Riesige Echsen, rote Teufel, Teufelskraken und vieles mehr tummelte sich am Wochenende am Himmel über Roßhaupten. Sogar ein Astronaut schwebte beim Drachenfest über der Wiese neben dem Spielplatz am Kurpark.
Das Wetter war aus Zuschauersicht optimal: Es war trocken und windig. Mancher Drachenbesitzer der zum Teil überdimensionalen Figuren schimpfte dagegen das eine oder andere Mal. Immer wieder waren Ausrufe wie „Fall-Winde!“ oder „Viel zu böig!“ zu hören. Der eine oder andere Drache machte sich sogar selbstständig und flog davon, landete aber nicht all zu weit entfernt.

Zwar hatten die in den Lüften tanzenden Drachen wenig mit dem Drachen zu tun, der der Legende nach im achten Jahrhundert ankommende Rösser im Tiefental auffraß und nur die Köpfe liegen ließ, bis er vom Heiligen Magnus getötet wurde. Dennoch soll das Drachenfest alljährlich an diese Legende erinnern, die dem Dorf seinen Namen gab. Noch heute wacht der steinerne Drache an der Tiefentalbrücke über Roßhauptens Dorfeingang.
Kolosse in den Lüften
Einfach ist das Steigenlassen mit den XXL-Drachen, die locker zehn Meter groß sein können, nicht. Die Lenkseile sind stramm, hart und können Verletzungen verursachen. So manche Leine erinnert dabei eher an ein Tau. Die Leinen sind bis zu 100 Meter lang - und der Lenker muss stets darauf achten, dass sein Drache beim Flug nicht mit anderen kreuzt, die Seile könnten sich sonst verheddern. Können und Erfahrung war also gefragt. Insbesondere beim wohl größten anwesenden Drachen, der am Sonntagmorgen präsentiert wurde: Er war 35 Meter lang und hatte eine Spannbreite von zehn Metern.
Wir hätten schon noch größere im Koffer“, versicherte die Besitzerin. Trotz der schwierigen Windverhältnisse schaffte es der Koloss in die Lüfte.
Das Drachenfest war faszinierend: Die elfjährige Maike aus Nordrhein-Westfalen betrachtete das Spektakel vom Hügel aus. Mit ihren Eltern saß sie völlig gebannt auf einer Bank. „Toll“, sagte sie begeistert. Besonders die Spiralen-Drachen hatten es ihr angetan. Die flogen aber später nicht mehr, weil es zu böig wurde.
Doch insbesondere die kleinen Drachenbändiger gaben nicht auf. Sie hatten sich kleinere Ausgaben der gigantischen Himmelsstürmer an einem Stand gekauft und rannten damit gegen den Wind. Sie gaben einfach nicht auf, bis ihre Drachen ein paar Meter abgehoben hatten.
Wer von den Kleinsten keine Lust mehr aufs Zuschauen hatte, konnte entweder den Spielplatz unsicher machen, oder basteln. Auf altem Stadelholzstücken hämmerte der Nachwuchs mit Nägeln Drachenformen ein und bespannten sie mit bunten Wollfäden: Drachenbilder fürs Kinderzimmer. Weil Drachen bändigen anstrengend sein kann, gab es Kuchen, Kaffee und deftige Schmankerl aus heimischen Öfen und Geschäften.