„Wir haben noch nie so viele Mundschutzmasken verkauft wie jetzt“, sagt Michael Bentz. Ihm gehört die Alpin Apotheke am Klinikum und die Rottach Apotheke im Cambomed in Kempten. Grund ist das neuartige Erste Krankheitsfälle wurden im Dezember bekannt, inzwischen haben sich zehntausende Menschen angesteckt – vor allem in China. Im Allgäu gibt es bisher keine Betroffenen. Trotzdem spricht Catrin Fiedermutz, Hausärztin in Bad Hindelang, von einer beginnenden Panik bei den Menschen, die das Gesundheitszentrum Ostrachtal besuchen, in dem sie arbeitet. Aber ist diese gerechtfertigt? „Nein.“
Einheimische, die an Erkältungs- oder Grippesymptomen leiden, in jüngster Zeit aber nicht in ein Risikogebiet gereist sind oder Kontakt zu einer infizierten Person hatten, bräuchten sich keine Sorgen machen, sagt die Ärztin. Trotzdem hätten während der vergangenen Tage vermehrt Patienten Angst, sich angesteckt zu haben. „Diese Sorgen konnten wir zerstreuen.“
Patient würde sofort isoliert
Fiedermutz und ihre Kollegen sind in regelmäßigem Austausch mit dem Oberallgäuer Gesundheitsamt über neue Entwicklungen. Sollte ein Patient, der Symptome hat und aus einem Risikogebiet kommt – etwa aus einem Skiort in Italien – in der Praxis vorstellig werden, würde dieser sofort isoliert, behandelt, den Behörden gemeldet und mit einem Mundschutz ausgestattet.
Der dient vor allem dazu, dass der Erkrankte niemanden ansteckt, sagt Apotheker Michael Bentz. Umgekehrt könne bei gesunden Menschen ein Mundschutz kaum vor einer Ansteckung schützen. Zumindest nicht das handelsübliche Modell aus Papier, das auch Baumärkte im Sortiment haben. Das Robert-Koch-Institut – in Deutschland zuständig für Infektionskrankheiten – empfehle Mundschutz-Klasse FFP2. „Aber den kann man nicht im Alltag tragen“, sagt Bentz. Die Nachfrage sei trotzdem „überdimensional“.
"Es ist fast alles ausverkauft, der Bestand geht langsam zur Neige.“ In ein Beratungsgespräch mit den Kunden einzusteigen, sei schwierig, „weil sie einfach einen Mundschutz wollen, um sicher zu sein“. Seine erste Empfehlung, um sich vor Ansteckungen zu schützen, sei jedoch die Hust- und Nies-Etikette. Und die gelte während der Grippe-Saison generell: Hand oder besser Ellenbeuge vor Nase und Mund halten und Hände regelmäßig mit Wasser und Seife waschen. Denn hauptsächlich über die Hände würden Atemwegsinfektionen übertragen.
„Es ist eine gewisse Vorsicht angebracht“, sagt Bentz im Hinblick auf das Corona-Virus. „Aber man darf auch nicht in Panik verfallen.“ Wer Bedenken habe, könne sich auch über die Webseite des Robert-Koch-Instituts über aktuelle Entwicklungen und Verhaltensempfehlungen informieren. Bentz weist zudem darauf hin, dass die Grippewelle jedes Jahr viel mehr Todesfälle fordere, als gemeinhin bekannt.
Kemptener Hausarzt ist gelassen
Gleiches sagt auch der Hausarzt Hannes Bösker aus Kempten. „Zu mir kamen bisher keine Patienten, die Angst hatten, infiziert zu sein.“ Er selbst sei gelassen und sehe keinen Grund zur Beunruhigung. Das neuartige Corona-Virus sei ein Atemwegsvirus, das im Vergleich zur Grippe „eher weniger gefährlich“ sei. Bösker stützt sich dabei auf die Angaben des Robert-Koch-Instituts.
Aus seiner Sicht ist das Corona–Virus vor allem „ein Medienthema“, die Aufregung teilweise übertrieben. Nichtsdestotrotz könne man davon ausgehen, dass das Virus im Laufe des Jahres „seine Runde um die Welt machen wird“. So etwas könne man nicht isolieren.
Das Gesundheitsamt Oberallgäu war am Dienstag geschlossen. „Wir können Ihnen dazu heute keine Auskunft geben“, teilte die Pressestelle mit.