In Bayern kommen deutlich weniger Flüchtlinge an. Zwischen Januar und März registrierte man 3.570 Asylbewerber. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 7573 Männer und Frauen, wie das bayerische Innenministerium Anfang des Monats mitteilte. Damit hat sich die Zahl der Asylbewerber, die im Freistaat Zuflucht suchen, im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert.
Auch vor Ort macht sich diese Entwicklung bemerkbar. In mehreren Landkreisen werden die Turnhallen, die lange für die Unterbringungen von Geflüchteten genutzt wurden, und andere Erstaufnahmeeinrichtungen wieder frei. In Neu-Ulm etwa hat man die Turnhalle der Berufsschule in den letzten zweieinhalb Jahren als Notunterkunft genutzt. Weil zuletzt weniger Geflüchtete im Landkreis untergebracht werden mussten, wurde die Turnhalle im Februar geräumt und entsprechend zurückgebaut. Seit Ende April kann dort nun wieder Schul- und Vereinssport stattfinden. In Neuburg an der Donau ist man fast soweit. Auch dort wurde eine von zwei als Notunterkunft verwendeten Turnhallen geräumt. Bis sie wieder genutzt werden kann, wird es allerdings noch dauern.
Wird das Schullandheim in Dinkelscherben bald wieder freigegeben?
Auch im Landkreis Augsburg spürt man, dass die Zuweisungen durch die Regierung von Schwaben zurückgehen. Zwischen Januar und März registrierte man 79 Geflüchtete, im Jahr davor waren es in diesem Zeitraum noch 206 Menschen. Aktuell sind in den Gemeinschaftsunterkünften und dezentralen Unterkünften im Landkreis Augsburg 2.443 Personen untergebracht, vor einem Jahr lag die Zahl bei 2.791 Personen. Im Landkreis hofft man daher, dass das Schullandheim in Dinkelscherben, wo seit anderthalb Jahren Flüchtlinge untergebracht sind, bald wieder frei werden könnte. „Sollte sich die Zahl der Zuweisungen von Geflüchteten weiter auf einem eher niedrigen Niveau bewegen, wäre es sicherlich zu überlegen, inwieweit ein solcher Schritt in Zukunft denkbar ist“, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes zuletzt.
Immer wieder hatten Landräte und Bürgermeister deutlich gemacht, dass sie die hohe Zahl an Flüchtlingen an ihre Grenze bringt. „Wir sind am Limit“, sagte etwa der Augsburger Landrat Martin Sailer (CSU) im Herbst. Bei einer damaligen Zuweisung von wöchentlich durchschnittlich 100 Personen sei eine gelingende Integrationsarbeit kaum noch möglich.
Und jetzt?
Im Landkreis Günzburg ist eine wirkliche Entspannung der Lage bisher nicht in Sicht. Das zeigen auch die Zahlen: Zwischen Januar und April musste man 108 Asylbewerber sowie Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen – zwar deutlich weniger als im Jahr 2023 – damals waren es 321 Personen – aber immer noch deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum, als 63 Flüchtlinge kamen. „Bis diese Entlastung wirklich bei uns ankommt, wird es noch dauern“, sagt CSU-Landrat Hans Reichhart. Das liegt auch an der hohen Zahl von „Fehlbelegern“ – Personen, die eigentlich aus den Asylunterkünften ausziehen müssen, aber keine Wohnung finden. „Der Wohnungsmarkt ist nach wie vor leer gefegt“, sagt Reichhart.
Im Unterallgäu gibt es derzeit noch zwei große Notunterkünfte
Dass der neue Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) am Mittwoch mehr Kontrollen an den Grenzen und einen faktischen Einreisestopp für Migranten angekündigt hat, begrüßt Reichhart. Er rechnet dadurch mit einem deutlichen Rückgang der Flüchtlingszahlen vor Ort. „Die Kommunen sind über viele Jahre hinweg über die Belastungsgrenze gegangen. Wir brauchen nun eine Verschnaufpause.“ Schließlich gelte es, die neu angekommenen Menschen in Arbeit zu bringen und sie zu integrieren.
Auch im Unterallgäu sieht man noch keinen Grund zum Aufatmen. Zwar hat man zuletzt ein Thermozelt in Wolfertschwenden, in dem seit einem Jahr bis zu 120 Menschen untergebracht werden, aufgelöst. „Wir haben inzwischen noch zwei große Notunterkünfte, in denen insgesamt 550 Personen leben“, erklärt Landrat Alex Eder (Freie Wähler). Dass sich Lage bei der Unterbringung etwas entspanne, liege aber vor allem daran, dass man einige kleinere Unterkünfte anmieten konnte und Container-Anlagen errichtet habe. Die Zahl der Fehlbeleger ist auch im Unterallgäu nach wie vor hoch. „Insgesamt ist die Situation also nicht wirklich gut geworden, sie ist aber etwas weniger schlimm“, sagt Eder.
Im Innenministerium in München betont man, die seit Jahren kontinuierlich wachsenden Kosten im Asylbereich müssten gesenkt werden. Unterkünfte nähmen den größten Teil der Asylausgaben ein – im vergangenen Jahr waren das 2,3 Milliarden Euro. Auch deshalb hat man zuletzt angeordnet, dass Geflüchtete, die bislang in München in Hotels wohnten, anderweitig untergebracht werden müssen. Obwohl zuletzt weniger Flüchtlinge im Freistaat ankamen, leben in den bayerischen Asylunterkünften immer mehr Menschen. Ende April waren dort rund 133.500 Personen untergebracht, ein Jahr zuvor waren es 128.700, zwei Jahre zuvor 105.500 Personen.
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