Das erste Mal hat Martin Bäurle in einer Arbeitspause Poker gespielt, mit Kollegen: "Um die Zeit zu vertreiben." Das Spiel hat ihn nicht mehr losgelassen. Jetzt, 15 Jahre später, ist Bäurle Vorsitzender der frisch gegründeten "Pokerfreunde Bayern" – dem nach seinen Angaben ersten Pokerverein im Unterallgäu. Clublokal ist der Gasthof Adler in Markt Rettenbach. Runde Tische mit rotem Stoffüberzug stehen künftig an Turniertagen in dem steinernen Gewölbekeller.

"Still und leise, wie man es aus schlechten Filmen kennt, geht es bei uns aber nicht zu. Bei uns wird geredet und gelacht", stellt Bäurle klar. Gespielt wird in Alltagsklamotten – und nicht etwa in Abendgarderobe. Zwei Pokertische hat der Verein durch Spenden finanziert. Ein dritter fehlt bisher. "Den haben wir, aber er ist noch pflegebedürftig", sagt Bäurle und lacht: "Ansonsten haben wir alles Mögliche an Equipment."
Die Pokerfreunde besitzen 800 Chips, mehrere Kartendecks und einen Beamer für den Blind-Timer. Der zeigt an, wann der Grundeinsatz ansteigt. Das Equipment reicht für 22 Spieler. Bisher ist das ausreichend. Der Verein hat neun Mitglieder – die Jüngsten sind Mitte 20, die Ältesten über 50. Kennengelernt haben sie sich am Pokertisch. "Daraus sind Freundschaften entstanden", sagt Bäurle.
Die Mitglieder kommen aus verschiedenen Ecken des Allgäus: "Kempten, Marktoberdorf, Mindelheim und Stetten", zählt Bäurle auf. Er selbst wohnt in Buchloe. Sie verbindet eine gemeinsame Vorgeschichte: Mit einer Ausnahme sind sie frühere Mitglieder im Pokerclub Allgäu, dessen Clublokal inzwischen in Kaufering liegt. Wegen Unstimmigkeiten haben sie den Verein verlassen, erzählt Bäurle. Außerdem sei Markt Rettenbach deutlich besser zu erreichen.
Die Liebe zum Pokern blieb jedoch bestehen. "Überspitzt gesagt, sitzen vom Hartz-IV-Empfänger bis zum Topmanager alle am selben Tisch und duzen sich", beschreibt Bäurle die Faszination. Am Samstag veranstalten die Pokerfreunde ihr erstes Turnier. Bis zu 22 Spieler können teilnehmen und im Gewölbekeller auf einen Royal Flush hoffen – so heißt die beste Kartenkombination. Das Interesse auf Facebook sei "gigantisch" gewesen, erzählt Bäurle. Eigentlich hätten die Vereinsmitglieder eine Woche Zeit gehabt, sich anzumelden. "Aber innerhalb von zwei Minuten haben das alle gemacht."
Auf dünnem Eis
Deshalb habe man die Anmeldung für Gäste früher gestartet – und auch hier hätten sich schnell die ersten Spieler gemeldet. Die Pokerfreunde Bayern wollen künftig alle 14 Tage ein Turnier veranstalten. Gespielt wird um Ranglistenpunkte, nicht um Geld. In der Hausordnung der Pokerfreunde sind Spiele um Geld verboten. "Damit würden wir uns auf ganz dünnes Eis begeben. Da hat die bayerische Glücksspielkommission ein Auge darauf", sagt Bäurle. Ein Glücksspiel ist Poker seiner Meinung nach aber nicht.
Auf der Suche nach einem Clublokal wurde der Verein beim Gasthof Adler in Markt Rettenbach fündig. "Der Wirt konnte sich zuerst gar nichts darunter vorstellen. Dann sind wir vorbeigekommen, und er war begeistert", erzählt Bäurle. Mit ihrem Standort sind die Mitglieder hochzufrieden: "Die Gewölbedecke sorgt für eine beeindruckende Atmosphäre." Und es ist Platz für viele Mitspieler: Im großen Saal könne man 30 Pokertische aufstellen, schwärmt Bäurle. Das reiche für 330 Pokerspieler.