Im Allgäu noch eine Rarität, sind die Tiere in anderen Teilen Deutschlands bereits zur Plage geworden. Auch in Bayern steigt die Population.
„Der Waschbär scheint sich bei uns häuslich niedergelassen zu haben“, sagt Bock. Er sei ein gern gesehener Gast und mache bislang keine Probleme. „Mehr als einen brauche ich aber nicht.“ Er habe schon davon gehört, dass die Tiere im hessischen Kassel zu einer regelrechten Plage geworden seien. Das bestätigen zahlreiche Medienberichte.
Die Tiere durchwühlen Mülltonnen und Gärten, räumen Obstbäume ab und machen sich an Hausdächern zu schaffen. In Memmingen aber ist der pelzige Zeitgenosse eine Rarität.
Der Waschbär
Der Waschbär gehört der Familie der Kleinbären an. Er ist an seiner schwarz-weißen Gesichtsmaske, seiner buckeligen Körperform und der schwarz geringelten Rute (Schwanz) zu erkennen.
In den 1920/30er Jahren wurde der Waschbär als Pelzlieferant von Nordamerika nach Deutschland gebracht und lebte auf Pelzfarmen.
Mit dem Ziel, ihn bei uns anzusiedeln, wurde er 1934 in Hessen erstmals bewusst ausgesetzt. Mittlerweile gibt es den Waschbären beispielsweise auch in Bayern.
Das Tier wird bis zu 70 Zentimeter lang und bis zu neun Kilo schwer. Es ernährt sich von Obst, Beeren, Getreide, Vögeln und deren Eiern, Regenwürmern und kleinen Wirbeltieren (vor allem Mäusen) und menschlichen Abfällen.
Quellen: Bund Naturschutz/Landwirtschaftsministerium/Wikipedia
„Wir wissen von keinen weiteren Waschbären in der Gegend“, sagt Dr. Carmen Haußer vom Veterinäramt. Anhand der Fotos geht sie stark davon aus, dass es sich wirklich um einen Waschbären handelt und nicht etwa um einen Marderhund – die beiden Tiere werden häufig verwechselt.
Auch Dr. Georg Friebe von der „inatura Erlebnis Naturschau“ in Dornbirn sagt: „Die Fotos zeigen ganz eindeutig einen Waschbären – die schwarze Gesichtsmaske ist unverkennbar.“ Er geht davon aus, dass es im Alpenraum weit mehr Waschbären gibt, als einzelne Sichtungen vermuten lassen. Von größeren Problemen habe er derzeit aber keine Kenntnisse. Wenn die Tiere jedoch aktiv werden, seien sie kaum fernzuhalten. Er rät dann, alles, was die Waschbären fressen könnten, sicher aufzubewahren. „Die Tiere kriegen sogar Tupperdosen auf.“
Die Tiere kriegen sogar Tupperdosen auf.Dr. Georg Friebe
Gesicherte Zahlen, wo wie viele Waschbären unterwegs sind, gebe es nicht. Ein Hinweis auf die jeweilige Population lieferten die Abschusszahlen. Und die steigen auch in Bayern enorm. 1999, also vor 20 Jahren, sind nach Angaben des bayerischen Landwirtschaftsministerium 105 Tiere den Jägern zum Opfer gefallen. 2009 waren es 450 und 2017 bereits 2.726.
Sie plündern Vogelnester
„Die Population in Bayern ist tendenziell steigend“, bestätigt Uwe Friedel, Artenschutzspezialist beim Bund Naturschutz. Waschbären würden eingeschleppt, fühlten sich wohl und vermehrten sich. „Sie greifen in den Naturhaushalt ein, beispielsweise indem sie Vogelnester plündern“, erläutert Friedel. Die Allesfresser kämen oft in Siedlungsnähe, seien für den Menschen aber nicht gefährlich – und beißen demnach nur, wenn sie in die Enge getrieben werden.