Tausende Beschäftigte aus der Metall- und Elektroindustrie sind in Schweinfurt gegen Jobabbau auf die Straße gegangen. Bei ZF waren es laut Polizei in der Spitze 4.500 Menschen, etwas später bei SKF rund 850. Bei beiden Unternehmen droht der Abbau von Jobs in der unterfränkischen Stadt. Bei ZF geht es zudem auch um weitere Standorte in Bayern und dem Rest Deutschlands. Bundesweit gingen deswegen Tausende weitere Menschen auf die Straße - alleine 6.000 am Stammsitz am Bodensee, wie Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich mitteilte.
Hintergrund ist der sich wohl verschärfende Sparkurs des Managements um ZF-Chef Holger Klein: Bei Betriebsversammlungen vor rund zwei Wochen wurden dem Betriebsrat zufolge weitere Einschnitte angekündigt. Mitarbeiter sollen auf Geld verzichten, auch betriebsbedingte Kündigungen sind demnach nicht mehr ausgeschlossen. Bis Ende 2028 will ZF bis zu 14.000 Stellen in Deutschland streichen - das wäre jeder vierte ZF-Arbeitsplatz im Land.
Sorge um «E-Divison»
Zudem gibt es Sorgen darum, dass die Sparte «E-Division», die elektrische, hybride und konventionelle Antriebe umfasst, verkauft oder ein Partner an Bord geholt werden könnte. ZF leidet - wie die Konkurrenten Bosch, Continental und Schaeffler - aktuell unter ausbleibenden Aufträgen der Hersteller und hohen Kosten für den Wandel hin zum Elektromotor. ZF hatte im vergangenen Jahr über eine Milliarde Euro Verlust geschrieben. Das Unternehmen treibt mehrere Sparprogramme voran - und prüft, für einzelnen Sparten Investoren an Bord zu holen, diese zu verkaufen oder an die Börse zu bringen.
In Schweinfurt hat ZF laut Gewerkschaft rund 8.500 Beschäftigte, 5.500 in der «E-Division». Es sei «nach Saarbrücken der Standort in Deutschland, an dem die meisten Jobs im Feuer stehen». Neben der Kundgebung in Schweinfurt waren in Bayern weitere Aktionen an ZF-Standorten in Nürnberg, Auerbach, Thyrnau und Bayreuth geplant.
Abbau bei SKF - und Sorge vor viel mehr
Bei SKF läuft nach Unternehmensangaben derzeit der Abbau von weniger als 140 Jobs binnen drei Jahren über Altersteilzeit und Abfindungsprogramme. Laut Betriebsrat gilt dort noch bis Ende 2029 eine Beschäftigungssicherung. IG Metall und der Vorsitzende der Arbeitnehmervertretung, Norbert Völkl, sind aber in Sorge, dass es langfristig zum Abbau von noch viel mehr Jobs kommen könnte. Dabei ist die Belegschaft laut Völkl in den vergangenen Jahren bereits von 4.000 auf 3.300 geschrumpft.
Bis 2030 aber könnten es nur noch 2.000 oder weniger Beschäftigte sein, wenn es zum Umzug eines Werkes komme. «Wir sehen, dass der Standort immer mehr schrumpft», sagt er und fordert eine Mindestgröße von 3.000 Beschäftigten für die Betriebe in Schweinfurt. Nur so könne das Überleben und die Zukunft des Werks nachhaltig gesichert werden.
Bei SKF heißt es, die Überlegungen zur weiteren Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des SKF-Standorts Schweinfurt seien «in einer frühen Konzeptphase». Der Planungshorizont reiche dabei bis in das Jahr 2030 und darüber hinaus. «Hierbei geht es um die künftige, optimierte Nutzung zum Teil sehr alter und verstreuter Liegenschaften und Anlagen am Standort. So sollen Fixkosten gesenkt werden.»
Bei der IG Metall sorgt man sich dagegen, dass die Arbeitsplätze für das Unternehmen und die Region für immer verloren sein könnten.
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