Wanderreiten bietet ein besonderes Erlebnis: "Man bekommt viel mehr von der Gegend mit bei gleichem Tempo wie zu Fuß“, nennt Andreas Funke eine Sache, die für ihn das Besondere am Wanderreiten ausmacht. „Außerdem wächst man unwahrscheinlich mit seinem Pferd zusammen. Bei mehrtägigen Ritten baut sich ein ganz tolles Vertrauen zueinander auf“, erzählt der Memminger weiter. Schließlich gebe es immer wieder Situationen zu bewältigen, bei denen sich Mensch und Tier aufeinander verlassen müssen – zum Beispiel beim Überqueren schmaler Brücken oder wenn große Lastwagen vorbeirauschen.

Die Leidenschaft fürs Wanderreiten entbrannte bei Andreas Funke und seiner Frau Brigitte vor gut zehn Jahren. 2005 machten sie ihre erste mehrtägige Tour zu Pferd im Ostallgäu. Damals noch unter Anleitung eines Führers. Das aber lag ihnen nicht so sehr. Deshalb planten sie ihre folgenden Ritte selbst. Einer der Höhepunkte war ihre Alpenüberquerung auf eigene Faust 2010. Das Ehepaar war mit seinen Pferden außerdem unter anderem bereits in den Trentiner Dolomiten und in Südböhmen unterwegs. „Wir reiten gerne in den Bergen“, sagt Andreas Funke. „Wir verladen die Pferde auch am Wochenende immer wieder mal in den Hänger und fahren für Tagestouren in die Berge.“
Im Urlaub zwei Wochen "zu Pferd" unterwegs
Ihren Jahresurlaub nutzen der Fachoberschullehrer und die selbstständige Podologin regelmäßig für größere Touren. „Wir sind beide berufstätig und haben nicht immer Zeit, uns lange mit den Tieren zu beschäftigen. Deshalb sind wir im Urlaub gerne zehn, 14 Tage mit den Pferden unterwegs“, sagt der 53-Jährige. Heuer führte der Ritt ihn und seine 47 Jahre alte Frau ins Elsaß. „Das ist eine Richtung, in der wir noch nie waren und mit den Vogesen gibt es dort auch ein Gebirge“, erklärt Funke die Ortswahl. Circa 300 Kilometer legten die Memminger dort mit ihren Pferden Hidalgo, einem brauen Paso-Peruano-Wallach, und Akyoka, einer gescheckten Missouri-Foxtrotter-Stute, zurück.
Die genaue Route recherchierten sie im Internet und planten sie schließlich angelehnt an den Elsäßer Burgenweg. Diese Wanderroute ist auf Pferd und Reiter eingestellt. Sie führt an vielen Burgen vorbei, vor denen laut Funke häufig Anbindebalken für Pferde zu finden sind. Bei der Besichtigung der alten Gemäuer waren die Unterallgäuer oft eine Touristenattraktion, wenn sie mit ihren Pferden einritten. Für das Ehepaar Funke selbst war neben dem Weg vor allem das Schwimmen mit den Rössern an einem eigenen Pferdestrand an einem Badeteich das Schönste. „Das wollten wir schon immer mal machen. Sowas ist bei uns in Memmingen aber schwierig“, sagt Andreas Funke.
Das Allgäu als Dorado für Wanderreiter
Zwischen den großen Ritten unternehmen er und seine Frau immer wieder kürzere Touren in der näheren Umgebung. Damit werden auch die Pferde trainiert. „Wir schauen dann oft über die Gemeinden nach Höfen, auf denen wir die Pferde einstellen können“, berichtete Funke. Im Allgäu – auch im Ost- und Oberallgäu, wo es vor Jahren noch nicht so viele Möglichkeiten gab – sei die Situation für Wanderreiter heute gut. „Das Allgäu ist recht dicht mit Wanderreitstationen“, bestätigt Wolfgang Belm von der Interessengemeinschaft (IG) Wanderreiten in Schwaben. „Vor allem im Ostallgäu gibt es viele. Im Oberallgäu ist das Wanderreiten manchmal noch schwierig wegen der Schumpen auf den Alpen“, berichtet der Buchenberger weiter. Da seien oft Gatter zu und es mache keinen so großen Spaß mit dem Pferd unterwegs zu sein. Insgesamt aber habe sich in den vergangenen Jahren einiges getan – auch bei der Qualität der Unterkünfte. Wo es früher nur Heulager gab, warten heute richtige Gästezimmer. Und „wir sind immer bemüht, das Netz noch weiter auszubauen“, sagt Belm.

Die Wanderreitstationen im Allgäu lägen mittlerweile teilweise nur noch circa 15 Kilometer auseinander, ohne dass sie sich in die Quere kämen, weil „die einen die Sache intensiv betreiben, mit 200 Übernachtungen im Jahr, anderen haben weniger als zehn“, sagt Belm. Sicher gebe es auch noch Löcher im Netz der Stationen. Aber eine Unterkunft für sich und sein Pferd fände man eigentlich immer. Funke bestätigt das: „Davor, keinen Schlafplatz zu finden, habe ich eigentlich nie Angst.“
Gute Vorberreitung ist wichtig
Wenn der Memminger etwas fürchtet, dann dass sich sein Pferd auf dem Ritt verletzt oder krank wird. Grundsätzlich gilt bei ihm die Devise: Sicherheit geht vor. Wer nicht so oft auf Wanderritten unterwegs ist, dem rät Funke deshalb, die Tour gut vorzubereiten. „Am besten schaut man, dass man alle 20 bis 25 Kilometer eine Möglichkeit hat, sein Pferd einzustellen.“ Außerdem sollte man darauf achten, dass das Gepäck nicht zu schwer ist und etwa ein halbes Jahr vorher anfangen, die Ausdauer seines Pferd mit kürzeren Touren zu trainieren, sowie durch viele, viele Ausritte Vertrauen aufzubauen. Die Tiere müssen sich an alles erst gewöhnen. Deshalb „gehen wir die ersten Tourtage auch nur Schritt, bis sie sich eingelaufen haben“, sagt Funke. Jede Tagesetappe beginnen er und seine Frau, in dem sie die Tiere eine Stunde führen, damit Ross und Reiter warm werden.
„Viele wollen einfach drauflosreiten ohne viel zu organisieren“, sagt Funke. Davon rät er ab. „Ich schaue teilweise schon an Weihnachten, welche Route wir nehmen und wo wir übernachten können.“ Auch bei der Routenplanung hat sich laut Belm viel getan. „Da geht heute viel elektronisch. Man kann sich eine Route komplett über das Navi planen lassen. Trotzdem sollte jeder Wanderreiter aber auch eine topografische Karte im Gepäck haben“, so sein Tipp.
Mittlerweile gibt es zudem Pauschalangebote für Wanderreiter, von denen einige auf der Internetseite der IG Wanderreiten in Schwaben (www.wanderreiteninschwaben.de) zu finden sind. Dort gibt es auch eine Karte mit über 300 Wanderreitstationen in Bayern. Belm fasste diese vor einigen Jahren in einem eigenen Heft zusammen, dass über die Homepage heruntergeladen werden kann.