Für Standesamtsleiter Andreas Rösel ist die neue Bestmarke kein Grund, die Hände in den Schoss zu legen. Er hat – nachdem das Angebot erst vor kurzem um Candlelight-Eheschließungen im Colloquium erweitert wurde – bereits einen zehnten Trauungsort im Visier: Rösel will klären, ob in Zukunft nicht auch Eheschließungen auf dem Tegelberg möglich sind. Denn „es gibt immer wieder Anfragen, ob wir nicht auch eine Berghochzeit anbieten“, sagte er, als er die Standesamts-Bilanz für 2016 vorstellte. Ob und wann man sich auf dem Tegelberg das Ja-Wort geben kann, sei aber noch offen.
Hochzeiten 181 Eheschließungen hatte das Standesamt Füssen im Jahr 2006 registriert – damals die höchste Zahl seit Gründung der Behörde im Januar 1876. Zehn Jahre später liegt der neue Rekordwert bei 250. Mit dieser Zahl spiele der für fast 23.000 Einwohner zuständige Standesamtbezirk in einer Liga mit Städten zwischen 30.000 und 50.000 Einwohnern, sagt Rösel.

Wobei nur ein kleiner Teil der Paare aus der Region stammt: 34 Prozent. (Ihnen allen: Herzlichen Glückwunsch! Wie man nach der Trauung eine glückliche Ehe führt, liest Du hier). Der Großteil der Getrauten kommt aus aller Welt. Mit einer 30-köpfigen Gesellschaft kam beispielsweise ein irisches Paar nach Füssen, um hier zu heiraten. Aber auch aus Brasilien, der Ukraine, Ungarn und Australien stammten unter anderem die Hochzeiter. Für das Standesamt-Team um Rösel bringt die internationale Klientel viel Arbeit mit sich. Denn Gesetze und Vorschriften aus aller Herren Länder müssen beachtet und die vorgelegten Papiere geprüft werden. Das trifft besonders auch auf im Füssener Land lebende Flüchtlinge zu: Wolle zum Beispiel ein Nigerianer in Füssen heiraten, müsse er ein umfangreiches Prozedere starten. Viele Papiere gilt es auszufüllen, dann wird über die deutsche Botschaft in Nigeria ein vertrauenswürdiger Rechtsanwalt vor Ort beauftragt, diese Angaben zu prüfen. Die Unterlagen kommen wieder zurück ans Standesamt, wo sie erneut überprüft werden, ehe der Sachverhalt zur endgültigen Entscheidung dem Oberlandesgericht vorgelegt wird. Das Ganze könne etliche Monate oder sogar über ein Jahr dauern, dazu kämen nicht unerhebliche Kosten – zum Beispiel für den Rechtsanwalt in Nigeria, sagt Rösel.
Unsere Bürger waren wohl im Fasching besonders kontaktfreudig.Andreas Rösel über die vielen Geburten zum Jahresende
Geburten Auch bei den Geburten geht der Trend nach oben. Vor allem gegen Jahresende kamen viele Mädchen und Buben auf die Welt. „Unsere Bürger waren wohl im Fasching besonders kontaktfreudig“, hat Rösel nachgerechnet. So beurkundete das Standesamt 2016 insgesamt 355 Geburten, von denen fast alle (98,3 Prozent) im Krankenhaus erfolgten. Erstmals seit vielen Jahren wurden wieder mehr Mädchen (51 Prozent) als Buben geboren. Und eine Zwillingsgeburt gab es seit längerem wieder in Füssen, da werdende Mütter in diesen Fällen oft nach Kempten oder Kaufbeuren ausweichen: Doch alles sei problemlos gelaufen, hat der Standesamtsleiter erfahren. Ohnehin ziehe der familiäre Ruf der Klinik Füssen immer weitere Kreise, verweist Rösel darauf, dass immer mehr Mütter aus dem angrenzenden Oberallgäu und dem Bereich um Marktoberdorf in Füssen entbinden.
Sterbefälle Die Zahl stieg leicht auf 277 an. Bei 45 Prozent der Verstorbenen handelte es sich um Männer, bei 55 Prozent um Frauen.
Liebesschlösser Nachdem unsere Zeitung im Oktober über den rätselhaften Diebstahl von Liebesschlössern an der Theresienbrücke berichtet hatte, gab es ein großes Medienecho: Unter anderem griffen auch das Bayerische Fernsehen und Antenne Bayern das Thema auf. Seitdem sei es zu keinen Diebstählen mehr gekommen, sagt Rösel. Vor allem am Maxsteg würden verliebte Paare die Möglichkeit nutzen, die Schlösser an den eigens angebrachten Gittern aufzuhängen.