Der 48-Jährige engagiert sich im Pfarrgemeinderat von St. Peter und Paul und ist einer der treibenden Kräfte für die Zusammenkünfte in St. Dominikus in der Augsburger Straße. „Es handelt sich um das älteste Gotteshaus in Kaufbeuren“, sagt Shafik und schreibt diesem Aspekt eine große Symbolkraft zu. „Wir sind der Stadt als Eigentümerin sehr dankbar für die Möglichkeit.“
Weihnachten nach dem julianischen Kalender
Für den koptischen Christ Shafik und seine Glaubensbrüder- und schwestern zählt dieses Wochenende zu den wichtigsten des Kirchenjahres. Die meisten Kopten sind orthodox, gestern fand eines ihrer 14 Herrenfeste, nämlich Weihnachten, statt. „Es ist das zweitwichtigste Fest nach Ostern“, sagt Shafik. „An Weihnachten erinnern sich die Christen an ihre Wiedergeburt in Jesus durch die Taufe.“ Die orientalisch-orthodoxe Gemeinde feiert nicht nach dem gewohnten gregorianischen, sondern nach dem julianischen Kalender den Beginn der Heiligen Zeit – also 13 Tage versetzt im Januar. Weihnachten fällt für die orthodoxen Christen demnach auf den 6. und 7. Januar. Eine zentrale Feier fand gestern in der Kirche St. Mina München statt.
Ist der Geist stark, dann geht es auch Körper und Seele gut.Hany Shafik
Ein weiteres Zeichen der Ökumene gibt es an diesem Samstag, wenn die christlichen Kirchen in Kaufbeuren und Neugablonz um 19 Uhr zu einem der regelmäßigen halbstündigen Friedensgebete, diesmal wieder in St. Dominikus, einladen.
In der Vorbereitung engagiert
„Die koptisch-orthodoxe Kirche ist nah verwandt mit allen orthodoxen Kirchen vieler Länder“, erzählt Shafik. Deshalb sei es naheliegend, regelmäßig gemeinsame Gottesdienste anzubieten, die seit zwei Jahren auch von immer mehr Asylbewerbern in Kaufbeuren besucht werden. Unter ihnen sind viele orthodoxe Christen aus Nahost und Afrika, die als Flüchtlinge nach Kaufbeuren kamen, so wie Angesom Habtay (18) und Teklu Abrhaley (28) aus Eritrea, die sich beide in der Vorbereitung der Gottesdienste engagieren. Für sie wäre die regelmäßige Fahrt zur nächsten eritreischen Kirche in München zu weit. Deshalb kommt an jedem Samstag vor dem vierten Sonntag im Monat Pater Deuscoros El-Antony in die Dominikuskirche, um dort einen koptisch-orthodoxen Gottesdienst zu halten. „Von mal zu mal werden es mehr Besucher“, sagt Shafik, der sich über ein regelmäßig volles Gotteshaus freut. Sie kommen aus Syrien, Irak, Eritrea, der Türkei und dem Libanon – und natürlich aus Ägypten, wie er selbst. Zudem seien immer wieder Pfarrer aus der aramäischen und eritreischen Kirche zu Gast. Die eritreische Gemeinde feiert ebenfalls jeden Sonntag Gottesdienst.
Für Geist, Körper und Seele
Die Luft ist dann mit Weihrauch gefüllt, die Kerzen flackern in dem kleinen Kapellenraum, die Heiligenbilder leuchten in ihren kräftigen Farben. Ein geschmückter Christbaum flankiert den Altar. Die Gottesdienste werden in Deutsch, Koptisch und Arabisch gehalten. Ihre Liturgie entspricht dem koptischen Ritus und ist geprägt von Brauchtum und Tradition. Ihr wichtiger Bestandteil ist die Eucharistie. Hinzu kommen lobpreisende Hymnen, die im Wechsel zwischen Priester, Diakonen und der ganzen Gemeinde gesungen werden. „Es geht um Spiritualität“, sagt Shafik. „Ist der Geist stark, dann geht es auch Körper und Seele gut.“