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Kirchen-Skandal um Papst Benedikt: Stimmen zum Papst-Bekenntnis

Kirchen-Skandal München

"Verstrickt sich immer mehr in seine Lügengebilde": Stimmen zu Papst-Eingeständnis

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    Sowohl innerhalb der Kirche als auch außerhalb wird Kritik an Joseph Ratzinger, dem emeritierten Papst Benedikt XVI., laut.
    Sowohl innerhalb der Kirche als auch außerhalb wird Kritik an Joseph Ratzinger, dem emeritierten Papst Benedikt XVI., laut. Foto: Matthias Balk, dpa (Archivbild)

    Am Montag hat sich der emeritierte Papst Benedikt XVI. in einer Stellungnahme zum Missbrauchsskandal im Bistum München Freising geäußert und eine Falschaussage zugegeben.

    Kurze Zeit später werden allerdings schon Stimmen der Kritik laut. So hat sich der Sprecher der Opferinitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, enttäuscht über die am Montag verbreitete Stellungnahme von Papst Benedikt geäußert.

    Benedikt habe sich nur dafür entschuldigt, dass er eine falsche Angabe zu seiner Teilnahme an einer Sitzung im Jahr 1980 gemacht habe. "Entschuldigen müsste er sich eigentlich für den ganzen Vorgang, denn er ist mit dafür verantwortlich, dass dieser Priestertäter anschließend jahrzehntelang Kinder im Bistum gefährden konnte", sagte Katsch am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist ja der eigentliche Skandal."

    Belasteter Priester konnte jahrzehntelang weiter Kinder gefährden: "Das ist ja der eigentliche Skandal"

    Es sei ein Muster in der katholischen Kirche, immer nur das zuzugeben, was sich nicht mehr bestreiten lasse. "Damit trägt er dazu bei, dass man wirklich das Gefühl hat, man kann ihnen nichts glauben." Viel besser wäre es, die Größe zu haben, den Fehler zuzugeben und dafür um Verzeihung zu bitten, sagte Katsch.

    Matthias Katsch ist Sprecher der Opferinitiative "Eckiger Tisch" für Opfer von sexuellem Missbrauch durch die Kirche.
    Matthias Katsch ist Sprecher der Opferinitiative "Eckiger Tisch" für Opfer von sexuellem Missbrauch durch die Kirche. Foto: Matthias Balk, dpa (Archiv)

    Kirchenrechtler bezichtigt Benedikt XVI. weiterhin der Lüge

    Der Kirchenrechtler Thomas Schüller hat dem emeritierten Papst Benedikt XVI. vorgeworfen, weiterhin die Unwahrheit zu sagen. Zwar habe Benedikt in seiner am Montag veröffentlichten Stellungnahme zugegeben, an einer entscheidenden Sitzung in München im Jahr 1980 teilgenommen zu haben.

    Er bestreite aber weiterhin wahrheitswidrig, etwas über die Vorgeschichte des pädophilen Priesters Peter H. gewusst zu haben. "Dies ist erneut eine Unwahrheit, wie das in der vergangenen Woche vorgestellte Gutachten von Westpfahl Spilker Wastl beweisen konnte", sagte Schüller am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

    Papst-Amt dauerhaft beschädigt: "Joseph Ratzinger verstrickt sich in seine Lügengebilde"

    "Joseph Ratzinger verstrickt sich immer mehr in seine Lügengebilde und wird auch durch die angekündigte ausführliche Stellungnahme den irreparablen persönlichen Schaden für sich und sein Lebenswerk nicht mehr beseitigen können. Er beschädigt damit dauerhaft das Papstamt und damit die katholische Kirche."

    Thomas Schüller, Theologe und Kirchenrechtler kritisiert Papst Benedikt XVI für seine Stellungnahme scharf.
    Thomas Schüller, Theologe und Kirchenrechtler kritisiert Papst Benedikt XVI für seine Stellungnahme scharf. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa (Archivbild)

    Kritik kommt auch aus der Kirche

    Auch der langjähriger Weggefährte und Theologe Wolfgang Beinert ging auf Distanz zu seinem früheren Lehrer und forderte eine öffentliche Entschuldigung des emeritierten Pontifex bei Opfern sexuellen Missbrauchs. "Das ist unbedingt notwendig", sagte der emeritierte Theologie-Professor der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstagsausgabe). "Es bleibt ihm also nur übrig zu sagen: Ja, ich habe einen Fehler begangen und bereue ihn bitterlich", sagte er. "Anschließend müsste er ein Zeichen setzen - so er das noch kann."

    Die feministische Reforminitiative hatte schon am Vortag - bevor die Stellungnahme Benedikts bekannt wurde - deutliche Konsequenzen zum Missbrauchsgutachten gefordert: "Wir erwarten, dass Joseph Ratzinger in Anbetracht dessen auf die Verwendung seines päpstlichen Namens sowie seiner damit verbundenen Titel und Insignien verzichtet."

    Passauer Bischof ist verwundert über die Papst-Stellungnahme zum Missbrauchsgutachten

    Auch der Passauer Bischof Stefan Oster zeigt sich verwundert über die Erklärung des emeritierten Papstes Benedikt und übt Kritik an der katholischen Kirche. "Natürlich ist solch ein menschliches und institutionelles Versagen durch nichts zu rechtfertigen. Vor allem, dass die Betroffenen in der Vergangenheit so wenig im Blick waren", sagte Oster der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag).

    Der Bischof wundere sich über die Erklärung des emeritierten Papstes Benedikt zum Missbrauchsgutachten. "Ich frage mich natürlich, wie diese 82-seitige Stellungnahme, die seine Unterschrift trägt, entstanden ist", so Oster. Er habe Benedikt als grundehrlichen Menschen kennengelernt, der auch seinen bischöflichen Wahlspruch, "Mitarbeiter der Wahrheit" sein zu wollen, sehr ernst nehme.

    Der Passauer Bischof Stefan Oster bei einem Interview.
    Der Passauer Bischof Stefan Oster bei einem Interview. Foto: Armin Weigel, dpa (Archivbild)

    Viele Gläubige vom ehemaligen Papst enttäuscht

    Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) rief Ratzinger ebenfalls noch vor dessen Statement dazu auf, Verantwortung zu übernehmen. Dass hier auch einem ehemaligen Papst schwere Verfehlungen vorgeworfen würden, sei für viele Gläubige kaum mehr zu fassen und zu ertragen, sagte Ackermann der Internetausgabe der Tageszeitung "Trierischer Volksfreund".

    Lesen Sie auch: Papst Benedikt soll wieder Joseph Ratzinger heißen - Das fordert eine Reforminitiative der Kirche

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