichen Bauarbeiten für die Nordische Ski-WM 2021. Vielmehr ging es darum, mehrere Stahlmasten abzubauen.

    Diese Masten hielten in den vergangenen Jahren immer zur Vierschanzentournee ein Windnetz.

    Arbeiten für ein neues Windnetz an der Schanze

    Bisher wurden die Masten Jahr für Jahr aufgestellt und immer wieder abgebaut. Jetzt steht ihr letzter Abbau an. Denn nun wird eine dauerhafte Anlage errichtet, bei der man ein Windnetz auch für den Trainingsbetrieb ausfahren kann.

    Frühere Hubschrauber-Abstürze in den Bergen hatten verschiedene Ursachen: 2004 beispielsweise stürzte nahe der Mindelheimer Hütte ein Bundeswehr-Hubschrauber aus geringer Höhe ab, es gab einen Verletzten. Ursache war vermutlich ein plötzlicher Aufwind. Beim Absturz des Rettungshubschraubers Christoph 17 bei Balderschwang im Jahr 1995 gab es einen Toten und zwei Schwerverletzte. Die Maschine war gegen das Seil einer Materialbahn geflogen.

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