Den Vorwurf der Panikmache handelte sich die Bundesregierung ein, als sie vor einigen Wochen die Bürger dazu aufrief, sich auf Katastrophen vorzubereiten und zu Hause Vorräte einzulagern. Doch es gibt auch Menschen, die sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen. So interessiert sich eine AZ-Leserin dafür, wie eigentlich die Stadt Kaufbeuren gerüstet ist, wenn Strom, Wasser oder Internet ausfallen. Auch Bruno Dangel, Chef der Abteilung für Ordnung und Sicherheit im Rathaus, findet, dass sich ruhig jeder Bürger einmal mit dem Thema befassen sollte. Und er versichert, die Stadt sei gewappnet.
Im Rathaus gibt es nämlich einen eigenen Katastrophenplan. Dieser wird unter Verschluss gehalten, da darin laut Dangel unter anderem vertrauliche Daten enthalten sind. Zudem müsse im Falle des Falles alles schnell gehen. Es ergebe keinen Sinn, darüber im Vorfeld lang und breit zu diskutieren. Kein Geheimnis ist, dass die Stadtspitze sowie alle Hilfs- und Rettungsdienste im Katastrophenfall ihre Einsatzzentrale im Feuerwehrhaus beziehen. Dort ist dafür extra ein Raum vorgesehen, der mit einem dieselbetriebenen Notstromaggregat versorgt wird.
Möglichkeit eines Stromausfalls mitbedenken
Mit diesen Aggregaten ausgestattet sind laut Dangel auch das Klinikum sowie sämtliche Alten- und Pflegeheime. Die Bürger hingegen sollten sich selbst überlegen, wie sie sich im Falle eines Stromausfalls versorgen könnten. Die Stadt behalte zwar das Große und Ganze im Auge und halte beispielsweise Ausweichquartiere bereit. Aber jeder Einzelne trage auch für sich Verantwortung. Dangel rät, nicht nur Vorräte anzulegen, die vor dem Verzehr erhitzt werden müssen, wenn dies zuhause nur mit Strom möglich sei. Hilfreich sei ein Gaskocher, den viele ohnehin für den Campingurlaub benutzten.

Um die Bürger aufzuklären, wollten Dangel und seine Mitarbeiter beim jüngsten Blaulichttag der Stadt Broschüren des Bundesamtes für Katastrophenschutz verteilen. Allerdings sei das Interesse daran sehr gering gewesen. Dangel appelliert deshalb an die Kaufbeurer, sich diese Broschüren bei Gelegenheit im Bürgerbüro abzuholen und sie sich einmal in Ruhe durchzulesen. Er rät auch für kürzere Stromausfälle, etwa bei einem Gewitter, stets Taschenlampe und Kerzen griffbereit zu haben. Bei längeren Energieengpässen nutze es nichts, sich auf die Lebensmittelgeschäfte zu verlassen. Denn diese öffneten am Ende nicht, weil schon die Kassensysteme ohne Strom gar nicht funktionierten.
Elektrizitätswerke sind gerüstet
Sinnvoll sind Dangels Einschätzung nach batteriebetriebene Radiogeräte, damit man wichtige Informationen ohne Strom erhalten könne. Menschen, die auf lebensnotwendige Geräte angewiesen sind, empfiehlt Dangel, sich selbst über eine Notstromversorgung Gedanken zu machen. Über ein eigenes Notfallkonzept für Stromausfälle verfügen die Vereinigten Wertach-Elektrizitätswerke (VWEW) laut Andreas Lieb. Um in der ganzen Stadt einen Notbetrieb aufrecht halten zu können, lagert der Energieversorger bei Leinau in sechs Tanks 300 000 Liter Diesel sowie Aggregate. Damit könne die ganze Stadt zwei Tage lang versorgt oder für fünf bis sechs Tage ein Notbetrieb aufrecht erhalten werden, erklärt Lieb. Zudem verfügt VWEW über Wasserkraftanlagen. Einen eigenen Energieversorger in Kaufbeuren zu haben, der zu 60 Prozent noch dazu der Stadt gehört, bezeichnet Dangel als großen Vorteil.
Empfehlungen für Privatpersonen
Allgemeines Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt den Bürgern, sich auf Notsituationen einzustellen und Vorräte für 14 Tage anzulegen. Denn trotz aller Vorsorge durch Bund, Land und Kommunen könne es etwa durch Hochwasser, starke Schneefälle und Stromausfall stets zu Notfallsituationen kommen.
Flüssigkeit Pro Person etwa 14 Liter je Woche. Geeignet seien Mineralwasser, Fruchtsäfte und länger lagerfähige Getränke.
Lebensmittel Die Vorräte sollten ohne Kühlung länger gelagert werden und auch kalt gegessen werden können. Die Aufbewahrung sollte kühl, trocken und dunkel erfolgen.
Haustiere Auch für sie muss der Bedarf abgedeckt werden.
Hygiene Wenn die Wasserversorgung ausfällt, sollte das kostbare Nass in allen verfügbaren größeren Gefäßen gesammelt und sehr sparsam damit umgegangen werden. Zudem empfiehlt das Bundesamt, genügend Seife, Waschmittel, Zahnpaste, Feuchttücher und Toilettenpapier vorrätig zu halten.
Hausapotheke Hinein gehören neben den persönlichen vom Arzt verschriebenen Medikamenten Mittel gegen Erkältung, Schmerz, Fieber, Durchfall, Insektenstiche sowie Fieberthermometer, Splitterpinzette, Desinfektionsmittel und Verbandsmaterial.
Energieausfall Wenn die Heizung nicht funktioniert, hilft warme Kleidung. Wer einen Ofen hat, sollte Kohle oder Holz im Haus haben. Bei fehlendem Licht helfen Kerzen und Taschenlampen. Auch ein Vorrat an Bargeld ist wichtig, da die Geldautomaten nicht mehr funktionieren könnten. Ein batteriebetriebenes Radio sichert die Versorgung mit Informationen.
Dokumente Bei Brand oder Hochwasser müssen Menschen die Wohnung schnell verlassen. Deshalb sollte ein Ordner mit allen wichtigen Dokumenten griffbereit sein. Duplikate wichtiger Unterlagen bei Freunden, Verwandten, Notaren, Anwälten oder Banken können sinnvoll sein. (rm)
Checklisten In den Infobroschüren des Bundesamtes sind auch Checklisten für die einzeln genannten Punkte sowie viele weitere Informationen enthalten. Im Kaufbeurer Bürgerbüro liegen sie zur Abholung bereit. Im Internet gibt es sie unter www.bbk.bund.de