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Huckepack! Allgäuer Naturbursche schleppt seinen Kumpel auf den Grünten

Kuriose Wette

Huckepack! Allgäuer Naturbursche schleppt seinen Kumpel auf den Grünten

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    Lukas Bückle trug seinen Kumpel Dominik den Grünten hinauf.
    Lukas Bückle trug seinen Kumpel Dominik den Grünten hinauf. Foto: Tobias Schuhwerk

    "Was ist das denn bitte?!" Fassungslos reiben sich zwei Trail-Runner die Augen. Sie haben richtig gesehen: den "Doppeldecker", der in Richtung Gipfel unterwegs ist, gibt es wirklich!

    Auf dem Rücken von Lukas Bückle (1,85 Meter, 98 Kilo) thront sein bester Kumpel Dominik Thomae (1,85, 60 Kilo) Er sitzt auf einer Plastikschaukel, die mit einem Kälberstrick an den Schultern seines Trägers befestigt ist. "Wahnsinn", rufen die Bergläufer. "Und so wollt's ihr bis zum Gipfel?"

    Lukas Bückle nickt kurz. Das muss reichen. Reden ist enorm anstrengend, wenn man 60 Kilogramm Zusatzgewicht durch die steile Allgäuer Landschaft trägt. Von der Alpe Weiherle soll es bis hinauf zum Jägerdenkmal auf den 1737 Meter hohen Grünten gehen. Über Asphalt, Schotterweg, Wurzeln, Steine, steile Stufenstücke. Knapp 800 Höhenmeter mit einer Lebend-Last auf dem Buckel!

    Auf diese verrückte Idee kamen die beiden Kumpels und Nachbarn in den frühen Morgenstunden nach einer der berühmt-berüchtigten Allgäuer Bauwagen-Feten. Inspiriert hatte sie ein alter Zeitungsartikel über Toni Pabst aus Burgberg. Anfang der 1980er Jahre hatte der damals 42-Jährige einen Bekannten bis hinauf zum Grüntenhaus getragen. Bei der Party vor fünf Monaten behauptete Lukas voller Tatendrang: "Wetten, dass ich Dich sogar noch weiter, nämlich bis zum Jägerdenkmal, nauf trag. Ansonsten zahl ich die nächste Party." Dominik schlug grinsend ein: "Schaffst Du nicht!"

    Doch da hatte er den Ehrgeiz seines Kumpels unterschätzt. 10 Mal lief Lukas seither auf den Grünten. Mal lud er sich kiloweise Salzsteine im Rucksack auf, mal schleppte er seine jüngere Schwester durch die Gegend. Dass er über Bärenkräfte verfügt, hat der Bauern-Sohn schon häufig bewiesen - und zwar als Ringer beim SV 29 Kempten. Lukas, dessen Vater SV29-Urgestein Anton Mayr ist, war schon bayerischer Junioren-Meister und packt erfolgreich bei den Bayernliga-Männern an. Nur einen Tag vor dem Showdown am Grünten steuerte er beim 23:12-Heimerfolg gegen den AC Penzberg einen wichtigen Punktsieg in seiner Gewichtsklasse bei. "Wenn ich was mach', dann g'scheit", lautet das Motto des Metallbauer-Lehrlings, der in seiner Freizeit obendrein Fußball spielt. Kraft und Kondition gepaart mit einem Allgäuer Dickschädel: Wenn das keine guten Voraussetzungen für erstaunliche Taten sind....

    Doch nach über eineinhalb Stunde Marschzeit steht die Grünten-Mission plötzlich infrage. Wadenkrämpfe plagen den schweißüberströmten Lukas. Eine kurze Rast, bei der er seinen Kumpel weiter auf dem Rücken trägt, wirkt Wunder: Familie und Freunde reichen Getränke und Riegel, Vater Anton massiert die Beine, Kumpel Dominik in seinem "Hochsitz" die Schulter. "Du schaffst das. Auf geht's!", ruft er ihm aufmunternd ins Ohr. Obwohl es um eine Wette geht, steht der Teamgeist längst im Vordergrund. Und die Stimmung steigt mit jedem weiteren Schritt. Am Grüntenhaus jubeln rastende Wanderer Kraftpaket Lukas zu. "Jetzt zieh ich es durch", schnauft der 18-Jährige, der ohne weitere Pause zum Gipfelsturm ansetzt. Für Zusatz-Motivation sorgt sein Bruder Axel (19): Er marschiert ab dem Grüntenhaus mit einer Kiste Bier auf der Schulter vorneweg...

    Den markanten rot-weißen Senderturm vor Augen wächst Lukas über sich hinaus. "Dem kommt man ja fast nicht mehr hinterher", staunen seine 20 Fans über den Schluss-Turbo. Kein Halten mehr gibt's auf den letzten Metern. Nachdem die letzte Stufe zum Jägerdenkmal genommen ist, sackt Lukas erschöpft zusammen: "Brutal. Das war am Schluss echt heftig." Nur 2:08 Stunden hat er für den Gewaltmarsch gebraucht!

    Anton Mayr, der Vater von Lukas, hilft ihm die Kluft. Der Landwirt, den viele als hervorragenden Ringer kennen, ist mit dem Grünten eng verbunden: Hier weiden im Sommer seine "Schumpen".
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    Die zahlreichen Gratulationen richten ihn schnell wieder auf. "Super Lukas", beglückwünscht ihn sein Onkel Gerhard (43): "Jetzt kannst Du Dich ja als Sherpa für den Himalaya bewerben." Keine schlechte Idee, findet Lukas. Mit einer Einschränkung: "Ab sofort trag ich aber nur noch Mädels", sagt der Naturbursche, der auf dem Weg hinauf viel Applaus von der Damenwelt bekam. Auch sein Kumpel Dominik ist begeistert: "Das war eine Hammer-Leistung. Mir hat's riesigen Spaß gemacht", sagt er. Jetzt überlegen die Kumpels, die Huckepack-Grünten-Besteigung beim "Guinness Buch der Rekorde" einzureichen. Die nächste Bauwagen-Fete kann kommen...

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