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Impfkampagne in Bayern gerät ins Stocken

Wohin mit dem Impfstoff?

Bayerische Impfkampagne gerät ins Stocken

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    Monatelang heiß begehrt, jetzt ein Ladenhüter: Immer mehr Landkreise in Bayern melden einen Überschuss an Corona-Impfstoffen.
    Monatelang heiß begehrt, jetzt ein Ladenhüter: Immer mehr Landkreise in Bayern melden einen Überschuss an Corona-Impfstoffen. Foto: Nicolas Armer, dpa (Archiv)

    Monatelang heiß begehrt, jetzt ein Ladenhüter: Immer mehr Landkreise in Bayern melden einen Überschuss an Corona-Impfstoffen. Um die gelieferten Dosen trotz geringer Nachfrage spritzen zu können, kündigten bis Donnerstag unter anderem die Landratsämter Altötting, Berchtesgadener Land, Kitzingen, Kelheim, der Landkreis Oberallgäu sowie die Städte Kempten und Memmingen Sonderaktionen an. Unterdessen appellieren Politiker und Hausärzte, sich für Corona-Impfungen anzumelden - trotz anstehender Ferien.

    Um möglichst viele Menschen zu impfen, bietet der oberbayerische Landkreis Altötting inzwischen Impfungen für Erwachsene aus ganz Bayern an. "Die Landkreis-Bevölkerung ist gesättigt", sagte ein Sprecher des Landratsamts. Deshalb habe man sich entschieden, nicht wahrgenommene Termine über einen Online-Kalender auch an Menschen außerhalb der Region zu vergeben. 600 Impftermine seien so bislang angeboten worden, 305 wurden bis Donnerstagmorgen gebucht. Um die Impfungen "noch attraktiver" zu machen, folge der zweite Pieks noch vor Beginn der bayerischen Sommerferien, sagte der Sprecher.

    Politiker und Ärzte appellieren, die Kommunen setzen auf kurzfristige Sonderaktionen

    Auch andere Regionen setzen auf kurzfristige Sonderaktionen: Im Berchtesgadener Land zum Beispiel können sich am Wochenende wegen eines Überschusses an Impfstoffen auch Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren impfen lassen. Die Eltern müssen dazu ihr Einverständnis geben, dürfen sich aber nach Angaben des Landratsamts auch gleich mit impfen lassen. In Memmingen, Kempten und im Oberallgäu sowie im Landkreis Kelheim sind Impfungen nach einer Online-Registrierung künftig auch ohne festen Termin möglich.

    Die bayerischen Hausärzte melden ebenfalls Kapazitäten für weitere Impfungen. "Viele Praxen haben im Laufe dieser Woche die Warteliste mit eigenen Patienten vollständig geimpft und könnten deshalb die Impfkampagne auch auf andere Bevölkerungsgruppen ausweiten", teilte der Bayerische Hausärzteverband am Donnerstag mit. Wer nicht geimpft sei, solle sich daher in den Praxen melden.

    Doch während an einigen Orten mehr als genug Impfstoff vorhanden ist, warteten am Donnerstag nach Angaben des Gesundheitsministeriums bayernweit immer noch knapp 450 000 Impfwillige auf einen Termin in einem Impfzentrum. Am Montag hatte die Staatsregierung den Bund zwar noch wegen zu geringer Impfstofflieferungen kritisiert. Zahlen des Robert Koch-Instituts zeigen aber auch: Bayern bekommt seine Impfdosen schlechter in die Arme als andere Länder. So wurden in Bayern bis Ende Juni rund fünfeinhalb Millionen Spritzen weniger gesetzt als etwa in Nordrhein-Westfalen. Bei der Erstimpfungsquote liegt der Freistaat 2,5 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt.

    Die hohe Nachfrage nach dem Corona-Vakzin Spikevax hat dem US-Impfstoffhersteller Moderna zu schwarzen Zahlen verholfen. Der mRNA-Impfstoff Spikevax wirkt den Untersuchungen zufolge mindestens ebenso gut wie das Mittel von Biontech.
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    Wohin mit dem Impfstoff? Bayerische Impfkampagne gerät ins Stocken

    Während Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kein Strukturproblem sieht, sondern die Logistik unter den 100 bayerischen Impfzentren als Begründung ins Feld führt, kamen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zuletzt auch selbstkritische Töne. Ungefähr 13 Prozent der gelieferten Impfstoffe seien nicht verimpft, räumte Söder ein. Das Lieferungssystem an Impfzentren, Großhandel und Ärzte sei "nicht sehr transparent".

    "Einige Ärzte rufen den Impfstoff nicht ab. Dann bleibt er übrig", sagte Söder. Diese Information gehe aber nicht an die Impfzentren. "Da wollen wir, dass das Gesundheitsministerium mehr Scharnierfunktion übernehmen kann und auch mehr Freiräume bekommt", sagte der Ministerpräsident. "Willig sind alle, aber die bisherigen Ergebnisse gefallen uns nicht, die müssen einfach verbessert werden." Auf weitere Fragen zum Stand der Impfkampagne antwortete das Gesundheitsministerium am Donnerstag zunächst nicht. (Lesen Sie auch: Holetschek fordert zur Impf-Registrierung auf: Reihenfolge der Anmeldung entscheidet über Impftermin)

    Gesundheitsminister Klaus Holetschek: 70 Prozent Erstimpfungen bis zu Sommerferien möglich

    Gesundheitsminister Holetschek forderte unterdessen alle Bayern ab 18 Jahren auf, sich für eine Corona-Impfung zu registrieren. "Künftig entscheidet der Zeitpunkt der Anmeldung darüber, wie schnell ich einen Termin bekomme", sagte er am Donnerstag. Am Freitag falle die Priorisierung in den Impfzentren. "Jetzt sollten sich auch diejenigen in der Impfplattform BayIMCO registrieren, die bislang darauf verzichtet hatten, weil sie keine Priorisierung haben."

    Laut Holetschek können bis zum Beginn der Sommerferien rund 70 Prozent der Menschen in Bayern eine Erstimpfung haben und 50 Prozent eine Zweitimpfung. "Bis zum Herbst können dann 85 Prozent der Erwachsenen den vollen Immunschutz haben. Dieses Ziel können wir aber nur erreichen, wenn alle mitziehen." Dafür müssten nach Angaben des Gesundheitsministeriums bis dahin rund 9,3 Millionen Menschen vollständig geimpft sein. Bisher sind es laut RKI etwa 4,8 Millionen. (Lesen Sie auch: Söder: Bayern hebt Impf-Priorisierung auch in Impfzentren auf)

    Lesen Sie auch: Sonderimpfaktionen starten erst: Allgäu hinkt vor allem bei Erstimpfungen noch deutlich hinterher

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