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Hundetherapie: So machen die Hunde Lola und Trudi das Allgäu ein bisschen besser!

Mindelheimer Hunde helfen

Hundetherapie: So machen die Hunde Lola und Trudi das Allgäu ein bisschen besser!

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    Brigitte Kis mit ihren Therapiehunden Lola und "Praktikantin" Trudi
    Brigitte Kis mit ihren Therapiehunden Lola und "Praktikantin" Trudi Foto: Melanie Lippl

    Lola gibt Vollgas, wenn Brigitte Kis mit ihr Gassi geht. Doch die fünfjährige Jagdhündin kann auch anders: Sie ist ganz sanft, wenn sie sich zu einem pflegebedürftigen jungen Mann ins Bett legt. Sie ist ganz brav, wenn eine Frau im Rollstuhl sie an der Leine führt. Und sie ist ganz ruhig, wenn eine Horde Kindergartenkinder um sie herumtollt, sie begutachtet und anfasst. All das muss Lola auch sein, denn sie hat eine wichtige Aufgabe: Lola ist als Therapiebegleithund im Einsatz. Zusammen mit ihrem Frauchen Brigitte Kis hilft Lola anderen Menschen. Gemeinsam waren sie schon häufig in Schulen, auch bei hyperaktiven Kindern. Am Ende sagte ein Lehrer zu ihr: „So ruhig war die Klasse noch nie.“

    Herzfrequenz beruhigt sich

    Wenn Lola sich an den 21-jährigen Mann kuschelt, der beatmet werden muss, dann beruhigt sich seine Herzfrequenz und die Hand, die sonst unkontrolliert umherschnellt, wird immer ruhiger. Als der Mann gemeinsam mit Brigitte Kis ein Lernspiel für Lola vorbereitet, in dem er Leckerlis verstecken muss, kann er auf einmal nach den Hundehäppchen greifen. „Er hat die Motivation, sich zu konzentrieren, damit das Tier seine Belohnung bekommt“, sagt Brigitte Kis. Das Greifen hätte der junge Mann sicher auch mit Physiotherapie geschafft, glaubt sie – aber eben nicht so schnell wie mit Lola.

    So ruhig war die Klasse noch nie. Ein Lehrer über die Wirkung, die Lola auf Schulkinder hat.

    Der Hund motiviert die Menschen, Verantwortung zu übernehmen, gerade jene, die es im Alltag kaum noch gewohnt sind. Wie die Schlaganfallpatientin: eine Frau in den Fünfzigern, die ein Leben lang mit Tieren gelebt hat und sich nun kaum mehr bewegen kann. Sie ist fremdbestimmt, den ganzen langen Tag. Anders beim Gassigehen mit Lola: Da hält die Rollstuhlfahrerin den Hund am Geschirr. Sie bestimmt, wo es langgeht – und trägt die Verantwortung.

    Da habe ich schon beobachtet, wie ruhig und vorsichtig sie auf Menschen mit Einschränkungen zugeht. Frau Kis über Lolas Verhalten gegenüber Senioren.

    „Ich gebe ihr den Auftrag, zu schauen, dass Lola keine Katze entdeckt, die sie jagen möchte“, sagt Brigitte Kis. „So nimmt die Frau ihre Umwelt plötzlich wieder anders wahr – und die Umwelt sie.“ Der Hund dient als erstes Gesprächsthema mit Fremden, als Brücke zwischen der großen Außenwelt und der kleinen Welt eines Pflegepatienten.

    Lola ist in dieser Pflege-Welt aufgewachsen, damals, als Brigitte Kis noch das Türkheimer Kreisseniorenwohnheim geleitet hat. „Da habe ich schon beobachtet, wie ruhig und vorsichtig sie auf Menschen mit Einschränkungen zugeht“, erinnert sich Kis. Menschen mit schwerer Demenz haben sie da als Heimleiterin zwar nicht mehr wiedererkannt, aber wenn Lola einmal daheim geblieben war, haben sie sie angesprochen, wo denn der Hund heute sei.

    Aus privater Neugier

    Heute ist Brigitte Kis als Fachlehrerin für Pflege und als Fachkraft in der außerklinischen Intensivpflege im Einsatz. Aus privater Neugier hat sie die eineinhalbjährige Ausbildung zur Fachkraft für professionelle tiergestützte Intervention nach ISAAT (International Society for Animal Assisted Therapy) begonnen – „eine der besten Ausbildungen, die ich gemacht habe“. Sie habe gelernt, wie man alle möglichen Tiere zum Wohle der Menschen einsetzen kann – vom Papagei bis zur Kuh – und ihren Blick für die Natur geschärft.

    Während Reittherapien teils von den Krankenkassen bezahlt werden, gibt es für Lolas Besuche kein Geld, weil die tiergestützte Therapie als unterstützende Therapie von Krankheiten nicht anerkannt ist. Von Lolas Wirkung ist Brigitte Kis dennoch überzeugt: „Wir können zwar nicht heilen, aber wir können den Heilungsprozess unterstützen.“

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