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Ja, Kunst kann auch komisch sein

Humorvolle Ausstellung

Ja, Kunst kann auch komisch sein

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    Viermal Kunst zum Schmunzeln und Nachdenken (von oben links im Uhrzeigersinn): „Liegender Holländer“ von Horst Weiss, „Angebot für den Torwart“ von Eberhard Neef, „Franz Josef Tripp, Eberhard Neef und Franz Blab als Soldaten“ in einer Karikatur von Franz Blab und „Immenstadt mit Steigbach“ von Dieter Höss, zu sehen im Gesundheitszentrum Immenstadt.
    Viermal Kunst zum Schmunzeln und Nachdenken (von oben links im Uhrzeigersinn): „Liegender Holländer“ von Horst Weiss, „Angebot für den Torwart“ von Eberhard Neef, „Franz Josef Tripp, Eberhard Neef und Franz Blab als Soldaten“ in einer Karikatur von Franz Blab und „Immenstadt mit Steigbach“ von Dieter Höss, zu sehen im Gesundheitszentrum Immenstadt. Foto: Repros: Christian Wucherer

    "Humor ist die Medizin, die am wenigsten kostet und am sichersten hilft", weiß ein Sprichwort. Eine große Portion davon verabreicht die neue Ausstellung im Gesundheitszentrum Immenstadt (GZI) dem Besucher. Sie verbindet Karikaturen und Gemälde von Franz Blab und Eberhard Neef mit hintergründigen Bildern von Horst Weiss und liebevollen Betrachtungen von Dieter Höss.

    Letzterer, 1935 in Immenstadt geboren, hat seine Heimat in fein detaillierten Zeichnungen festgehalten. Sie zeigen markante Bauwerke wie das Museum Hofmühle oder die Villa Edelweiß, die Pfarrkirche St. Nikolaus oder die Erlöserkirche aus stets interessanten Blickwinkeln. Die Grafik baut sich dabei aus kleinsten Formen wie im Baukastensystem auf, egal ob sie Gebäude, Pflanzen, Landschaft oder Ansichten wie etwa Bootshäuser in Bühl darstellt. Der Grafiker, der in Köln lebt, hat aber noch ein zweites künstlerisches Standbein: Er verfasst satirische Texte. Im GZI bietet er Kostproben seiner amüsant-skurrilen Limericks, mit denen er Immenstädter Ortsteilen seine Reverenz erweist:

    "Ein Marsmännle traf hinter Bühl

    Ein Mädle. Doch die blieb ganz kühl,

    Bis das Männle die Fühler

    Wie zuvor noch kein Bühler

    Ausstreckte. War das ein Gefühl!"

    Eine andere Begegnung hat Franz Blab "im Kurpark" festgehalten: Ein kleiner Mann sitzt eingezwängt zwischen zwei schnatternden Frauen und fühlt sich dabei sichtlich wohl: Oder macht er nur schmunzelnde Miene zum bösen Spiel? Der Sonthofer Maler Franz Blab (1917 - 1992) studierte – nach einer Lehre zum Kirchenmaler – an der Akademie für Angewandte Kunst in München, bis er 1943 zum Militär eingezogen wurde. Die Kriegszeit kommentiert der damalige Obergefreite mit Galgenhumor. In einer Karikatur empfiehlt er, die Füße waschend, seinem Sprössling: "Bua, geht bloß net zum Barras! Di Füß werad kaputt, der Geischt wird hin und Urlaub gibt’s o koan!"

    Öffnungszeiten:

    Die Ausstellung "Bilder zum Schmunzeln und Nachdenken" wird heute, Freitag, 2. März, um 18 Uhr eröffnet. Sie dauert bis 30. Juni und ist täglich von 8 bis 20 Uhr zu sehen.

    Ein Scherenschnitt offenbart das schweißtreibende Geschäft des Masseurs: Dem stieben die Tropfen von der Stirn, als er einen dicken Mann durchknetet. Aber auch der Bearbeitete kommt gehörig ins Schwitzen. Neben solch humorvollen Beobachtungen belegen eine ganze Reihe stimmungsvoller Landschaftsbilder die malerische Begabung von Franz Blab.

    Wenig Respekt vor großen Meistern beweist Eberhard Neef, 1915 in Stuttgart geboren und 2003 in Immenstadt gestorben. Der ausgebildete Dekorationsmaler, der ab 1945 als Werbegrafiker in Sonthofen arbeitete, kopiert Leonardo da Vincis "Mona Lisa“ und drückt ihr ein Edelweiß in die Hand.

    Vor allem aber ist Neef ein Meister der spitzen Feder, der mit feinem Humor für Überraschung im Alltag sorgt: Ein Männerchor besingt einen reich geschmückten Weihnachtsbaum vor der Kirche und einer der Sänger bemerkt hinter sich einen unerwarteten Zuhörer: ein kleines Engelchen. Eine andere Karikatur widmet sich der modernen Kunst: Sie verführt die Betrachter zu anstrengender Gymnastik, um das Motiv zu entschlüsseln.

    Noch überspitzter sind die Darstellungen, die Horst Weiss, 1953 in Oberstdorf geboren und dort bis heuer als Gymnasiallehrer tätig, für seine hintergründigen Acrylgemälde wählt: "Der liegende Holländer" ist ein im Hochgebirge gestrandeter Kahn, der munter vor sich hin rostet, während die Schiffsflagge auf Halbmast weht. Und "Begrenzt" schützt Schollen im Eismeer durch einen Stacheldrahtzaun.

    Solch surreale Bilder ermahnen ohne erhobenen Zeigefinger zum verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen: augenzwinkernd und fantasievoll. Denn Humor ist nicht nur eine gute Medizin, er regt auch mit Charme an, über ernste Themen nachzudenken.

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